"Du musst ausgleichend sein, politisch gut vernetzt und eine wirklich authentische Verbindung zu den Amateurvereinen haben. Und die darf sicher nicht darin bestehen, dass man sich dreimal pro Jahr im 'Kicker' die Tabelle der Oberliga anschaut. Das ist eine Mammutaufgabe! Man benötigt jemanden, der diese Schnittstelle zwischen Profi- und Amateurfußball und diese immens große gesellschaftspolitische Aufgabe gleichmäßig austariert. Ich bin sehr gespannt, wen die Findungskommission präsentieren wird", sagte Watzke.
Eigentlich hatte der DFB schon Ende Juli seinen Kandidaten vorstellen wollen. Medienberichten zufolge bekam der DFB Absagen vom ehemaligen Adidas-Chef und möglichen künftigen Bayern-Präsidenten Herbert Hainer und dem ehemaligen Aufsichtsratschef der Commerzbank Klaus-Peter Müller. Unmittelbar nach der Demission von Grindel waren unter anderen die früheren Nationalspieler Philipp Lahm und Christoph Metzelder und auch Oliver Kahn und Rudi Völler gehandelt worden.
"Der künftige DFB-Präsident sollte über eine gewisse Fußball-Erfahrung verfügen und einen guten Draht zu den handelnden Personen der Bundesliga haben. Er sollte nahbar sein und ein menschliches Klima schaffen. Darüber hinaus ist es wichtig, den Fußball nicht nur zu repräsentieren, sondern auch zu verkörpern", sagte Fortuna Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel.
Fußball-Hintergrund alleine reicht aber längst nicht mehr aus. In einer reformierten DFB-Struktur soll der Präsident nicht mehr die Exekutivgewalt als allmächtiger und für alle Details verantwortlicher Funktionär verantworten. Angedacht ist, dass er als Aufsichtsratschef der DFB GmbH fungiert, also eher tatsächlich präsidiale Aufgaben übernimmt, statt die Tagesgeschäfte zu führen.
In Gerhard Mayer-Vorfelder, Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und nun Grindel gingen die vergangenen vier DFB-Chefs aus verschiedenen Gründen vorzeitig oder nicht aus freien Stücken - auch weil sie sich in ihren diversen Amtsgeschäften verzettelten. "Der neue DFB-Präsident oder die neue DFB-Präsidentin wird alleine deswegen eine starke Persönlichkeit sein können, weil sich mit dem neuen Aufgabenzuschnitt die Gewähr bietet, für längere Zeit im Amt bleiben zu können", sagte Koch.