Kantorei Haßberge Besucher strömen zur Johannespassion

Gerold Snater
Tenor Oliver Kringel führte als Evangelist durch das Geschehen der Passionsaufführung in der Marienkirche. Foto: /Snater

In der Marienkirche hat die Kantorei Haßberge die Johannespassion aufgeführt. Das Gotteshaus war dabei voll besetzt.

 
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Die Johannespassion von Johann Sebastian Bach wurde vor nahezu 300 Jahren am Karfreitag des Jahres 1724 in Leipzig zum ersten Mal aufgeführt. Für viele Menschen ist ihr alljährlicher Besuch schon zu einem Muss geworden. Gerade auch in unserer jetzigen Zeit, wo Parallelen gezogen werden können, vom Martyrium, der Kreuzigung und dem Tod Jesu zu den Ereignissen im Kriegsgeschehen in der Ukraine. Darauf wies Vorsitzende der Kantorei Haßberge, Bernd Edrich, bei seiner Einführung und Begrüßung der Zuhörer zur Aufführung der Passion am Freitag in der Marienkirche in Königsberg hin.

Bis auf den letzten Platz war das große Gotteshaus besetzt, um der Aufführung beiwohnen zu können. Geboten wurde diese von der Kantorei Haßberge zusammen mit Musikern eines Orchesters aus Würzburg sowie hochkarätigen Gesangssolisten. Martina Kirchhof und ihrer Gambe sowie Ivo Schwinn, der junge hochbegabte Organist aus Königsberg, vervollständigten das Ensemble. Die Gesamtleitung lag in den Händen von Dekanatskantor Matthias Göttemann, der wieder einmal das richtige Einfühlungsvermögen für das ganze Werk zeigte.

Die Passion wird von zwei groß angelegten Chorsätzen umrahmt. Dabei steht musikalisch und dramaturgisch der Herrscher und dessen Ruhm im Vordergrund, im Schlusschoral dann das ewige Leben und der Lobpreis. Die Johannespassion ist ein musikalisches und religiöses Gesamtkunstwerk, das dem Hörer wie kein anderes die Leidensgeschichte Jesu nahe bringt und buchstäblich „unter die Haut geht“.

Das gelang nicht nur beeindruckend dem großen Chor der Kantorei sondern auch den einzelnen Gesangssolisten. So sang der Königsberger Pfarrer Peter Hohlweg mit seiner bekannt wohltönenden, starken Stimme die Bassarien. Die Jesusworte gestaltete Jakob Mack aus Ebern, der seit einigen Jahren am Mainfrankentheater in Würzburg singt. Sensibel und einfühlsam mit einer ungewöhnlichen Palette an Klangnuancen konnte man die Stimme der blinden Sopranistin Gerlinde Sämann erleben. Die Altistin von der Oper Frankfurt, Katharina Magiera, überzeugte, wie schon öfters in den Haßbergen, kräftig und ausdrucksstark mit lebhaften Einwürfen.

Von der Gefangennahme, der Verurteilung, Geißelung und Kreuzigung Jesu wurde dramatisch und eindrucksvoll in Rezitativen, Arien, Chören und Chorälen erzählt. Neben dem Evangelisten, dem Tenor Oliver Kringel, der nicht nur gesanglich voll überzeugte sondern zudem seine Vorträge auch mit der entsprechenden Mimik unterstrich, kam auch der Kantorei Haßberge eine wichtige Rolle zu. Sie griff einerseits in den sogenannten Turba-Chören als handelnde Menschenschar in das Geschehen ein und erklang andererseits betrachtend und betroffen als gläubige Gemeinde in den Chorälen.

Eine beeindruckende Aufführung und eine tiefschürfende musikalische Vorbereitung auf das nahende Osterfest mit dem Hinweis auf den eigentlich Sinn dieses Festes, den viele Menschen inzwischen aus den Augen verloren haben.

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