Online-GadgetKardinal-O-Mat: So wählen Sie beim Konklave mit
Markus Brauer/dpa07.05.2025 - 11:20 Uhr , aktualisiert am 07.05.2025 - 11:44 Uhr
In der digitalen Welt dreht die Papstwahl gerade enorm hoch. So viel Aufregung war im Internet vor einem Konklave noch nie. Ab diesem 7. Mai wählen die Kardinäle im Vatikan hinter verschlossen Türen das neue Oberhaupt der katholischen Kirche. Wollen Sie mitwählen? Mit dem "Kardinal-O-Mat" geht das online ganz einfach.
Beim „Kardinal-O-Maten“ kann man die Thesen der verschiedenen Kandidaten zu kirchlichen Fragen mit der eigenen Meinung vergleichen. Der große Unterschied zum „Wahl-O-Maten“: Selbst wählen darf man später nicht. Das ist den Männern im Konklave vorbehalten. Foto: Imago/Friedrich Stark
Seit dem Tod von Papst Franziskus ist nicht nur der Heilige Stuhl verwaist. Das X-Konto des @Pontifex ist es auch. Die letzte Nachricht dort stammt vom Ostersonntag (20. April): „Christus ist auferstanden.“ Einen Tag danach war das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken tot.
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Einzug der Kardinäle in den Petersdom am 7. Mai 2025: Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle (Mi.), Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung und früherer Erzbischof von Manila auf den Philippinen, gilt als einer der Favoriten im Konklave. Foto: Imago//Steinsiek.ch
Aus dem Konto „Papst Franziskus“ wurde „Apostolica sedes vacans“ („Unbesetzter apostolischer Stuhl“). Seither ist es dort still. Was man vom Rest des Internets in Bezug auf die Papstwahl überhaupt nicht behaupten kann.
Mega-Internet-Hype um das Konklave
Vor dem an diesem Mittwoch (7. Mai) beginnenden Konklave, in dem 133 Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle Franziskus’ Nachfolger wählen, herrscht in den sozialen Netzwerken enorme Aufregung.
Kaum etwas, das es nicht gibt: Memes mit tanzenden Kardinälen, TikTok-Schnipsel mit ziemlich echt aussehenden Kirchenmännern, die in der Sixtinischen Kapelle am Joint hängen, oder andere Fake-Videos mit älteren Herren in Rot, die vor Michelangelos „Jüngstem Gericht“ Pizza vertilgen.
Spektakel der Popkultur: Erstes Konklave mit TikTok und KI
Einen der sonderbarsten Auftritte von allen hatte allerdings Donald Trump: Der US-Präsident ließ über den offiziellen X-Account des Weißen Hauses ein KI-generiertes Porträt von sich als Papst in weißer Soutane verbreiten. Die Meinungen dazu waren ziemlich geteilt. Der Vatikan enthielt sich, trotz vieler Nachfragen, jeglichen Kommentars.
Ändern können die amtierenden Kirchenoberen ohnehin nicht mehr viel: Aus dem Konklave, einem viele Jahrhunderte alten, überaus geheimnisvollen Ritual, ist 2025 ein Spektakel der Popkultur geworden.
Vor zwölf Jahren, als Franziskus gewählt wurde, gab es weder TikTok noch Künstliche Intelligenz. Instagram, gegründet 2010, war eben erst vom viele Milliarden schweren US-Konzern Facebook aufgekauft worden.
Eine Nonne schützt sich vor dem Regen, während sie die letzte Messe der Kardinäle im Petersdom vor dem Konklave zur Wahl eines neuen Papstes auf dem Petersplatz verfolgt. Foto: Francisco Seco/AP/dpa
Papst im Daunenmantel eines der ersten ikonischen KI-Bilder
Der deutsche Papst Benedikt XVI. war kurz vor seinem überraschenden Rücktritt der erste @Pontifex auf Twitter. Franziskus hatte damit zuletzt mehr als 50 Millionen Follower. Auch auf Instagram war er aktiv.
2023 wurde mit einem KI-generierten Bild des Papstes vielen Leuten erstmals klar, wozu Künstliche Intelligenz fähig ist: Der ältere Herr im weißen Hipster-Daunenmantel mit mächtigem Silber-Kruzifix auf der Brust sah täuschend echt aus.
Von den Kardinälen, die jetzt als Nachfolger gehandelt werden, sind einige ebenfalls auf Social Media aktiv. Der Philippiner Luis Antonio Tagle – einer der Favoriten – hat auf Facebook mehr als 600.000 Follower.
Die beiden Italiener Pietro Parolin und Matteo Zuppi, ebenfalls als mögliche neue Pontifexe genannt, verzichten bislang auf solche Aktivitäten. Sie stehen auch so bei den verschiedenen Internet-Wettbörsen hoch im Kurs.
Kardinalstaatssekretär Paolo Parolin gilt bei den Buchmachern als einer der Top-Papst-Favoriten. Foto: Imago/ZumaPress Wire
Online-Spiel: Favorit als Kapitän, größter Außenseiter als Torwart
In Italien ist das Wetten auf religiöse Ereignisse offiziell verboten. Aber man kann sich in einem Online-Spiel auf eine Vorhersage zum Ausgang des Konklaves einlassen. Bei „Fantapapa“ muss man – in Italien sind viele nicht nur sehr katholisch, sondern auch fußballverrückt – eine Mannschaft aus elf Kardinälen zusammenstellen.
Seinen Top-Favoriten macht man zum Kapitän, den Kardinal mit den wenigsten Chancen zum Torwart: Aktuell trägt Matteo Zuppi, der Erzbischof von Bologna, die Kapitänsbinde. Im Tor steht der Jüngste, Mykola Bychok (45).
Kardinal Matteo Zuppi (re.) mit Papst Franziskus bei einer Privataudienz im vergangenen Jahr. Foto: Imago/Independent Photo Agency
„Kardinal-O-Mat“ ist der Deutschen liebstes Konklave-Gadget
In Deutschland erfreut sich der „Kardinal-O-Mat“ besonderer Beliebtheit. Der Name lehnt sich an die „Wahl-O-Maten“ an, mit der seit vielen Jahren die Bundeszentrale für politische Bildung vor Landtags-, Bundestags- und Europawahlen Entscheidungshilfe gibt.
Beim „Kardinal-O-Maten“ kann man die Thesen der verschiedenen Kandidaten zu kirchlichen Fragen mit der eigenen Meinung vergleichen. Der große Unterschied zum „Wahl-O-Maten“: Selbst wählen darf man später nicht. Das ist den Männern im Konklave vorbehalten.
„Er ist eine völlige Schnapsidee und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität.“ Foto: Imago/Friedrich Stark
Der Erfinder des "Kardinal-O-Mat", Luca A. Naudszus, hat Sinn für Humor. Auf der Homepage www.kardinalomat.de schreibt er: „Der Kardinal-O-Mat ist ein Projekt zur spielerischen Auseinandersetzung mit den Positionen der wahlberechtigten Kardinäle beim kommenden Konklave. Er ist eine völlige Schnapsidee und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität.“
Jetzt aber hurtig: Kardinal Gregorio Rosa Chavez verlässt den Vatikan, nachdem er an einer Sitzung der Generalkongregation der Kardinäle in der Neuen Synodenhalle teilgenommen hat, wo sie sich auf das am 7. Mai beginnende Konklave zur Wahl des 267. römischen Pontifex vorbereiten. Foto: Andrew Medichini/AP/dpa
1. Wer mitmachen will, muss 12 Fragen beantworten. Es gibt jeweils drei Wahlmöglichkeiten: Zustimmen / Neutral / Ablehnen. Hier drei Beispiele:
„Frauen sollten zum Diakonat zugelassen werden.“
„Gleichgeschlechtliche Paare sollten weiterhin außerhalb liturgischer Feiern gesegnet werden dürfen.“
„Das priesterliche Zölibat sollte freiwillig werden.“
2. Als nächstes muss man jene der 12 beantworteten Fragen gewichten, die einem besonders bedeutend erscheinen. Diese Fragen werden dann doppelt gewertet.
3. In einem dritten Schritt kann man danach bestimmen, auf wen sich die beantworteten Fragen beziehen:
A: Papabili
B: Alle wahlberechtigten Kardinäle
C: Nicht wahlberechtigte Kardinäle (ohne Papabili)
4. Schlussendlich wird das Ergebnis präsentiert. Die Reihenfolge und Anzahl der Papst-Aspiranten variiert je nachdem, wie stringent die Fragen beantwortet wurden. Will heißen: Wer allen 12 Fragen zustimmt, hat die längste Liste mit potenziellen Päpsten. Auch das Ergebnis bei dieser Wahlvariante ist überraschend. Auch deshalb, weil auf dem 2. Platz der Münchner Kardinal Reinhard Marx auftaucht, den bisher noch niemand auf dem Schirm hatte.
1. Platz: Mario Grech (68), Malta, Generalsekretär der Bischofssynode – 100%
2. Platz: Reinhard Marx (71), Deutschland, Erzbischof von München und Freising – 100%
Kardinal Reinhard Ma Foto: Imago/Ulmer/Teamfoto
3. Platz: Joan Josep Omella i Omella (79), Spanien, Erzbischof von Barcelona – 100%
Derweil gilt im Konklave hinter verschlossenen Vatikan-Türen, wie seit Jahrhunderten, strengstes Kontaktverbot zur Außenwelt. Vor Beginn der Wahl müssen alle Handys, Smartphones, Laptops und Computer abgegeben werden.
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hatte vor dem Konklave offensichtlich noch viel Mitteilungsbedarf. Damit ist jetzt vorerst Schluss. Foto: Imago/NurPhoto
Zudem sind in und um die Sixtinische Kapelle Störsender installiert. Für ein paar Tage ist es für die eine purpurne Soutane tragenden Chef-Managern der katholischen Kirche in ihrer Abgeschiedenheit dann wieder wie früher: Das Internet existiert überhaupt nicht.