„Dass es derzeit zu einer erhöhten Zahl an Austritten aus der katholischen Kirche kommt, ist uns bekannt“, erklärt Harry Luck, Pressesprecher des Erzbistums Bamberg, auf Anfrage der Neuen Presse. Dies sei infolge von Skandalen durchaus üblich, auch wenn diese sich nicht im Erzbistum Bamberg selbst abgespielt hätten. Wie viele Menschen genau sich seit der jüngsten Affäre von der Kirche abgewandt hätten, sei jedoch noch nicht bekannt. „Das erfahren wir immer erst mit großem zeitlichem Abstand“, berichtet Luck. Als Erstes werde der Kirchenaustritt von den Standesämtern nämlich an das Finanzamt mitgeteilt. „Für viele Menschen ist ein solcher Skandal lediglich der letzte Auslöser für einen Austritt nach einer lang andauernden Entfremdung“, betont der Pressesprecher des Erzbistums. Die derzeit aktuelle Affäre belaste jedoch auch viele Kirchenmitglieder, die bislang als wichtige Funktionsträger ihrer Kirchengemeinden gelten würden und sich engagierten. Um das Vertrauen wiederherstellen zu können, brauche die Kirche Erzbischof Schick zufolge eine grundlegende Reform.
„Nicht alle Kirchenaustritte lassen sich aber auf Skandale zurückführen“, berichtet Stefan Porzelt, Standesbeamter in Weißenbrunn. Hier traten im Januar fünf Personen aus der Kirche aus – im gesamten Jahr 2020 seien es lediglich sechs gewesen. Gerade in Zeiten der Pandemie habe manch einer möglicherweise auch auf seine Lohnabrechnung geschaut und beschlossen, künftig keine Kirchensteuer mehr zahlen zu wollen. Zudem würden in die Statistik der Austritte auch Übertritte von einer Religionsgemeinschaft in eine andere fallen. „Warum genau ein Mensch aus der Kirche austritt, dürfen wir als Standesbeamte gar nicht fragen“, betont er. Das sei eine private Angelegenheit. Als Standesbeamter erfasse man nur die Daten. Eine Erklärung für diese persönliche Entscheidung sei niemand schuldig.
Nicht alle Gemeinden im Landkreis sind gleichermaßen von der Austrittswelle betroffen. So gab es in Ludwigsstadt laut zuständigem Standesamt im Januar nur einen einzigen Kirchenaustritt. Im Jahr 2021 seien es 21 gewesen. „Das hängt vielleicht damit zusammen, dass Ludwigsstadt eher protestantisch geprägt ist“, berichtet Standesamtsleiter Bernd Leiter.