Katholisches Marienfest: Unsere Lieben Frau vom Rosenkranz Was das Rosenkranzgebet ist und wie es gebetet wird

Markus Brauer

Perlen der Versenkung: Der Rosenkranz ist eines der volkstümlichsten christlichen Gebete. Was er bedeutet und wie man ihn betet, zeigt folgende Einführung in die Spiritualität dieser zutiefst katholischen Gebetsform.

 
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Das Wort Rosenkranz stammt vom Lateinischen „Rosarium“ – der Rosengarten. Im christlichen Glauben stehen Rosen symbolisch für Maria, die Mutter Jesu und für ihre Jungfräulichkeit. Maria wird im Gebet, in Gedichten und Liedern auch als „Rosa mystica“ (Mystische Rose) angerufen. Foto: Imago/Panthermedia

Das Fest der allerseligsten Jungfrau Maria vom Rosenkranz (lateinisch: Festum Beatae Mariae Virginis a Rosario) – kurz Rosenkranzfest – wird in der Liturgie der katholischen Kirche am 7. Oktober gefeiert.

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Devotionsfest zum Gedenken an den Sieg von Lepanto

Das Rosenkranzfest ist ein Devotionsfest: Ein solches Ideen- oder Andachtsfest stellt eine in der Gottesdienstordnung (Liturgie) der römisch-katholischen Kirche eine Glaubenswahrheit in den Mittelpunkt der liturgischen Feier der heiligen Messe und des Stundengebetes

Papst Pius V. (Papst 1566–1572) hatte das Marienfest als Gedenktag „Unserer Lieben Frau vom Siege“ gestiftet, um damit dem Dank für den Sieg der christlichen Flotte in der Seeschlacht von Lepanto (1571) gegen das Osmanische Reich auszudrücken. 1573 wurde es von Papst Gregor XIII. (1572-1585) in „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz“ umbenannt. 1913 legte Papst Pius X. (1903-1914) das Fest auf den 7. Oktober fest.

Der Rosenkranz ist das katholische Volksgebet schlechthin. Foto: Imago/Shotshop

Rosenkranzgebet: Mehr gesäuselt als klar artikuliert

Wer kennt es nicht, jenes monotone Gemurmel, das vor allem im Marienmonat Mai und im Rosenkranzmonat Oktober in katholischen Kirchen zu hören ist, wenn auch sehr viel seltener als früher. Wie aus einem fernen Universum dringen die frommen Strophen des Rosenkranzes durch den Sakralraum ans Ohr, mehr gesäuselt als klar artikuliert.

Der Rosenkranz ist das katholische Volksgebet schlechthin. Mit Sicherheit ist es von frommen Frauen und Männern weit öfter gebetet worden, als es Sterne in unserer Galaxie gibt. Jeder Rosenkranz besteht aus insgesamt 59 Perlen: 50 kleine und fünf große Perlen sind an der längeren Kette oder Schnur aufgereiht. An einer dieser großen Perlen hängt eine kleinere Kette oder Schnur mit drei weiteren kleinen Perlen, einer großen Perle sowie einem Kreuz.

Wie aus einem fernen Universum dringen die frommen Strophen des Rosenkranzes durch den Sakralraum ans Ohr, mehr gesäuselt als klar artikuliert. Foto: Imago/Funke Foto Services

„Rosarium“ – „Rosa mystica“

Das Wort Rosenkranz stammt vom Lateinischen „Rosarium“ (Rosengarten). Im christlichen Glauben stehen Rosen symbolisch für Maria, die Mutter Jesu und für ihre Jungfräulichkeit. Maria wird im Gebet, in Gedichten und Liedern auch als „Rosa mystica“ (mystische Rose) angerufen.

Das Wort Rosenkranz tauchte in Deutschland erstmals im späten 14. Jahrhundert auf. Es beruht auf der Vorstellung, dass die Anrufungen, Fürbitten und Gebete wie ein Kranz seien, geflochten aus weißen, roten und goldenen Rosen zur Ehre der Gottesmutter.

Gebetsblatt zum Fest der allerseligsten Jungfrau Maria vom Rosenkranzdigitale Reproduktion einer Originalvorlage aus dem 19. Jahrhundert. Foto: Imago/H. Tschanz-Hofmann

Andacht, Zeit, Muße

Um den Rosenkranz angemessen zu beten, braucht man Andacht, Muße und Zeit. Ein Herunterrasseln widerspricht seinem spirituellen Sinn. Als Meditation über das Leben Jesu verbindet er Marienverehrung und Christusfrömmigkeit wie kaum ein anderes christliches Gebet.

Der erzählerische Bogen, eingebettet in die Rosenkranzgeheimnisse, spannt sich über die gesamte Heilsgeschichte: von der Verkündigung des Engels an Maria über die Geburt Jesu, sein verborgenes Leben in Nazareth, die Jahre seines öffentlichen Wirkens als Wanderprediger, seine Passion und seinen Tod am Kreuz in Jerusalem bis zu seiner Auferstehung, Himmelfahrt und der Sendung des Heiligen Geistes an Pfingsten.

Insofern ist der Rosenkranz ein spirituelles Kompendium und geistliches Lehrbuch des christlichen Glaubens, das bis heute Gläubige in seinen Bann zu ziehen vermag.

„Paternoster-Schnur“

Das Rosenkranzgebet geht zurück auf die frühen Wüstenväter, die in Klöstern und als Eremiten die jüdische Tradition des Psalmgebets fortführten. Wer als Gläubiger nicht lesen konnte, betete in späteren Zeiten als Ersatz für die 150 Psalmen der alttestamentlichen Bibel ebenso viele „Vaterunser“. Diese „Paternoster-Schnur“ wurde ab dem 13. Jahrhundert um das „Ave Maria“, das Grundgebet zur Anrufung Mariens, erweitert.

Schon rein zeitlich war diese Frömmigkeitsübung für einfache Bauern oder Handwerker nicht durchzuhalten. Kartäuser-Mönche waren die Ersten, die ab dem späten 14. Jahrhundert beim Beten von 50 „Ave Maria“ über das Leben Jesu meditierten und ihr frommes Tun „Rosarium“ nannten. Die Anrufung Mariens wurde jeweils in Zehnergruppen unterteilt und zu jeder Zehnergruppe ein „Vaterunser“ gebetet.

Als schließlich noch das Glaubensbekenntnis und der Lobpreis der göttlichen Dreifaltigkeit hinzugefügt wurden, war der Gebetsklassiker perfekt.

Auch Päpste wie Franziskus beten mit Vorliebe den Rosenkranz. Foto: Imago/xim-gs

Gebetsperlen im Christentum und Islam

Der Rosenkranz besteht aus dem Glaubensbekenntnis, sechs „Vaterunser“ und 50 plus drei „Ave Maria“. Die 50 „Ave Maria“ sind in fünf Zehnergruppen unterteilt. „Nach jedem „Ave Maria“ einer Zehnergruppe wird jeweils ein Gesätz eingefügt – ein Satz, der ein Geheimnis aus dem Leben Jesu und der Heilsgeschichte in den Mittelpunkt stellt. Insgesamt gibt es bei jedem Rosenkranz fünf Gesätze.

Aus der Betrachtung dieser Geheimnisse haben sich die drei klassischen Rosenkranzgebete entwickelt: der freudenreiche Rosenkranz, der schmerzhafte Rosenkranz und der glorreiche Rosenkranz. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) erweiterte das Triduum 2002 um den lichtreichen Rosenkranz. Im deutschen Sprachraum wird außerdem noch der trostreiche Rosenkranz gebetet.

Auch andere Religionen verwenden Gebetsketten. Im Islam heißen sie „Misbaha“ oder „Subha“ und haben meist 99 Perlen – so viele wie die Namen Allahs. Beim Gebet lässt man die Perlen zwischen den Fingern gleiten und spricht Lobpreisungen, Gottes Namen oder Gebetsformeln.