Schön antwortet auf die Frage nach dem Tarif, „dass man den finanziellen Bestand der Mitarbeiter sichern sollte“. Man solle sich der Sanierung eines Unternehmens nicht immer nur von der Kostenseite nähern und Mitarbeiter schon gar nicht nur als Kostenfaktor sehen. Diese seien vielmehr mit ihrem Know-how und ihrer Motivation ein Schatz des Unternehmens.
Es gehe darum, wieder mehr Umsatz und so auch Gewinn zu generieren. Dazu müsse man das Erscheinungsbild und das Sortiment der Häuser anpassen. „Wobei wir natürlich nicht nur Büroartikel verkaufen wollen, das Angebot soll auch in Zukunft breit sein“, sagt Schön. Details des Konzepts wolle er aus Konkurrenzgründen nicht verraten, es sei aber schon sehr weit ausgearbeitet.
Was auch daran liege, dass er und sein Team sich schon seit 2018 ernsthaft damit beschäftigen, Warenhausstandorte zu übernehmen. „Wir haben Analysen in der Schublade, die wir jetzt nur wieder anpassen mussten“, erklärt Schön und versichert: „Ich war persönlich in allen 47 Häusern, für die wir jetzt ein Angebot unterbreitet haben. Für Externe kennen wir sie sehr gut.“
Übernahme und Investitionen in die Häuser – wie will Schön das bezahlen? „Ich werde, wenn eine Übernahme klappt, nicht zuallererst nach Staatshilfe rufen“, betont er und ergänzt: „Die Finanzierung wäre kein Problem.“
Doch so weit ist es noch lange nicht. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hat Schön noch nicht persönlich gesprochen. Allerdings habe er aus dessen Büro die Zusage erhalten, dass es dazu zeitnah kommen soll. Schließlich, so Schön, müsse sich Geiwitz erst wieder einen Überblick verschaffen, auch wenn dieser Galeria Karstadt Kaufhof aus der letzten Insolvenz 2020 noch gut kenne. Ein Detail seines Konzepts lässt sich Schön dann doch noch entlocken: Sollte er Galeria-Märkte übernehmen können, sollen die einen neuen Namen bekommen. „Nicht so sperrig.“ Man sei gerade dabei, sich den neuen Namen schützen zu lassen.
Gewerkschafter Lehmann sieht bei aller Hoffnung, die eine mögliche Übernahme vielleicht auslösen könne, erst einmal René Benko in der Pflicht. Dem österreichischen Milliardär gehört der Warenhauskonzern über die Signa-Holding. Dieser sei jetzt in der Pflicht, nachdem bereits Hunderte Millionen Euro an Staatshilfen geflossen seien.
Galeria Karstadt Kaufhof hatte bereits im Schutzschirmverfahren 2020 40 Standorte abgebaut und rund 4000 Stellen gestrichen. Anfang 2021 und Anfang 2022 bekam das Unternehmen wegen der Pandemie 680 Millionen Euro an staatlichen Hilfen und hatte vor einigen Wochen weitere erbeten.
Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig hatte nach Bekanntwerden der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Insolvenz angekündigt, mit allen Beteiligten und auf allen Entscheidungsebenen von Galeria Karstadt Kaufhof Kontakt aufzunehmen. Aus der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Coburg (Wifög) hieß es, man verfolge die Berichte über die Zukunft des Warenhauskonzerns aufmerksam.