Kaufhof-Schließung Entsetzen in der ganzen Stadt

Auch in Coburg wurde der Kaufhof am Montagnachmittag geschlossen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden informiert, dass das Warenhaus zum 30. Juni dieses Jahres schließt. Foto: dpa/Christoph Reichwein

Die Nachricht von der Kaufhof-Schließung verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Mitarbeiter sind geschockt, die Politik ist enttäuscht.

 
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„Unser Haus in Coburg macht zu. Wir machen uns so große Sorgen, wissen nicht, wie es weitergeht“, schreibt ein langjähriger Mitarbeiter des Kaufhofs, der um seine berufliche Existenz bangt, via E-Mail. So wie ihm geht es am Montag, einem Dreizehnten, allen Beschäftigten des Warenhauses. Bis zuletzt hatten sie gehofft, dass der Kaufhof in Coburg eine Zukunft hat, waren fast schon euphorisch, als IHK-Präsident Andreas Engel, Brose-Gesellschafter Michael Stoschek, 2. Bürgermeister Hans-Herbert Hartan in Vertretung des damals erkrankten Oberbürgermeisters Dominik Sauerteig und Steffi Cestone von der Aktionsgemeinschaft Zentrum Coburg ihnen am 28. Februar im Pfarrsaal von St. Augustin ihre Unterstützung zusicherten. Genutzt hat diese Solidaritätsaktion eines Bündnisses quer durch fast alle Teile der Gesellschaft nichts: Der Kaufhof macht dicht, und das schon am 30. Juni dieses Jahres.

Auch OB Sauerteig zeigte sich, ebenso wie Landrat Straubel, von der Nachricht betroffen. Oberbürgermeister und Landrat erklärten, ihre Gedanken seien bei der Belegschaft und deren Familien. Aus Gesprächen mit dem Betriebsrat wisse der Oberbürgermeister, „mit wie viel Herzblut die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit vielen Jahren um ihren Kaufhof gekämpft haben“. In der ersten Hoffnungslosigkeit macht Dominik Sauerteig den von Kündigung Bedrohten Mut: „Immerhin werden gute Kräfte überall in der Region gesucht.“

Er persönlich sei enttäuscht über die Kaufhof-Schließung. „Wir haben gemeinsam mit Landkreis, IHK und den drei großen Arbeitgebern Brose, HUK und Kaeser intensiv um den Erhalt unseres Kaufhofs gekämpft.“ Sie alle seien der Überzeugung, dass das Coburger Warenhaus aufgrund des positiven Umfelds eine gute Zukunft gehabt hätte, trotz der Umsatzeinbrüche während der Corona-Pandemie. „Wenn selbst unser gemeinsames klares Bekenntnis zum Kaufhof keinen positiven Einfluss auf die Zukunft des Standorts hatte, dann macht das deutlich, dass Aktivitäten vor Ort vermutlich generell kaum Einfluss auf die Schließungsentscheidung hatten.“ Der OB danke allen Beteiligen für den Einsatz für den Kaufhof. Er hoffe, dass auch bei der Suche nach einer Nachnutzung alle Akteure wieder gemeinsam mithelfen, „die Stadt wird sofort loslegen“.

Diese Unterstützung sichert IHK-Präsident Andreas Engel zu. Auch wenn die Kaufhof-Schließung ein „harter Tiefschlag“ sei, gelte es jetzt, „nach vorn zu schauen und schnellstmöglich ein kluges Konzept für die künftige Nutzung der Immobilie zu finden, um einen neuen Anker zu schaffen, der ähnlich starke Anziehungskraft als Frequenzbringer für unsere Innenstadt entfaltet“. So könnten sich neue Chancen für Start-ups eröffnen, die Teile des Sortiments an anderer Stelle in der Innenstadt fortführen.

Paul Lehmann, der in Oberfranken für den Handel zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretär, sagte, ihn mache die Nachricht von den Kaufhof-Schließungen in Coburg und Bayreuth sprachlos. Er sei fest davon überzeugt, „dass nahezu alle Standorte zukunftsfähig sind, wenn der Wille und vor allem die nötigen Investitionen vorhanden wären“. Er empfehle den Mitarbeitern, weiter für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu kämpfen. Die Gewerkschaft sei zu jeder Unterstützung bereit.

Brose-Gesellschafter Michael Stoschek, der die Solidaritätsaktion für den Coburger Kaufhof im Februar angestoßen hatte, bezeichnete den Leerstand einer solchen großen Immobilie als Katastrophe für die Innenstadt. Diese sei mit der Entscheidung, Einzelhandel auf der Lauterer Höhe anzusiedeln, schon vor vielen Jahren geschwächt worden. Die für Coburg verantwortlichen Politiker müssten sich fragen lassen, wie es Bamberg mit seiner wesentlich geringeren Finanzkraft gelinge, dass in seiner Innenstadt nahezu kein Leerstand zu finden sei.

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