Die handgezeichnete Urfassung, die der kleine Carl 1844 von seinem Vater zu Weihnachten bekam, ist im Frankfurter Museum leider nicht zu sehen. Es gehört dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
"Archetypische Kindheitserfahrungen"
Dass die Geschichten bis heute "funktionieren", liegt nach Ansicht der Museumschefin daran, dass Hoffmann Konflikte darstellt, die jedes Kind erlebt, egal in welchem Land, welchem Staat, in welcher Zeit es lebt: Es muss Gefahren abschätzen, sich mit Regeln auseinandersetzen, sich seinen Ängsten stellen. Humor und Fantastik helfen dabei, die Bedrohlichkeit abzumildern.
So zeitlos die Vorlage ist mit ihren "archetypischen Kindheitserfahrungen", so zeitgebunden wirken die jeweiligen Adaptionen, die es im Museum zu entdecken gibt: Einem Struwwel-Hitler tropft das Blut von den Händen, beim Anti-Struwwelpeter haben die Erwachsenen den Schaden, eine DDR-Variante wirbt für staatstreues Verhalten, eine Corona-Fassung fürs Händewaschen und Maske-Tragen.
Pionier einer humanen Psychiatrie
Rund 30.000 Besucher kommen pro Jahr in das privat betriebene Museum, das bereits 1977 gegründet wurde und seit 2019 in der neuen Frankfurter Altstadt zu Hause ist.
Dass der gemeinnützige Inklusionsbetrieb Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen beschäftigt, hätte Hoffmann sicher gefallen. Als Direktor der städtischen "Irrenanstalt" wurde er - neben seiner Karriere als Kinderbuchautor - zum Pionier einer humanen Psychiatrie.