Wabitsch ist der Ansicht, dass das Medikament künftig vor allem für Kinder mit extremer Adipositas in Frage kommt - "und sicher nicht für alle Kinder mit Adipositas". Diese kleine Gruppe von Patientinnen und Patienten sei durch eine starke biologische Anlage für Adipositas charakterisiert. Kennzeichnend sei ein Defekt der zentralen Regulation von Hunger und Sättigung. "Genau hier setzt Liraglutid an."
Daten zu ähnlichen Wirkstoffen stehen noch aus
Liraglutid ist ein sogenannter Glucagon-like-Peptid-1-(GLP-1)-Rezeptoragonist. Es bindet an den GLP-1-Rezeptor. Dadurch wird unter anderem der Appetit gehemmt. Für Jugendliche und Erwachsene ist der Wirkstoff zur Behandlung von Diabetes und Übergewicht auch in Europa zugelassen.
Nachfolgemittel aus der gleichen Substanzgruppe wie Semaglutid (Markenname "Wegovy") und Tirzepatid ("Mounjaro") haben Studien zufolge eine bessere Wirkung, zudem müssen sie nicht täglich gespritzt werden. Studien zur Verträglichkeit und Wirksamkeit dieser beiden Wirkstoffe bei Kindern gibt es bisher noch nicht.
Semaglutid und Liraglutid seien in der EU und in den USA ab zwölf Jahren zugelassen, erklärt Wabitsch, selbst nicht an der vorgestellten Analyse beteiligt. Die jetzige Veröffentlichung werde dazu führen, dass auch die Zulassung für Liraglutid ab sechs Jahren kommt, ist der Mediziner überzeugt. Für Semaglutid laufe in seinem Zentrum in Ulm derzeit eine ähnliche Studie bei Kindern, deren Ergebnisse für kommendes Jahr zu erwarten seien.