Kirmesumzug Wehder Geister und Blumenkinder

Von Cathrin Nicolai

Der kleine, aber immer wieder feine Festumzug ist am Kirmeswochenende auf der Wehd immer ein ganz besonderer Höhepunkt. Auch zur Light-Version, die in Zeiten von Corona über die Bühne geht, lockt er zahlreiche Zuschauer an den Straßenrand.

 
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Sonneberg - Immer wieder gehen am Sonntagnachmittag besorgte Blicke in den Himmel. „Hoffentlich schaffen sie es ohne nass zu werden“, hört man am Straßenrand immer wieder. Vorsorglich haben viele ihren Schirm dabei. „Dann regnet es meist nicht“, weiß man aus Erfahrung. Kurz nach 14 Uhr taucht dann das gelbe Auto von Horst-Werner Freiberger auf. „Woanders fährt die Polizei vorneweg, hier ist es die Post“, staunen einige Gäste. Insider wissen jedoch, dass nun der Zug, der vom Wasserhäuschen zum Festplatz führt, jetzt naht. Aus der Ferne erklingen die Melodien des Schalmeienorchester Meuselbach und dazwischen immer wieder die laute Frage „Wer hot Kerwa?“, die sofort mit „Mir ham Kerwa“ beantwortet wird.

Für den langen Weg gut gerüstet ist die Kinner-Kerwa, denn auf dem Handwagen ist wie das Schild „Versorgungswagen“ verrät für den kleinen Hunger und den Durst gesorgt. Die Planmädchen und -burschen legen eine kurze Pause ein, damit jeder den Tanz des Plaa-Nachwuchses genau verfolgen kann.

Unüberhörbar sind indessen die verschiedenen Kirmesgesellschaften, die immer wieder gerne zu den Wehdern kommen. Und so hört man neben „13, 14 – War hot Kerwa“ auch „Mier san Effelder, mier bleim Effelder“ oder „Astalavista“, mit denen die Plangesellschaften aus Effelder, Rauenstein und Mengersgereuth-Hämmern die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Gerne zückt auch so manch einer den Geldbeutel, um die Kasse der Wiehder Plaa ein bisschen aufzubessern. Als kleine Gegenleistung darf sich jeder, der möchte, ein Stamperla aus der großen Gießkanne aussuchen. Nach den Kleinen aus dem Kindergarten „Sonnenschein“, wird es sportlich, haben die Mitglieder der SG 1951 extra für diesen Tag in ihre blauen Sportanzüge hervorgeholt. Dazu die Frauen in Tracht und das Bild ist perfekt.

Auf dem Hänger des „Stangelwirts“, der mit dem Traktor um die Kurve kommt, haben es sich zwei Männer unter einem Sonnenschirm bequem gemacht. Sie haben den Braten wohl gerochen, denn ganz ohne Nass von oben geht es leider nicht. Zum Glück sind es aber nur ein paar Tropfen und leichter Nieselregen. Der Stimmung der Umzugsteilnehmer tut das keinen Abbruch. Sie tanzen und singen und haben ihren Spaß. Kaum zu erkennen sind die jungen Frauen und Männer der alten Wiehder Plaa. Sie haben zwar ihre Festkleidung an, aber ihre Gesichter bemalt. „Geister der Vergangenheit“ eben. Ein großes, weißes Gespenst ziert auch den Traktor, der danach für kurze Zeit anhalten muss. Die alte Plaa zeigt, dass sie das mit dem Tanzen noch perfekt drauf hat. Nur die Stimmen der jungen Männer haben schon etwas gelitten. Klar, sie strapazieren ihre Stimmbänder mit ihren lauten Kirmesrufen ja auch schon seit einigen Tagen.

Richtig gut festhalten müssen sie beiden Frauen auf dem Anhänger des Gespenster-Traktor, als dieser wieder anfährt und die Bar, die man darauf aufgebaut hat, arg ins Wankeln kommt. Aber es geht alles noch mal gut. Keiner fällt runter und alles bleibt heil.

Mit Blumengirlanden tanzen einige Trachtenpärchen und sorgen für einen würdigen Abschluss. „Ach schade, schon wieder vorbei“, bedauern alle. Manch einer macht sich auf den Heimweg, denn so eine Kirmes kann doch ganz schön anstrengend sein. Der Großteil jedoch reiht sich ein und marschiert mit zu Festplatz, wo es noch bis in die Abendstunden heiß hergeht.

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