„Klanggrenzen“ für Schüler Spaß mit vier Saiten

Da staunt selbst der Profi Laurent Breuninger: Emir entlockt der Geige durchaus hörbare Töne. Und das gleich beim ersten Versuch. Foto: /Maja Engelhardt

Im Rahmen des „Klanggrenzen“-Festivals finden auch Projekte in Schulen statt. In Ketschendorf ist man von einem Geiger begeistert. Und darf ihm sogar nacheifern.

 
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Ganz vorsichtig und gespannt legt Emir den Geigenkörper auf die Schulter, neigt das Kinn noch ein wenig nach unten und erhält sogleich ein Lob: „Du machst das sehr gut und jetzt halte mal den Bogen so.“ Profigeiger Laurent Breuninger ist der Einladung des „Klanggrenzen“-Festivals gefolgt und nun zu Gast in der Ketschendorfer Grundschule.

Mitgebracht hat er, wie könnte es anders sein, sein Instrument, das im Jahre 1803 gebaut wurde und das ein paar Kinder begeistert ausprobieren dürfen. Zuckt es bei dem Angebot kurz im Gesicht der anwesenden Lehrkräfte, so kann er diese schmunzelnd beruhigen: „Die Geige ist versichert und hält einiges aus.“ Dass Violinen, wie diese Instrumente auch genannt werden, einiges aushalten, ist bekannt. „Im Grunde leben sie ewig, wenn man sie gut behandelt“, erläutert Breuninger und leitet über zu dem italienischen Künstler, den er den Grundschülern vorstellen möchte: Niccolò Paganini, der von 1782 bis 1840 lebte und auch „Teufelsgeiger“ genannt wurde. „Und das kam daher, weil die Leute damals glaubten, der Teufel hätte ihm das Spielen beigebracht“, erklärt Breuninger, „Paganini musizierte nämlich wirklich außergewöhnlich. Da er auch Gitarre spielte, zupfte er die Geige teilweise genauso.“

Und das führt der, in Karlsruhe wirkende Violinist und Komponist den Jungen und Mädchen auch sogleich vor. Diese gehen mit und sind hellauf begeistert. Kaum ist das erste Stück verklungen, tönt es auch schon „Zugabe!“. Davon folgen natürlich mehrere, doch vorher erzählt Laurent Breuninger noch viel Spannendes über den Ausnahmegeiger und sein Leben in der damaligen Zeit. Sein Vater hatte einen Lottostand und verkaufte Glücksspiel-Lose, und der Junge lernte erst einmal Mandoline und Gitarre.

Dann wird es ziemlich schnell romantisch, und Grinsen macht sich auf den jungen Gesichtern breit. Es geht um das Thema „Verliebtsein“, dem Breuninger auf Nachfrage verschmitzt ausweicht: „Ein Geiger ist immer verliebt.“ In wen bleibt hierbei offen. Doch er erzählt, wie früher den Angebeteten, die sich auf dem Balkon zeigten, von den verliebten Herren etwas vorgespielt wurde. In den meisten Fällen flog danach etwas nach unten, und die Liebe wurde nicht erwidert, doch Laurent Breuninger stimmt trotzdem ein Liebeslied an, das begeistert aufgenommen wird. Ein Mädchen flüstert leise: „Das wäre auch ein wunderschönes Schlaflied, ich werde ganz müde.“ Doch nicht lange, dann geht es weiter mit einem schwungvollen Stück des Wiener Komponisten und Violinisten Fritz Kreisler.

Nebenbei erfahren die Grundschüler noch, dass Breuninger bereits mit vier Jahren das Geigenspiel begonnen hat, er immer mit mehreren Bögen reist, „falls mal einer kaputt geht“, seine Mutter Französin ist, dass der Geigenbogen mit Pferdehaar bespannt ist und der Künstler 48 Jahre alt ist.

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