Klassik-Open-Air in Coburg Märchenhafter Klang-Basar

Ganz großes Kino: Beim Klassik-Open-Air im Coburger Rosengarten entführt das Philharmonische Orchester die vielen Fans in orientalische Gefilde.

 
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Der Sekt perlt prickelnder, die Campingtische wirken üppiger gedeckt, die Fandichte pro Quadratmeter war gefühlt nie höher und die Stimmung nie strahlender: Endlich können die Coburgerinnen und Coburger wieder ihre Picknickdecken ausbreiten und sich im Rosengarten unter klassischen Klängen verlustieren. 2020 ging gar nichts, im vergangenen Jahr gab es immerhin eine Coronaausgabe des Klassik-Open-Airs. Nun darf wieder klangvoll gefeiert werden und so füllt sich – mit freundlicher Unterstützung der am rockigen Vortag leider verschollenen Sonne – der Park beizeiten und reichlich.

Vom Kongresshaus bis hinunter zum Stadtstrand machen es sich die Fans mehr oder minder bequem, „könnten fast 3000 sein“, schätzen Picknickprofis – so genau weiß das keiner, denn schließlich gilt schon immer „Eintritt frei“ bei diesem Event, das Stadt und Landestheater ihren Bürgerinnen und Bürgern spendieren. „Dieser Magie kann man sich nicht entziehen“ schwärmt zur Eröffnung 3. Bürgermeister Can Aydin mit Blick auf das malerische Ambiente, bevor sich der Rasen in einen fliegenden Teppich verwandelt.

Ostwärts führt die Reise, eine ordentliche Prise Exotik würzt das Programm, mit dem das Philharmonische Orchester in orientalische Sphären abhebt. Der Walzer „Tausend und eine Nacht“ aus Johann Strauß’ erster und nicht bester Operette „Indigo“ liefert das Motto des Abends, durch den Generalmusikdirektor Daniel Carter humorvoll führt. Mit seinem prachtvoll musizierenden Orchester führt er drei kurzweilige Stunden lang den Nachweis, dass nicht nur allbekannte Klassik-Hits ausgezeichnet ins Ohr und ins Gemüt finden.

Von Edvard Griegs arabischem Tanz bis zum quirligen Klang-Basar, den Carl Nielsens Bühnenmusik effektvoll beschwört, reicht der Bilderbogen. Mit Maurice Jarres „Lawrence of Arabia“ erleben die Fans ganz großes Kopfkino, von der Sopranistin Dimitra Kotidou lassen sie sich beseelt in Mozarts „Serail“ locken und für einen Geheimtipp der nächsten Spielzeit begeistern: die Rimski-Korsakow Oper „Der Goldene Hahn“. Was das Theater noch alles zu bieten hat in der Saison 2022/23 verrät das druckfrische Programm am Infostand, das guten Absatz findet in der Pause, bevor eine stimmungsvolle Märchenstunde den Abend krönt: Rimski-Korsakows sinfonische Dichtung „Scheherezade“, zu der Benjamin Hübner Auszüge aus der Erzählung „Tausendundeine Nacht“ rezitiert und die heilsame Kraft der Fantasie beschwört. Wahrlich ein Happy End für diesen Abend – und für zwei Mitglieder des Orchesters, die Intendant Bernhard F. Loges nach 35 bzw. 37 Dienstjahren verabschiedet: die Kammermusiker Beate und Burkhard Sauber. Dass am Ende der Coburger Marsch erkling, versöhnt alle Lokalpatrioten, die an diesem Event etwas vermisst haben: die Coburger Bratwurst.

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