Klausurtagung Wallenfels, natürlich attraktiv?

Rainer Glissnik
entstehen. Foto: Stadt Wallenfels

Bei einer virtuellen Klausurtagung setzen die Wallenfelser Stadträte Schwerpunkte. Es geht um die Weiterentwicklung der Kommune – und auch um den Haushalt der Stadt.

 
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Wallenfels - Seit 2014 treffen sich die Mitglieder des Wallenfelser Stadtrates meist im März zu einer Klausurtagung. Im Mittelpunkt stehen die anstehenden Maßnahmen und der jeweilige Haushalt. Heuer nimmt die gezielte kommunale Weiterentwicklung neben dem Haushalt einen Schwerpunkt ein. Der Gesamtort soll davon profitieren.

„Aus der Stadt Wallenfels muss eine attraktive Marke werden, die nach außen strahlt“, erklärte Bürgermeister Jens Korn am Ende einer Online-Klausurtagung des Stadtrats. Die Bevölkerungsverluste müssen in Zugewinne gewandelt werden. „Das schaffen wir nur, wenn wir attraktiv sind.“ Und dies müsse nach außen vermittelt werden, erklärte der Rathauschef.

„Es geht um die Frage des Wozu“, erklärte Rainer Kober von Kronach Creativ das Projekt „Kommunalmarketing Plus“. Die Bürgerschaft soll eine Möglichkeit bekommen sich mit ihrer Stadt zu identifizieren. Dabei soll eine „Marke Wallenfels“ geschaffen werden. Nach den bisherigen Modellgemeinden Steinbach am Wald mit der abgeleiteten Botschaft „Verbindlich“, Steinwiesen mit „Gastfreundlich“ und Stockheim mit „Gemeinschaftlich“ wird man nunmehr in der Flößerstadt mit „Natürlich“ in die Zukunft gehen. Dieser Begriff steht für Wald und Wasser, aber auch für die authentischen Wallenfelser. Das Kommunalmarketing hat ganz Wallenfels im Blick.

Das Projekt „Kommunalmarketing Plus“ ist eine Fortentwicklung des schon seit 2016 umgesetzten Projektes Kommunalmarketing. Ziel ist es, drei Modellgemeinden auf ihrem Entwicklungsweg zu einer attraktiven und nachhaltig vitalen Gemeinde zu begleiten. Besonderer Wert wird dabei auf klare Ziele und die Aktivierung von Engagement und Eigeninitiative der Bürgerschaft gelegt.

In Wallenfels ist viel gemacht worden und trotzdem gibt es seit 2010 einen Bevölkerungsverlust von elf Prozent. Am Verhältnis zwischen Geburten- und Sterberate werde sich so schnell nichts ändern lassen. Veränderbar scheinen Zuzug und Wegzug. Dies bedeutet rund 300 Einwohner weniger bei derzeit 2684 Einwohnern. Die Prognose bis 2030 weist einen weiteren Einkommensverlust von zehn Prozent aus.

„Kann man dem nur ohnmächtig zuschauen?“, fragte Rainer Kober. „Oder sollte man sich aufmachen und das eigene Schicksal in die Hand nehmen?“ Wenn man das will, müsse etwas getan werden. „Zuzug und Wegzug scheinen veränderbar. Wenn wir in der Lage wären Zuzug um zehn Prozent zu steigern und den Wegzug um zehn Prozent zu mindern, würden wir das Negativsaldo ausgleichen.“

„Wir merken im Rathaus, dass die Immobilienpreise deutlich anziehen“, sieht Bürgermeister Jens Korn einen klaren Beleg, dass sich Investitionen in Wohnraum lohnen. „Unsere Region wird zunehmend attraktiv.“

Schöne Beispiele belegen, wie Wohnraum revitalisiert werden kann und sich die Sache dann auch für Investoren rentiert. Ein Beispiel dafür ist Lars Fischer, der im Selzachtal zwei Häuser aus den 1960er Jahren kaufte und nun aufwendig saniert. Eines ist schon hergerichtet als Wohnraum. „Es ist eine Investition, die sich rentieren wird“, ist er sich sicher. Wohnraum schaffen, damit Leute nach Wallenfels ziehen können.

Erster Grund für Wegzug von Menschen ist inzwischen die Wohnraumsituation und zu wenig geeignetes Angebot, erläuterte Rainer Kober. Eine Untersuchung in Wunsiedel habe ergeben, dass nicht mehr der Arbeitsplatz Hauptgrund eines Wegzugs ist.

In Wallenfels seien hervorragende Potenziale da. Es gelte die Stadt weiter in ihrer Attraktivität zu steigern. Voraussetzung bleibe, dass man die Dinge gemeinsam anpacke. Hier setzt das Kommunalmarketing an. Es gelte, klare Ziele zu formulieren und sich auf Wesentliches zu konzentrieren. Wenn klar sei, wohin die Stadt wolle, könne sich die Bürgerschaft entscheidend einbringen. Es gebe viele Menschen die mitmachen wollen.

Kritisch könnte mancher folgendes sagen, meinte Bürgermeister Jens Korn: „Wallenfels hat schon so viel gemacht: Stadtsanierung, Dorferneuerung, Workshops im Oberen Rodachtal. Was soll denn das jetzt schon wieder?“ Doch alle, die bei den Workshops und Interviews dabei waren seien sich sicher, dass dies notwendig ist und auch helfen wird.

Es gilt wesentliche Projektansätze anzubieten damit Bürger sich einbringen können, betonte der Rathauschef. Das Thema Wohnraum steht im Vordergrund und Kneipp als erste Ansätze, weitere Projekte können dies ergänzen. Als Impulsprojekt nannte 2. Bürgermeister Sven Hofmann ein „Kneipp Becken“ am Wasserspielplatz am Leugnitztal, das ohne größeren Aufwand geschaffen wird.

Die Klausurtagungen haben sich bewährt, unterstrich Bürgermeister Jens Korn. „Es ist uns immer gelungen, uns auf gemeinsame Ziele zu einigen. Der Weg der vor uns liegt ist enorm steil.“ Laufende und zukünftige Maßnahmen der Stadt Wallenfels summieren sich auf mehr als 20 Millionen Euro. Der Sanierungsstau liegt bei 40 bis 50 Millionen insgesamt. „Wir haben ein gemeinsames haushaltstechnisches Ziel und wir wollen weiterhin Stabilisierungshilfen bekommen können“, sind sich die Beteiligten einig. 2012 hatte Wallenfels 7,8 Millionen Schulden, Ende 2020 noch 5,2 Millionen. Der Schuldenabbau soll nun weiter voran getrieben werden.

Es steht der Neubau des Feuerwehrhauses an, für den es nur eine Förderung um die zehn Prozent geben wird. Wesentlich sind die Stabilisierungshilfen, für die es keine Nettoneuverschuldung geben darf. „Wir werden es schaffen; Werden vielleicht sogar weiter etwas Verschuldung abbauen können.“ 600000 Euro sind für das Ärztehaus vorgesehen. Viele Projekte sind in Planung.

Die Klausurtagung sei, wichtig weil sich alle auf gemeinsame Ziele einigen können. „Der vor uns liegende Weg ist enorm steil“, machte Bürgermeister Jens Korn deutlich. „Das schaffen wir nur zusammen.“

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