Coburg - „Ein durchaus wichtiger Tag“, schreibt Stefan Sauerteig, Klimaschutzbeauftragter und Stadtrat in Coburg, über den „Tag des Baumes“. Er wird am Sonntag, 25. April, begangen.
Klimaschutzbeauftragter Stefan Sauerteig fordert die Stadt auf, den Schutz von Bäumen zu verstärken und weist ihr eine Vorreiterrolle zu. Aber was will Sauerteig durchgesetzt wissen?
Coburg - „Ein durchaus wichtiger Tag“, schreibt Stefan Sauerteig, Klimaschutzbeauftragter und Stadtrat in Coburg, über den „Tag des Baumes“. Er wird am Sonntag, 25. April, begangen.
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Das Volksbegehren „Artenvielfalt“ im Jahr 2019 habe gezeigt, „dass der Schutz unserer Grünflächen ein wichtiges Anliegen ist“. Gemeinsam mit Horst Schunk, früherer Stadtrat und ehemaliger Vorsitzender des Vereins Baumschutz, wolle sich Sauerteig in die Diskussion um den Baumschutz in Coburg einbringen. In der Stadt gebe es ein „enormes Potenzial an guten Ideen für neue Grünzonen und Pflanzungen“.
In ihrer jüngsten, im Stadtrat vorgestellten Präsentation habe die Verwaltung erläutert, dass das Grünflächenamt seit dem ersten Zwischenbericht im Februar 2020 weitere Maßnahmen ergriffen habe. Positiv zu erwähnen sei insbesondere die Pflanzung von 70 Bäumen in Fortsetzung der Niorter Straße auf der Lauterer Höhe sowie eine artenreiche Pflanzung von 30 Solitärgehölzen im Hofgarten. „Dies alles sind sehr positive Fortschritte“, betont der Klimaschutzbeauftragte.
Was aber mehr und mehr zum Problem werde, sei der oftmals sorglose Umgang mit bestehenden Gehölzen. Viel zu oft würden sie beschädigt, klein geschnitten, gekappt und damit auf Dauer zerstört. Das wertvolle Wissen über Aussehen und Bedürfnisse der Bäume sowie deren Leistung scheine verloren gegangen zu sein. „Große Bäume – Große Probleme?“, fragt Sauerteig. Der Erhalt der Gehölze scheine oftmals weniger im Fokus zu liegen als der preiswerte Beschnitt der Bäume. „An vielen Orten scheinen sie nur noch anderen, vermeintlich wichtigeren Anliegen im Wege zu stehen.“ Die Tatsache, dass vorhandene Gehölze bereits einen Wert besitzen, werde vergessen oder ausgeblendet.
Private Neuanpflanzungen legten den Fokus auf Gewächse, die jedes Jahr zurückgeschnitten werden und weniger ökologischen Wert besitzen würden, als ein Holunderstrauch „in irgendeiner Ecke“. Große Bäume stünden hingegen häufig unter kritischer Begutachtung: Pollenflug, Platzbedarf, Laubfall bis hin zum drohenden Umfallen beim nächsten Sturm. Dabei müsse man sich immer wieder klarmachen, dass groß gewachsene Gehölze wichtige Funktionen erfüllen. Sie seien weit mehr als ein stadtplanerisches Gestaltungselement: Sie fungierten als Luftfilter in der von Industrie und Verkehr belasteten Innenstadt. Neupflanzungen könnten die Leistungsfähigkeit bestehender Gehölze nicht sofort ersetzen.
Vielerorts seien Vorgärten geprägt von kahlen Kiesbetten, Steinbrocken und grauem Plastikzaun. Damit werde nicht nur das Straßenbild einfältiger, sondern auch das Kleinklima nachhaltig verändert. Lebensräume für Insekten, Vögel und andere Kleintiere gingen verloren. Es sei ein gutes Signal, dass in Coburg die „Freiflächengestaltungssatzung mit einem Regelungsteil für Vorgärten“ zeitnah vorgelegt werde. „Sie muss anschließend zügig diskutiert und umgesetzt werden“, fordert der Klimaschutzbeauftragte. Aber es dürfe nicht bei der Verkündung bleiben: Es gelte, konkrete Hilfe bei der Umwandlung steinerner Kieswüsten in blühende Vorgärten zu leisten und Orientierungsbeispiele an die Hand zu geben. Das Coburger Grünflächenamt habe bereits zugesagt, ein spezielles Beratungsangebot folgen zu lassen.
Eine Diskussion rund um die Baumschutzverordnung sei nicht nachvollziehbar, so Stefan Sauerteig weiter. Sie sei erlassen worden, um den Erhalt von Bäumen zu sichern und nicht, um Möglichkeiten zur Umgehung festzuschreiben. Außerdem gelte sie für alle. Mögliche Fällgenehmigungen in Gewerbegebieten seien fachlich zu begründen, erhaltenswerte Bäume gelte es im Rahmen von Bebauungsplänen festzuschreiben. Etwaige Pflanzauflagen müssten tatsächlich umgesetzt und die Pflege dieser Bäume langfristig gewährleistet werden. „Es wäre ein großer Beitrag zum Baumschutz, wenn Betriebe im Rahmen ihrer Planungen mehr Rücksicht auf bestehende Gehölze nehmen, sie in ihre Flächenplanungen einbeziehen, insbesondere, wenn sie auf oder entlang von möglichen Zufahrten oder am Rande der Gelände liegen“, schreibt Sauerteig. Beurteilungskriterien wie das Aussehen dürften keinesfalls zum Maßstab für eine Baumfällung erhoben werden.
Er kritisiert, dass natürliche Hecken im Stadtgebiet immer seltener, häufig gerodet und niedrig gesägt werden. Das Rodungsverbot im Außenbereich sei aber nur dann sinnvoll, wenn die Monate zuvor auf radikale Rückschnitte verzichtet wurde. Sonst nutze es weder Insekten noch Vögeln, „denn was nicht mehr vorhanden ist, fehlt auch ab März“.
Die letzten zusammenhängenden Hecken im Stadtgebiet gelte es aufzulisten und zu bewahren. Bebauungspläne müssten sich künftig stärker an Aspekten des Baum- und Artenschutzes orientieren und neue Heckenbereiche beinhalten. Die Stadt müsse bei Fragen des Gehölzschutzes die Vorreiterrolle übernehmen. Nicht nur bei einzelnen Leuchtturmprojekten, sondern im alltäglichen Umgang gelte es mit gutem Beispiel voranzugehen, so auf Baustellen. Erhaltenswerte Gehölze, die im Wurzelbereich, durch Bodenverdichtung, Stamm- und Astschäden gefährdet sind, müssten bei der Planung der Zufahrtswege stärker geschützt werden.
Weiteres Potenzial für einen verstärkten Schutz der Gehölze gebe es im Umgang mit dem Grünzug an der Itz, inklusive des Bereichs am ehemaligen Güterbahnhof, in der künftigen Entwicklung des Goldbergsees, im Erhalt und der ökologischen Aufwertung des Rosengartens, in weiteren Begrünungen in der Innenstadt ebenso wie in Gewerbegebieten. All dies müsse begleitet sein von einem positiven Werben für den Baum- und Naturschutz bei den Menschen. „So wird sich künftig zeigen, ob aus guten Ideen und Worten auch nachhaltige Taten werden“, betont Klimaschutzbeauftragter Stefan Sauerteig abschließend.