Klimaschutz Coburg Fünf Vorschläge gegen den Klimawandel

Yannick Seiler (27)
Ein Handwerker bringt eine Fotovoltaikanlage auf einem Dach an – Symbolbild. Foto: NP-Archiv

Coburgs Klimaschutzbeauftragter sieht Kommunen und Freistaat in der Pflicht, Lösungen für die Folgen steigender Temperaturen zu finden.

 
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Von Yannick Seiler

Mehr als 40 Grad Celsius habe das Thermometer der städtischen Werke am vergangenen Mittwoch ausgewiesen, hat Stefan Sauerteig (SPD), Coburgs Klimaschutzbeauftragter, am Montag mitgeteilt. „Der Klimawandel ist längst bei uns angekommen“, schreibt er. Maßnahmen der Klimafolgenanpassung seien dringend notwendig, um das zukünftige Leben in Coburg lebenswert zu gestalten. Das zunehmend gehäufte Auftreten extremer Temperaturen und die steigende Jahresdurchschnittstemperatur zeigten, dass sich das Gleichgewicht des Klimas mehr und mehr verschiebe. Auch die „Krise in der Ukraine“ mache deutlich, dass kein Weg mehr an einer nachhaltigen und erneuerbaren Energieversorgung vorbeiführe. Man müsse handeln, heißt es weiter, und Sauerteig erklärt, wie.

Stadtrat Sauerteig fordert, Speichertechnologien voranzutreiben und Netze zu entlasten. Viele Menschen in der Stadt, die Fotovoltaikanlagen anbringen könnten, nutzten diese auf ihren Dächern. Er verweist auf finanzielle Unterstützung von Bund und Freistaat. Zudem prüfe man diese Möglichkeiten, um ein kommunales Angebot zu ergänzen. Da erneuerbarer Strom auch dann gewonnen werde, wenn man ihn nicht verbrauche, werde Sauerteig dem Stadtrat und der Stadtverwaltung vorschlagen, die Fortentwicklung und den Ausbau von Speichertechnologien für erneuerbaren Strom „in den Fokus unserer Politik zu nehmen“. Zudem sollen Bürger finanziell bei der Stromspeicherung unterstützt werden.

Mangelware Handwerker

Auch soll laut Sauerteig ein Handwerkerportal mit regionalen Anbietern aufgebaut werden. Viele Bürger seien bereit, unter anderem in erneuerbare Energien zu investieren, doch fänden viele von ihnen keine Handwerker zur energetischen Sanierung, teilt er mit. Das regionale Internetportal soll bei Energieberatung, Installation von Fotovoltaik- und Solarthermieanlagen, zur Heizungserneuerung sowie bei der energetischen Gebäudesanierung unterstützen. Dadurch könnten Anfragen an alle Handwerksbetriebe in der Region weitergeleitet werden. Das Angebot solle auch Informationen zu zertifizierten Energieberatern, öffentlichen Energieberatungsangeboten und Fördermöglichkeiten für private Haushalte beinhalten.

Weiter könnte Energie durch den Austausch zwischen Kommunen gespart werden. Sauerteig schlägt vor, die Schließung von Schwimmbädern, mit dem Ziel Energie einzusparen, mit den Kommunen in den Landkreisen Coburg, Lichtenfels, Sonneberg und Hildburghausen abzustimmen, um einzelne Bäder geöffnet zu halten. Grund sei, dass Kinder und Jugendliche bereits während der Pandemie unter der Schließung von Schwimmbädern gelitten haben, schreibt er. „Viele Kinder konnten die Fähigkeit zu schwimmen bisher kaum erlernen“, heißt es weiter.

Wegweisende Entscheidung

Zudem regt der Klimaschutzbeauftragte an, die „Anstrengungen der Stadtverwaltung zur Einführung von durchgängig Tempo 50 innerorts auf der ‚Stadtautobahn’ zu verstärken und zu prüfen“. Die Geschwindigkeitsbegrenzung solle demnach zwischen Gaudlitz-Kreuzung und Lauterer Höhe gelten. Viele Autofahrer haben laut Sauerteig wegen der steigenden Benzinkosten ohnehin ihren Fahrstil angepasst, starkes Beschleunigen und dauerhaftes schnelles Fahren etwa verringert. Coburg habe sich bereit erklärt an einem Verkehrsversuch zu Tempo 30 teilzunehmen, bislang jedoch noch keine „wegweisende Entscheidung“ des Bundesverkehrsministers erhalten.

Letztens fordert Sauerteig, regional auf die Folgen des Klimawandels zu reagieren. Deswegen solle Klimaschutz zur Pflichtaufgabe von Kommunen werden, schreibt er. Der Freistaat habe die Pflicht, Städten, Gemeinden und Landkreisen „ausreichend finanzielle Rahmenbedingungen“ zur Verfügung zu stellen. Es brauche ein System, um Kommunen unabhängig von der finanziellen Stärke Handlungsspielraum zu eröffnen.

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