Klimastatistik des DWD Sonnigster Sommer seit Aufzeichnung

Sarah Jakob
Der Sommer 2022 war vor allem von Trockenheit und hohen Temperaturen geprägt. Symbolbild. Foto: IMAGO/Christian Ohde

Der deutsche Wetterdienst zieht Bilanz über das Sommerwetter 2022. Die vielen Sonnenstunden erfreuten zwar vielerorts die Menschen im Freibad. Jedoch gehen aus der Statistik Folgen des Klimawandels hervor, die man beim bayerischen Bauernverband mit Sorge registriert.

 
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Hitzewellen, zahlreiche Waldbrände, mangelnder Regen und sinkende Wasserpegel in den Flüssen, dazu regionale Starkregenfälle und Überflutungen: All diese extremen Wetterereignisse auf zeichnen die diesjährigen Sommermonate in Deutschland aus.

Wer deshalb die scheidende Jahreszeit als rekordverdächtig im schlechten Sinne einschätzt, liegt richtig. Denn der Deutsche Wetterdienst zieht nun Bilanz über die vergangenen Monate: „Die Extreme dieses Sommers zeigen sich auch in unserer Klimastatistik. Der Sommer 2022 war in Deutschland der sonnigste, der sechsttrockenste und gehört zu den vier wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn,“ erklärt Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes in einer Pressemitteilung. Man dürfte damit in Zeiten des Klimawandels einen bald typischen Sommer erlebt haben. Der Temperaturdurchschnitt liegt dieses Jahr vorläufigen Berechnungen des DWD mit 19,2 Grad um 2,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 beträgt die Abweichung 1,6 Grad plus. „Spitzenreiter“ bleibt laut DWD das Jahr 2003 mit 19,7 Grad. Ein Rekord: Mit fast 820 Stunden überstieg die Sonnenscheindauer im Sommer das Soll von 614 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um rund 35 Prozent.

Bayern verkündet mit einem Mittel von 19,5 Grad und einer Sonnenscheindauer von rund 840 Stunden den zweitwärmsten und zweitsonnigsten Sommer. Im „vergleichsweise nassesten Bundesland“ regnete es durchschnittlich 205 Liter pro Quadratmeter vom Himmel. Stellt man die drei aktuellen Parameter denen der Referenzperiode 1961 bis 1990 gegenüber, werden die langfristigen Veränderungen aufgrund des Klimawandels deutlich: Damals hat man noch im Mittel 15,8 Grad gemessen, die Sonne schien nur 623 Stunden und die Niederschlagsmenge belief sich auf 314 Liter pro Quadratmeter.

Beim Regionalen Klimabüro in München nennt man beispielhaft die Werte der Wetterstation in Hof-Hohensaas: Der Durchschnitt der Monatsmitteltemperatur für Juni, Juli und August ergibt einen Jahreszeitenwert von 18,7 Grad. Viel Sonnenschein und wenig Regen bedeuteten zumindest aus touristischer Sicht einen positiven Rekordsommer, wie man ihn sich wünscht. „Unsere Leistungsanbieter aus Gastronomie und Hotellerie haben sich sehr zufrieden gegeben“, berichtet Bayreuths Tourismusmarketing-Leiter Frank Nicklas. An manchen Tagen hätten bis zu 600 Besucher die Touristinformation aufgesucht. Der gute Zustrom an Gästen habe schon im Juni begonnen und im Juli und August angehalten. Im Vergleich mit dem Rekordjahr 2019 mache das ein Besucher-Plus von fast 15 Prozent. Das sonnige Wetter lockte außerdem Menschen aus nah und fern in die Fränkische Schweiz, wie Cindy Distler, zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit in der ansässigen Tourismuszentrale, weiß. Vor allem in den Naturbädern in Pottenstein und Gößweinstein begrüßte man zahlreiche Badefreunde.

Wetter macht Landwirten zu schaffen

Der DWD verweist allerdings auf die teils prekäre Lage der Landwirte in von der Dürre besonders betroffenen Regionen. Beim Bezirksverband Oberfranken des bayerischen Bauernverbands überrascht laut Pressereferent Torsten Gunselmann die Sommerbilanz des DWD nicht: „Unsere Landwirte in Franken haben diesen Rekordsommer – wie kein anderer Berufszweig - hautnah miterlebt und werden ihn noch lange in negativer Erinnerung behalten.“ Die anhaltenden Hitzeperioden in Verbindung mit ausgebliebenen Niederschlägen haben etliche Kulturen, vor allem in den Regionen mit sandigen Böden, zusehends verdorren lassen. Auch der Blick auf die Niederschlagsverteilung in Bayern macht einen besorgniserregenden Eindruck: So könnten in vielen Gebieten Südbayerns durchschnittliche bis gute Erträge eingefahren werden. „Die Landwirte im trockenen Franken und in Ostdeutschland müssen dagegen deutliche Ertragseinbußen hinnehmen“, führt der BV-Referent aus. Nur vereinzelt kam es jedoch zu Unwettern mit Starkregenereignissen, Sturmschäden oder Hagelschlag, wie zum Beispiel Ende Juli im Raum Pegnitz – Waischenfeld. Deshalb sei es umso wichtiger, dass es Landwirten ermöglicht wird, ihre Feldfrüchte neben Hagelschäden auch gegen Starkregenereignisse und Dürreperioden finanziell tragbar absichern zu können. „Eine derartige Trockenheit stünden die fränkischen Betriebe im kommenden Jahr nicht noch einmal durch“, mahnt Gunselmann.

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