Eine neue Studie im Fachmagazin "Nature" legt nahe, dass die Amoc womöglich zwar nicht vollständig verschwindet, aber deutlich schwächer wird. "Ob es dann am Ende ein Kollaps oder eine sehr starke Abschwächung ist, macht für die Auswirkungen dieser Veränderung am Ende kaum keinen Unterschied", berichtet aber Jens Terhaar, der an der Universität Bern unter anderem das Ökosystem des Arktischen Ozeans modelliert. "Beides wäre mit extremen Folgen verbunden und man sollte alles unternehmen, um dies zu vermeiden."
Biodiversität
Im Gebiet der Berggletscher verändert sich die Biodiversität dramatisch, wenn das Eis schmilzt und die Temperaturen steigen. Wärmeempfindliche Pflanzen und Tierarten müssen höher wandern. Kaltwasserbewohner in Flüssen sind bedroht, wenn ihr Habitat nicht mehr von Gletscherwasser gekühlt wird.
"Manche Arten mögen es nicht, wenn das Wasser warm wird, und Flüsse könnten so weit austrocknen, dass Fische und andere aquatische Lebewesen keine Chance fürs Überleben haben", sagt Farinotti. Das Schweizer Wasserforschungsinstituts Eawag schreibt, womöglich müssten empfindliche Flussbewohner von Menschen auch in höhere Lagen umgesiedelt werden. Dort müssten sie auch geschützt sein. Von Gletschern freigegebene Gebiete dürfen also nicht sämtlich als Freizeitgebiet oder zur Produktion von Energie durch Wasserkraft genutzt werden.
Neue Bakterien oder Pilzarten
Im Gletschereis werden immer wieder unbekannte Mikroorganismen entdeckt. Was passiert, wenn das Eis schmilzt? Chinesische Forschende dokumentierten in Berg- und Polargletschern DNA von mehr als 10.000 Virenarten, die nach ihren Angaben aber keine große Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen. In Schweizer Gletschern und Permafrost hat Beat Frey vom WSL mit Kollegen zehn neue Bakterienarten und eine neue Pilzart entdeckt.
Diese Organismen können Aufschluss über vergangene Klimaveränderungen liefern. Untersucht wird, ob sie womöglich auch im Kampf gegen antibiotikaresistente Keime nützlich sein können. Frey und Kollegen fanden zudem, dass manche Bakterien bestimmte Kunststoffe bei sehr niedrigeren Temperaturen abbauen konnten. "Unsere langfristige Vision ist, eine Lösung für einige globale Probleme zu finden", sagt Frey dem Portal swissinfo.ch.