Kloster Veßra Neonazi Frenck will Bürgermeister werden

Tommy Frenck. Foto: Screenshot

Thüringens bekanntester Neonazi, Tommy Frenck, will zum Bürgermeister seines  kleinen Wohnorts im Kreis Hildburghausen gewählt werden.

 
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Kloster Veßra - Thüringens bekanntester Neonazi, Tommy Frenck, will Bürgermeister seines Wohnorts Kloster Veßra werden und gegen den langjährigen Amtsinhaber Wolfgang Möller antreten. Er kandidiere bei der Wahl am 12. Juni für das rechtsextreme Bündnis Zukunft Hildburghausen (BZH), erklärte Frenck am Mittwochabend auf seinem Telegram-Kanal. Er werde ein Wahlprogramm für die Gemeinde erarbeiten, kündigte der 35-Jährige an. Der Gemeindewahlausschuss hatte die Kandidatur Frencks am Dienstagabend bestätigt, sagte der amtierende Bürgermeister Möller (Feuerwehrverein Neuhof) auf Nachfrage. Möller war zuletzt 2016 mit 95 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden.

Frenck betreibt in Kloster Veßra einen Nazi-Versandhandel und eine Gaststätte, die als Treffpunkt der rechtsextremen Szene dient. Mit eindeutiger Symbolik bekennt er sich regelmäßig als Anhänger Adolf Hitlers. Er war Organisator der bundesweit Aufsehen erregenden großen Nazi-Musikfestivals in Themar, der größten einschlägigen Veranstaltung in Deutschland seit 1945.

Für das BZH sitzt der einstige NPD-Politiker im Kreistag von Hildburghausen. Bei der dortigen Landratswahl im Jahr 2018 hatte Frenck rund 4400 Stimmen (17 Prozent) geholt. In Kloster Veßra wählten ihn damals 54 Bürger (31 Prozent). Im sechsköpfigen Gemeinderat von Kloster Veßra sitzt Frenck seit 2019 für das BZH; die Nazi-Gruppe holte 20 Prozent der Stimmen. Der nun zur turnusmäßigen Wahl anstehende Bürgermeisterposten in der 280-Einwohner-Gemeinde ist ehrenamtlich; die Verwaltung des Dorfs übernimmt eine Verwaltungsgemeinschaft im nahen Themar.

„Die Kandidatur Frencks habe ich erwartet. Mehr kann ich dazu nicht sagen“, sagte Möller dieser Zeitung am Mittwochabend.  Das sei ein ganz normaler Vorgang. „Im Gemeinderat muss ich mit ihm zusammenarbeiten. Ich hoffe aber, dass die Bürger in Kloster Veßra meine Tätigkeit der vergangenen 28 Jahre als Gemeindebürgermeister würdigen und mich wieder wählen“, so Möller.

Der Hildburghäuser SPD-Kreisvorsitzende Thomas Jakob reagierte kritisch, aber gelassen auf die Kandidatur des Nazis. „Es ist kein schönes Phänomen, aber man muss ganz nüchtern darauf schauen.“ Er gehe davon aus, dass  die demokratischen Kräfte im Ort zusammenrücken, um einen Wahlerfolg des 35-Jährigen zu verhindern. Wichtig sei: „Frenck lechzt nach Aufmerksamkeit, das darf man aber nicht überbewerten.“

Ihm fehlen alle Worte, sagte der parteilose Bürgermeister Themars, Peter Harenberg, in einer ersten Reaktion. „Aber so eine Kandidatur ist nicht zu verhindern, das ist demokratisches Recht.“ Er hoffe nur, dass die Bürger sich für andere Kandidaten entscheiden.

Auch die Landtagsfraktion der Thüringer Linken rief die Bürger auf, einen Wahlsieg Frencks zu verhindern. Alle demokratischen Parteien müssten „Haltung gegen einen Neonazi zeigen, der seit Jahren bemüht ist, Kloster Veßra zum Rückzugsort der Neonazi-Szene weit über die Landesgrenzen hinaus zu entwickeln“, heißt es in einer Mitteilung von Katharina König-Preuss, Sprecherin für Antifaschismus, im Namen der Linken-Fraktion. Gegen Frenck seien innerhalb von fünf Jahren mehr als 60 Strafverfahren im Zusammenhang mit seinem Grundstück eingeleitet worden. Er sei dafür „verantwortlich, dass wiederholt Tausende Neonazis aus Europa für Hitlergrüße und Hassmusik in die Region reisten“.

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