Knetzgau „GeMAINsam“ für ein Leben am Fluss

Martin Schweiger
Idyllisch und ruhig liegt er da, der Main hier bei der Schleuse in Knetzgau. Genauso harmonisch, wie hier das Bild wirkt, wollen künftig auch rund 200 Mainanrainer zusammenarbeiten. Foto: René Ruprecht

Die Koordinierungsstelle Bayerischer Main hat in Knetzgau ihre Arbeit aufgenommen. Das Ziel ist es, ein starkes Netzwerk aller Anrainer am Main zu schaffen.

 
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Knetzgau - „Es gibt das Haus der Berge in Berchtesgaden, das Ludwig-Erhard-Haus in Fürth und wir wollen ein Maininformationszentrum bei uns in Knetzgau“, sagte Bürgermeister Stefan Paulus am Dienstag im Rats- und Kultursaal in Knetzgau.

Ein erster Schritt zur Verwirklichung des Projekts ist nun gemacht. Seit dem 1. Februar hat die Koordinierungsstelle Bayerischer Main in Knetzgau die Arbeit aufgenommen. Ziel der Initiative ist es, ein starkes Netzwerk aller Anrainer am Main zu schaffen, vom Flussparadies Franken e.V. in Bamberg und der Gemeinde Knetzgau, wo das Projektmanagement angesiedelt ist.

Die Koordinierungsstelle, die perspektivisch für den gesamten Main auch außerhalb Bayerns zuständig sein wird, konzipiert und begleitet sämtliche Aktionen von zunächst 200 Mainanrainern im Bereich der Umweltbildung, Tourismus, Wasserwirtschaft und Ökologie.

Als Projektleiter wurde Marc Heinz in Vollzeit angestellt. Der 47-Jährige war zuvor drei Jahre lang Stadtmanager in Haßfurt und baute dort unter anderem eine komplett neue Stadtmarke auf. Sein Studium der Sprach-, Literatur- und Kommunikationswissenschaften, European Management und Soziologie mit Schwerpunkt Wirtschaft & Betrieb absolvierte er in Bamberg und Hamburg. Er war für Fernsehsender, Agenturen und Verlage tätig, arbeitete als Eventmanager in Hamburg und sammelte als Marketingleiter und Journalist internationale Berufserfahrung. Als langjähriger Dozent an verschiedenen Hochschulen und Medienschaffender verfügt er über hervorragende Kontakte.

„Seit meiner Zeit als Praktikant beim ZDF in Mainz habe ich in verschiedenen Städten und Gemeinde am Main gelebt und gearbeitet, darunter Aschaffenburg, Miltenberg und Bamberg. Dadurch sind mir sowohl viele der dort lebenden Menschen als auch die wunderschöne Flusslandschaft ans Herz gewachsen“, erklärt der neue Projektleiter. Marc Heinz möchte seine inzwischen über 20-jährige Berufserfahrung in die Weiterentwicklung des Netzwerkes einbringen. „Es ist bereits sehr viel Überzeugungsarbeit geleistet worden auf dem Weg hin zu einem Erlebniszentrum am Main, welches diese innerdeutsche Lebensader mit allen ihren Facetten spürbar macht. Ich bin stolz darauf und gespannt, wie hier mithilfe zahlreicher Befürworter und Unterstützer etwas geschaffen wird, das es so noch nie gab“, fügt er hinzu. Marc Heinz hat drei Kinder und lebt seit vier Jahren in der Region, nämlich in Königsberg.

Ab dem 1. April 2021 verstärkt Simone Kolb als Assistenz die Koordinierungsstelle. Sie hat bis vor kurzem in der Verwaltung in Prichsenstadt gearbeitet und war dort langjährig im Bereich Tourismus tätig. Ursprünglich kommt sie aus dem Handel und hat ein duales Studium absolviert. „Für mich ist es eine ganz besondere Herausforderung, den sich wunderschön dahinschlängelnden Main zu erfassen, die Angebote zu vernetzen und daraus ein gemeinsames, oder eben „gemainsames“, Projekt zu gestalten, sagt sie zu ihrer Motivation. „Ganz besonders freue ich mich darauf, die Marke Main mithilfe der vielfältigen digitalen Möglichkeiten bekannter zu machen“. Simone Kolb kommt aus Michelau im Steigerwald, ist verheiratet und hat eine Tochter.

Entlang der 527 bayerischen Flusskilometer des Mains leben in elf Landkreisen und fünf kreisfreien Städten rund zweieinhalb Millionen Menschen, für die der Main Heimat und Identität bedeutet. Vielfältigste Ansprüche an den Main rufen in der täglichen Praxis aller dort tätigen Akteure eine Reihe von Konflikten und konkurrierenden Ansprüchen hervor. Die Städte und Gemeinden am Fluss sehen sich bei jedem Vorhaben konfrontiert mit energie- und wasserwirtschaftlichen, logistischen, touristischen und ökologischen Anforderungen. Die Koordinierungsstelle kann ihnen diese Aufgabe zwar nicht abnehmen, aber sie kann für eine bessere Vernetzung und Rücksichtnahme untereinander sorgen. Sie bringt in Zusammenarbeit mit den vielfältigen Interessengruppen den Main und die wechselseitigen Beziehungen stärker ins Bewusstsein. Was neue Ideen – insbesondere aus den Themengebieten Digitalisierung, Heimat und Klimaschutz betrifft – kann sie Impulse setzen, Kontakte herstellen und koordinieren, sowie weitere Initiativen anstoßen und beratend begleiten.

Knetzgau ist als Standort für die Koordinierungsstelle prädestiniert, weil die Gemeinde bereits in der Entwicklungsphase 130 000 Euro in das Projekt investiert hat und damit ihr unerschütterliches Engagement gezeigt hat. Sie agiert mit dem Flussparadies Franken e.V. als ausgezeichnetem Qualitätspartner der Umweltbildung Bayern. Fördergelder werden gebündelt und sinnvoll eingesetzt. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder unterstützt das Projekt. „Der Main ist der Fluss der Franken“, so Söder. „Die Initiative ist nicht nur ökologisch gut, sondern auch, weil sie das Selbstbewusstsein in den Regionen stärkt“,so der Ministerpräsident.

Johann Kalb, Landrat des laut Paulus „zweitschönsten Landkreises Bayern“ (nämlich Bamberg), lobte die tolle Zusammenarbeit. „Es ist ein Leuchtturmprojekt für ganz Deutschland, das im wahrsten Sinn des Wortes noch hohe Wellen schlagen wird“, sagte Kalb.

Landrat Wilhelm Schneider sah den Weg hin zum Flussparadies Franken als Marathon und nicht als Sprint. Bürgermeister Paulus erhofft sich eine ähnliche Förderung, wie sie den Naturparks in Bayern zuteil wird. Als konkrete Ziele nannte er drei Punkte: Zum ersten solle der Urlauber einen Überblick über die verschiedenen Freizeitmöglichkeiten am Fluss erhalten. Zum zweiten will er mit 100 jungen Menschen darüber diskutieren, wie sie sich ein Leben am Main vorstellen, und zum dritten will er durch eine gute Vernetzung stärker werden gegenüber der politischen Macht in München. Außerdem will er in zwei Jahren eine große Mainkonferenz einberufen, damit der „Main als gemeinsamer Lebensraum“ wahrgenommen wird. „Er ist mehr als nur Wasser“, meint Paulus.

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