Nach Krankheiten fragen kann gut gehen – oder nicht
Doch auch Männer werden mit manchen Fragen übermäßig konfrontiert – etwa wann sie ihrer Partnerin einen Heiratsantrag machten. Oder wenn sie bestimmten Rollenbildern nicht entsprechen – etwa dem des beruflich erfolgreichen Mannes. In einem ihrer Seminare hat sich eine Gruppe Studierender mit der Diskriminierung und Stigmatisierung von Hausmännern beschäftigt, berichtet die Soziologin Marion Müller. „Diese Männer haben berichtet, dass sie ständig gefragt werden, wann sie denn wieder arbeiten gingen.“ Wobei es auch da auf den Wohnort und das Milieu ankommt, ob Männer länger als ein Jahr zu Hause bleiben „dürften“, wenn sie Kinder haben. „In Tübingen wird das vielleicht noch eher akzeptiert als im Osten Deutschlands“.
Ein Grenzfall seien Fragen nach der Karriere oder nach Krankheiten. „Gerade Ältere reden gerne über Krankheiten, das kann etwas Gemeinschaftliches haben“, sagt die Psychologin Timme. Für ein leichtes, oberflächliches Gespräch sei es dennoch ein riskantes Thema, weil man nie wisse, ob einer am Tisch sitze, der womöglich nur noch kurz zu leben habe. Fragen nach der Karriere könnten motivierend sein, aber auch frustrierend, wenn die Person etwa gerade länger krankgeschrieben sei. „Man kann aber immer fragen: ‚Möchtest du davon erzählen, oder ist das gerade ein blödes Thema?‘“, rät Timme.
Am besten das Gleiche zurückfragen
Und was kann man entgegnen, wenn einem eine Frage gestellt wird, auf die man nicht antworten möchte? „Am geschicktesten ist es immer, das Gleiche zurückzufragen“, meint Manuela Timme. Wenn der Onkel also fragt, warum man keinen Alkohol trinke, könne man ihn fragen, warum er welchen trinke. Wenn man gefragt werde, ob man Männer oder Frauen bevorzuge, könne man dasselbe zurückfragen. Wenn eine Frau von einem Mann gefragt werde, wann sie schwanger werde, könne sie ihn fragen, wie es denn in seiner Beziehung gerade laufe. Alternativ könne man klar formulieren, dass man darüber nicht reden wolle, „aber das kann die Beziehung belasten“, sagt Timme.
Rebecca Krausse glaubt unterdessen, dass sich die Gesellschaft derzeit in einem solchen Wandel befindet, dass in den kommenden Jahren solche Fragen immer seltener werden – und man auch noch selbstverständlicher sagen könne: Das geht dich nichts an.
Unverfängliche Fragen für Treffen
Tipps
Über Ostern stehen bei vielen Menschen Treffen mit Verwandten oder Bekannten an, die man sonst selten sieht. Um beim Small Talk in kein Fettnäpfchen zu treten, hat die Psychotherapeutin Manuela Timme ein paar Tipps für unverfängliche Fragen: Magst du Haustiere? Magst du lieber Hunde oder Katzen, Berge oder Strand? Was ist dein Lieblingsfilm, -musik, -buch? Was machst du am liebsten bei so einem Wetter wie heute? Welche Dinge möchtest du noch erleben? An welchem Ort kannst du dir vorstellen zu leben – und warum? Ohne welches Essen könntest du nicht leben? Was ist für dich die angenehmste Art zu entspannen? Was würdest du mit einem Lottogewinn machen? Oder welche Superkräfte hättest du gerne? (jub)