Knochen-Analyse Wohin führen die Genspuren von Christoph Kolumbus?

Michael Maier

Wurde Christoph Kolumbus auf Mallorca geboren? War er nicht aus Genua, sondern Portugiese oder ein Jude, der seine Herkunft verbarg? Neue Beweise zum Jahrestag der Entdeckung Amerikas am 12. Oktober 1492 sollen „revolutionär“ sein.

 
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Kolumbus-Doku 2022 im ZDF. Foto: ZDF/Archiv

Am 12. Oktober 2024 – Jahrestag der Entdeckung Amerikas – wird ein mit Spannung erwarteter Dokumentarfilm über die wahre Herkunft von Christoph Kolumbus im spanischen Fernsehen ausgestrahlt. Die Präsentation des Films „Colón ADN. Su verdadero origen“ (zu Deutsch etwa „Kolumbus-DNA. Seine wahre Herkunft“) hat bereits im Vorfeld für Aufsehen gesorgt und verspricht, am spanischen Nationalfeiertag endlich das Geheimnis um Kolumbus’ Herkunft zu lüften.

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Bei der Präsentation bestätigten forensische Forscher der Universität Granada unter der Leitung von Professor José Antonio Lorente bereits endgültig, dass die in der Kathedrale von Sevilla begrabenen Knochen tatsächlich die sterblichen Überreste des Entdeckers Amerikas seien. Diese Aussage basiere auf neuen Technologien, mit denen sich frühere Theorien untermauern ließen.


Kolumbus und seine DNA

Die DNA-Untersuchung der Universität Granada erstreckte sich über mehr als zwei Jahrzehnte. Lorente erklärte, dass die Ergebnisse genetisch „praktisch absolut“ zuverlässig seien und von verschiedenen Laboren überprüft wurden. Die vollständigen Erkenntnisse sollen demnächst in einer internationalen wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht werden.

Kolumbus im „Doku-Thriller“

Bezüglich Kolumbus’ Nationalität hielt sich Lorente zunächst bedeckt. Es wurde erwartet, dass dieses Rätsel in dem Dokumentarfilm gelöst wird. Die von Lorente geleitete Untersuchung zielt darauf ab, Licht auf die Herkunft des Seefahrers zu werfen, über die verschiedene Theorien kursieren. Die am weitesten verbreitete und international akzeptierte Theorie besagte bislang, dass Christoph Kolumbus aus Genua (Italien) stammte.

Kolumbus-Denkmal in Santo Domingo. Foto: ZGS/Caro Waechter

Der Dokumentarfilm, bei dem es sich um einen „Doku-Thriller“ handelt, will zwei große Rätsel in Kolumbus’ Biografie lösen: seine wahre Herkunft und seinen Bestattungsort. Er nimmt dabei die Form einer Reality-Show an, bei der es acht von 25 Theorien zu Kolumbus’ Herkunft ins „Finale“ geschafft haben.

Rätsel um Christoph Kolumbus

Es gibt Hypothesen, die Kolumbus als galizischen oder portugiesischen Adligen, als kastilischen Edelmann, als Juden, der seine Herkunft verbarg, als baskisch-navarresischen „Agoten“ oder als Mallorquiner mit königlicher Abstammung darstellen. Schon kurz vor der Sendung war durchgesickert, dass der mutmaßliche Geburtsort auf Mallorca wohl mit am wahrscheinlichsten ist.

Kolumbus auf Mallorca geboren?

Eine Außenseiter-Theorie des mallorquinischen Historikers Gabriel Verd besagte schon seit Jahrzehnten, Christoph Kolumbus sei 1460 auf Mallorca als unehelicher Sohn des Prinzen Karl von Viana (1421-1461) und der Insulanerin Margarida Colom geboren worden. Nicht umsonst gebe es dort bis heute eine Sippe mit dem Familiennamen Colom und einen Hafen namens Portocolom (Gemeinde Felanitx). Verd argumentiert unter anderem, dass Kolumbus’ privilegierte Behandlung durch das spanische Königspaar und die Verwendung katalanischer Ausdrücke in seinen Schriften diese Theorie unterstützen.

Kolumbus, ein Spanier?

Trotz Verds Bemühungen, seine Theorie durch DNA-Analysen zu beweisen, gab es lange Zeit keine eindeutigen Ergebnisse. Die meisten Historiker hielten an der traditionellen Ansicht fest, dass Kolumbus in Genua geboren wurde. Abhilfe sollten Genproben von Knochen der aragonesischen Königsfamilie aus Zaragoza schaffen. Diese wurden nun mit den sterblichen Überresten von Christoph Kolumbus in der Kathedrale von Sevilla abgeglichen, um zu belegen, dass der Entdecker Amerikas womöglich ein Spanier und kein Italiener war - auch, wenn zahlreiche Quellen wie das Testament von Christoph Kolumbus absolut dagegen sprechen.

Kolumbus-Diskussion geht weiter

Trotz aller Ankündigungen gibt es auch Skepsis: Eduardo Esteban, der Kolumbus für die nordspanische Region Galicien reklamiert, glaubt, dass die Debatte auch nach dem Dokumentarfilm weitergehen wird. Er betrachtet die wissenschaftliche Analyse als wichtigen, aber begrenzten Beitrag zur Klärung von Kolumbus’ Herkunft.