Ein gutes Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ist eine europäische Strategie für die Beendigung des blutigen Konfliktes nicht zu erkennen. Waffenlieferungen sollen es der Ukraine weiter ermöglichen, dem militärischen Druck Russlands standhalten zu können. Das ist zweifelsohne eine taktische Notwendigkeit, ohne die Russland die Ukraine längst überrannt hätte. Doch tragen die Waffenlieferungen des Westens eben auch dazu dabei, dass sich der Krieg in die Länge zieht. Aber wie lange hält die Solidarität des Westens? Und ist es tatsächlich ein realistisches Szenario, das riesengroße Russland in einem viele Jahre andauernden Krieg irgendwann vielleicht doch in die Knie zwingen zu können? Die Wahrscheinlichkeit, gegen Russland auf dem Schlachtfeld einen Sieg zu erringen, darf als gering betrachtet werden. Aber: Die Ukraine darf auch nicht verlieren – das jedoch kann wieder nur durch eine kontinuierliche Unterstützung des Westens möglich werden. Russland soll erkennen, dass seine militärischen Möglichkeiten ausgereizt sind. Dem Patt an der Front sollen Verhandlungen folgen.