Kommentar zur Darts-WM Unfair und unmoralisch

Christian Dreßel. Foto: red

Peter Wright krönt sich zum Darts-Weltmeister, doch der Titel ist weniger wert als in den Jahren zuvor. Daran ist der Darts-Weltverband und sein Umgang mit den Corona-infizierten Spielern Schuld.

 
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Am Ende krönte sich also „Snakebite“ Peter Wright zum zweiten Mal in seiner Karriere zum Darts-Weltmeister. Doch es bleibt ein fader Beigeschmack. Dieser Titel ist weniger wert als in den Jahren zuvor. Das liegt weniger an Peter Wright selbst, der gerade in der entscheidenden Endphase der Partie weltmeisterliche Pfeile wirft, als vielmehr am Darts-Weltverband (PDC). Die PDC um ihren Geschäftsführer Eddie Hearn hat mit der Disqualifikation der Corona-infizierten Spieler nur eines bewirkt: Wettbewerbsverzerrung. So bleiben nach dieser WM eine Menge Fragen zurück – und ein Weltmeister, der gar nicht gegen alle Besten spielen konnte.

Chisnall. Van der Voort. Van Gerwen. Geschlagen hat sie bei dieser WM auf der Bühne des Alexandria Palace niemand. Einzig Corona zerstörte ihre Turnierambitionen. Der ehemalige Topspieler Vincent van der Voort rangiert derzeit nur noch am Rande der Top 30. Doch wer weiß, ob er nicht an seine vergangenen Leistungen hätte anknüpfen können?

Dave Chisnall, die aktuelle Nummer 13 der Darts-Weltrangliste, stand im vergangenen Jahr im Halbfinale der WM. Der große Wurf ist ihm also immer zuzutrauen. Und dann wäre da noch der große Michael van Gerwen, ehemaliger Dominator der Szene, aktuelle Nummer 3 der Welt und dreifacher Weltmeister. Auch der Niederländer fing sich das Virus ein und schied kampflos aus. Für die Aussortierten zerplatzen nicht nur Träume, sie verlieren auch wichtige Preisgelder für die Weltrangliste. Über diese wird bei vielen Turnieren die Teilnehmerliste bestimmt. Der finanzielle Schaden vervielfacht sich also im Laufe des Jahres.

Deswegen plädierten gleich mehrere Spieler, darunter der Weltranglistenerste Gerwyn Price, im Laufe des Turniers für einen Abbruch der WM und eine Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt. Die Konkurrenten sind kollegial, die PDC ist es nicht. Wer erkrankt, fliegt. Wer gesund bleibt, kommt weiter. Dieser Ansatz Darts-Weltverbands ist in Mitten einer Jahrhundertpandemie schlicht unmoralisch.

Das lasche Hygienekonzept für die Zuschauer im Alexandra Palace grenzt an Körperverletzung: 3G, eine völlig überfüllte Halle, keine Masken, kein Abstand, dafür jede Menge Alkohol. Natürlich machen die enthusiastischen Zuschauer einen Großteil der Faszination Darts aus. Doch die Corona-Fälle unter Fans und Spielern waren programmiert – und seitens der PDC vermutlich einkalkuliert. Die PDC wiegelte Kritik an der Fortführung der WM stets ab und berief sich sogar auf die britische Regierung, die das Turnier genehmigt hatte.

Während ihre Geschäfte florieren, die TV-Zahlen und Turnier-Preisgelder durch die Decke gehen, scheint der Darts-Weltverband die Bodenhaftung verloren zu haben. Vielleicht auch gerade wegen des kommerziellen Erfolgs.

Dem Ansehen des WM-Titels hat diese Sturheit der Verantwortlichen enorm geschadet. Daran kann auch der hippe, neue Weltmeister Peter Wright nichts ändern. Der Schotte mit der bunten Kleidung und den noch bunteren Haaren wechselte im Laufe der Finalpartie munter zwischen seinen verschiedenen Dartpfeilen hin und her. Im von Perfektion geprägten Darts-Sport ein absolutes Novum.

Keine Frage: Peter Wright hat sich diesen Titel verdient. Dass er nicht gegen die Besten spielen konnte, liegt nicht an ihm. Die PDC sollte sich offen für ihre Vorgehensweise entschuldigen. Künftige Turniere müssen bei bestätigten Corona-Fällen unter- oder abgebrochen werden.

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