Konferenz in Coburg Auch Bayern will den Lückenschluss

Derzeit ist in Bad Rodach Endstation. Wie ein Lückenschluss nach Südthüringen bewerkstelligt werden kann, soll nun eine Studie zeigen. Foto: Frank Wunderatsch/NP Archiv

Der Freistaat signalisiert seine Unterstützung für das Projekt. Zur Freude der IHK. Jetzt soll eine Machbarkeitsstudie erstellt werden.

 
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Coburg - Die „Interessengemeinschaft Schienenlückenschluss Coburg – Südthüringen“ hatte hochrangige Vertreter von Ministerien des Bundes und der Länder Bayern und Thüringen sowie der Deutschen Bahn zu einer Schienenverkehrskonferenz eingeladen, um das Projekt voranzubringen. In der Interessengemeinschaft (IG) hatten sich im Sommer verantwortliche Akteure aus 23 Gebietskörperschaften, Wirtschaftskammern und Interessenverbänden sowie Mandatsträger des Bundes und der Länder aus den Regionen West-Oberfranken und Südthüringen zusammengeschlossen.

Wichtigstes Ergebnis der Veranstaltung: Die Vertreter der Freistaaten – Helmut Schütz, Amtschef im bayerischen Verkehrsministerium, sowie Staatssekretär Torsten Weil vom Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft und Thüringen – äußerten große Aufgeschlossenheit für das Vorhaben und sagten ihre Bereitschaft zu, die Erstellung einer Potenzialanalyse fachlich und finanziell zu unterstützen. Diese soll Basis für die Einleitung des notwendigen Raumordnungsverfahrens sein.

In diesem Zusammenhang betonte der Coburger IHK-Präsident Friedrich Herdan, dass es dabei nicht um Reaktivierung des alten, teils bebauten Streckenverlaufs geht, sondern um die Wiederherstellung der Schienenverbindung für den Personenverkehr, auf Grundlage einer fachlichen Expertise für den bestgeeigneten Streckenverlauf.

Thüringen hatte sich bereits im Vorfeld deutlich zu diesem Projekt bekannt. Die bisherige Zurückhaltung Bayerns wurde nun aufgelöst. „Von bayerischer Seite werden wir das Projekt unterstützen, wo wir können“, erklärte CSU-Landtagsabgeordneter Martin Mittag, der online zugeschaltet war. Ministerialdirektor Hugo Gratza, Leiter der Abteilung Eisenbahnen im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die entsprechenden Fördermittel aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz aufgestockt und auf Regionen außerhalb der Ballungsräume ausgeweitet wurden. Die Realisierung des Schienenlückenschlusses soll jetzt auf fachlicher Ebene vorangebracht werden, im nächsten Schritt mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie.

Am Ende des fachlich fundierten, offenen Austauschs zeigten sich die Beteiligten durchweg zufrieden. Friedrich Herdan, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Coburg, fasste das mit den Worten zusammen: „Diese Konferenz hat unser bedeutendes Infrastrukturprojekt ein wichtiges Stück vorangebracht. Offene Punkte und Missverständnisse, insbesondere seitens der bayerischen Staatsregierung, zu Bedeutung und Notwendigkeit des Schienenlückenschlusses konnten im sehr konstruktiven Rahmen geklärt werden.“ Von der „inhaltlichen Breite und Tiefe der Diskussion“ beeindruckt, zeigte sich auch Martin Walden, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG.

Herdan mahnte, im allseitigen Interesse sei es längst überfällig, mit dem Projekt endlich voranzukommen. Nicht zuletzt auch wegen des „Deutschlandtakts 2030“, mit dem die Züge deutschlandweit besser aufeinander abgestimmt und Reisezeiten deutlich gesenkt werden sollen. Davon profitiert auch der ICE-Halt am Bahnhof Coburg. „Dafür ist eine adäquate Schieneninfrastruktur Grundvoraussetzung, und es darf uns nicht passieren, dass wir die jüngst erreichten Fortschritte für unser Projekt durch langwierige Zuständigkeitsdebatten eventuell verspielen“, so der IHK-Präsident

Den Schienenlückenschluss bewertet er als ein für die zukünftige Entwicklung der Region West-Oberfranken-Südthüringen elementar wichtiges Infrastrukturprojekt. Es beschäftigt die IHK zu Coburg schon seit der Wiedervereinigung, die nunmehr 31 Jahre zurückliegt. Seit der Eröffnung der Strecke im Jahre 1858 bis zur Unterbrechung 1945 war die Eisenbahnlinie von Eisenach über Meiningen und Coburg nach Lichtenfels wesentlicher Treiber der wirtschaftlichen Entwicklung in Südthüringen und West-Oberfranken und entwickelte sich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer der wichtigsten deutschen Nebenverkehrsstrecken mit höchster regionaler, aber durchaus auch überregionaler Bedeutung.

Entsprechend schwerwiegend waren und sind die Konsequenzen der Unterbrechung dieser Schienenverbindung. Seither müsse man sich im Bahnverkehr mit erheblichen Umwegen und langen Reisezeiten und über den Straßenverkehr arrangieren, heißt es von Seiten der IHK. Auch deshalb werde dieses länderübergreifende Projekt in den Wirtschaftsräumen West-Oberfranken und Südthüringen mit seiner Realisierung künftig wieder entscheidende Wachstumsimpulse setzen und eine wesentliche Attraktivitätssteigerung des Schienenpersonennahverkehrs gegenüber dem Individualverkehr bewirken.

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