"Hohe Zinsen drohen zwar die Wirtschaftsleistung zu schwächen, eine dauerhaft hohe Inflation könnte aber noch größeren wirtschaftlichen Schaden anrichten. Deshalb ist der Kurs der EZB richtig", sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis.
Teuerungsraten und Kaufkraft
Die Notenbank geht nach der Anfang März erstellten Vorhersage in diesem Jahr von einer etwas geringeren Inflation und einem stärkeren Wirtschaftswachstum in der Eurozone aus als vor drei Monaten. Sie rechnet 2023 im Schnitt mit einer Inflationsrate von 5,3 Prozent im gemeinsamen Währungsraum der inzwischen 20 Mitglieder (Dezember: 6,3 Prozent). Die Wirtschaft soll um 1,0 Prozent wachsen und damit stärker als die im Dezember noch vorhergesagten 0,5 Prozent.
Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, sie können sich für einen Euro weniger leisten. Steigende Zinsen können hohen Teuerungsraten entgegenwirken, weil sich Kredite verteuern und das die Nachfrage bremst. Stark steigende Zinsen können allerdings Banken unter Druck setzen, wie sich jüngst am Kollaps der Silicon Valley Bank in den USA zeigte.
Experten halten eine weltweite Finanzkrise wie nach dem Zusammenbruch der Lehman-Bank aber bislang für unwahrscheinlich. Nach Einschätzung des Hauptgeschäftsführers des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Martin Wansleben, zeigt die jüngste Zinserhöhung, "dass die EZB die Risiken für die Finanzstabilität für überschaubar hält".
Der sogenannte Einlagensatz, den Kreditinstitute erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, steigt nach der Entscheidung des EZB-Rates vom Donnerstag auf 3,00 Prozent. Seit der Kursänderung der EZB im Juli profitieren Sparer von steigenden Zinsen für Tages- und Festgeld. Allerdings mindert die hohe Inflation die Erträge.