Konjunkturumfrage Coburg: Stimmung der Gastronomen ist am Tiefpunkt

Die Aussichten bei den Gastronomen sind düster. Foto: dpa/Henning Kaiser

Schlimmer geht es kaum noch: 95 Prozent der Gastronomen bewerten ihre Lage als schlecht. Beim Handel sieht es kaum besser aus.

 
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Coburg - „Im Wirtschaftsraum Coburg kämpfen sich weiterhin weite Teile der gewerblichen Wirtschaft nur mühsam aus dem durch Corona verursachten Konjunkturtal heraus. Die dritte Pandemiewelle, die für zahlreiche Branchen weiterhin geltenden Betätigungsverbote und der leider derzeit immer noch schleppende Impffortschritt bewirken, dass der konjunkturelle Erholungsprozess, wenn überhaupt, nur langsam voranschreitet“, kommentiert IHK-Präsident Friedrich Herdan die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der IHK zu Coburg zum Frühjahr 2021.

Zum Besseren gewendet haben sich die Geschäfte für gewisse Branchen der Industrie. Maßgeblich hierfür sind insbesondere Impulse aus dem Export. Weniger Zufriedenheit herrscht unter den unternehmensnahen Dienstleistern. Und nach wie vor katastrophal ist das Lagebild im stationären Einzelhandel und im Gastgewerbe. Dementsprechend bezeichnen über alle Branchen und Unternehmen hinweg nur 32 Prozent ihre wirtschaftliche Lage als „gut“. Immer noch als „schlecht“ bewerten aktuell 42 Prozent der Unternehmen ihre Lage.

Beim Ausblick auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten ist in der regionalen Wirtschaft zaghafter Optimismus wahrnehmbar. Aktuell überwiegen die positiven Geschäftsprognosen (31 Prozent) geringfügig die negativen Erwartungen (27 Prozent). Von einer Aufbruchsstimmung sind die heimischen Unternehmen aber weit entfernt. Zu groß sind die Sorgen vor einem andauernden diffusen Pandemieverlauf mit wirtschaftlichen Begleiterscheinungen.

Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der als Stimmungswert sowohl die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen als auch ihre Geschäftserwartungen abbildet, steigt zwar um 15 Punkte auf jetzt 97, liegt damit aber weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 114.

„Parallel zum verbesserungswürdigen Corona-Krisen- und Wirtschaftshilfen-Management ist jetzt die Politik gefordert, Wachstumspotenziale zu heben und den Strukturwandel effizient, wettbewerbsneutral, ideologiefrei und technologieoffen zu ermöglichen. Dazu zählen insbesondere auch im internationalen Vergleich wettbewerbsfähige Energiepreise, Senkung der überbordenden Steuer-, Abgaben- und Bürokratielasten, die Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren und Erhöhung des Tempos bei der Umsetzung der digitalen Agenda. All dies würde zusätzliche Anreize für mehr Investitionen setzen und die Perspektiven für neues Wachstum verbessern“, so IHK-Präsident Herdan.

Aktuelle Lage: Der zu Jahresbeginn begonnene leichte Erholungsprozess in Coburgs stark exportorientierter Industrie setzt sich fort. Aktuell bewerten 37 Prozent der Industriebetriebe ihre Geschäftslage als gut, während 27 Prozent über immer noch schlechte Geschäfte klagen. Der sich daraus ergebende Saldo aus positiven und negativen Lagebeurteilungen von +10 klettert erstmals seit Beginn der Pandemie wieder in den Positivbereich. Bei der Vorumfrage lag der Saldo bei null. Viele Betriebe konnten positive Entwicklungen bei Auftragseingängen verzeichnen. Impulse kamen aus dem In- und Ausland. Die exportorientierte Industrie profitierte dabei von der anziehenden Nachfrage aus China und den USA. Gleichzeitig sorgt die Belebung der Nachfrage aber für Materialknappheit und dadurch massiv steigende Rohstoffpreise bei Stahl, Blech oder Holz.

Erwartungen: Trotz der spürbar verbesserten Geschäftslage bleibt die Industrie bei ihren geschäftlichen Prognosen für die kommenden Monate vorsichtig und rechnet mit einer Seitwärtsbewegung. Der ungewisse Pandemieverlauf auf heimatlichen und ausländischen Märkten, die für die Kundenbetreuung hinderlichen Reiseeinschränkungen oder auch die nach wie vor nicht gebannte Gefahr weltweiter Handelskriege bereiten weiterhin Sorgen.

Aktuelle Lage: Coburgs Maschinenbauer berichten aktuell von leichten Bestellzuwächsen aus dem In- und Ausland, insbesondere aus China. Alle befragten Unternehmen bewerten ihre Kapazitätsauslastung vorsichtig als „befriedigend“. Der positive Trend bei den Auftragseingängen wird aber weiterhin beeinträchtigt durch Reiseeinschränkungen und zunehmende Problemen bei den Lieferketten.

Erwartungen: Für die kommenden Monate erhofft sich die Hälfte der befragten exportstarken Maschinenbauer von der voranschreitenden Erholung der Weltwirtschaft positive Akzente für ihre Geschäftstätigkeit.

Aktuelle Lage: Die Nachfrage nach Erzeugnissen der heimischen Automobilzulieferer und Vorleistungsgüterproduzenten hat sich deutlich verbessert. Die Unternehmen berichten von gestiegenen Auftragseingängen, insbesondere aus dem Inland und aus der Euro-Zone. 56 Prozent (+19 Prozentpunkte gegenüber Vorumfrage) bewerten ihre aktuelle Lage als „gut“, 11 Prozent sind nach wie vor unzufrieden (-10 Prozentpunkte). Auch die aktuelle Kapazitätsauslastung hat sich leicht positiv entwickelt. 26 Prozent berichten von voller und 47 Prozent von befriedigender Auslastung.

Erwartungen: Für die kommenden Monate rechnet die Mehrheit der regionalen Branchenvertreter mit gleichbleibender Geschäftstätigkeit. Konjunkturrisiken sehen die befragten Unternehmer insbesondere in steigenden Rohstoffpreisen und Engpässen bei Vorprodukten, wie Halbleitern, was zu weiteren Produktionsstopps bei den Automobilherstellern führen könnte.

Aktuelle Lage: Die heimischen Verbrauchsgüterproduzenten stehen weiterhin vor großen Herausforderungen. Neben dem kurzfristigen Wechsel zwischen geöffneten und geschlossenen Handelsflächen, den Absatzkanälen für Polstermöbel, verursacht durch die Bundesnotbremse, verschärft sich derzeit die Versorgungssituation bei wesentlichen Zulieferprodukten und Rohstoffen wie Holz dramatisch. Aktuell berichten nur 27 Prozent der befragten Unternehmer von guten Geschäften, 46 Prozent sind aber unzufrieden (+13 Prozentpunkte).

Erwartungen: Die Aussicht auf die kommenden Monate ist bei den heimischen Möblern dennoch von Zuversicht geprägt. 38 Prozent der Branchenvertreter erwarten mit Blick auf Wiederöffnungen des Handels eine verbesserte Geschäftslage, ein Viertel ist gegenteiliger Auffassung.

Aktuelle Lage: Weiterhin zufrieden mit der aktuellen Situation zeigt sich das regional starke Versicherungs- und Finanzgewerbe. Die Branche kam bislang nahezu unbeschadet durch die Krise. Die Unternehmen berichten von voller oder befriedigender Auslastung in den vergangenen sechs Monaten. Zwei Drittel der Branchenvertreter bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“, kein Unternehmen ist „unzufrieden“.

Erwartungen: Auf die kommenden Monate blicken die Branchenvertreter weiterhin optimistisch. 20 Prozent rechnen mit einer weiteren Verbesserung ihrer Lage. Unsicherheit sehen viele in der wieder eingesetzten Insolvenzantragspflicht und damit einhergehenden Kredit- und Beitragsausfällen.

Aktuelle Lage: Das unternehmensnahe Dienstleistungsgewerbe partizipiert nur teilweise vom Aufschwung in der Industrie. Im Vergleich zur Vorumfrage hat sich die Stimmung leicht eingetrübt. Im laufenden Frühjahr vermelden nur noch 36 Prozent der befragten Betriebe gute Geschäfte (Vorumfrage 56 Prozent). Unzufrieden mit dem aktuellen Geschäftsverlauf zeigt sich dagegen ein Viertel. 36 Prozent der befragten Dienstleister berichten von nicht ausreichender Auslastung in den vergangenen sechs Monaten.

Erwartungen: Für die kommenden Monate erwarten die Branchenvertreter eine Seitwärtsbewegung der Geschäftsentwicklung. Der Anteil der Optimisten und der Pessimisten hält sich die Waage.

Aktuelle Lage: Weite Teile des Einzelhandels sind nach wie vor vom Lockdown oder den lediglich geringfügigen Erleichterungen betroffen. Nachdem die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung für viele Händler bereits das wichtige Weihnachtsgeschäft zunichtegemacht haben, fallen nun auch die Frühjahrsumsätze zu großen Teilen weg. Entsprechend desolat ist das Stimmungsbild unter den Einzelhändlern. Die überwiegende Mehrheit (64 Prozent) vermeldet schlechte Geschäfte. Allerdings ist die Situation nicht für alle Einzelhändler gleichermaßen schwierig. So bezeichnen Online-Händler und Einzelhändler mit Sortimenten des täglichen Bedarfes ihre Geschäftslage als „gut“.

Erwartungen: Die langwierige und einseitig an Inzidenzwerten orientierte Pandemiebekämpfung hat unter den vom Lockdown betroffenen Händlern für ein hohes Maß an Frustration gesorgt. Entsprechend skeptisch fällt der Blick auf die Geschäftsaussichten in den kommenden Monaten aus. Kein Unternehmen erwartet eine Verbesserung der Geschäftslage.

Aktuelle Lage: Zwar können sich auch die Großhändler der schwierigen Lage ihrer Kunden nicht entziehen – Einzelhandel, Gastronomie, Teile der Industrie und des Gewerbes nahmen den Grossisten weniger Waren ab. Dennoch berichten die Großhändler von leicht verbesserten Geschäftsverläufen im Vergleich zur Vorumfrage. 36 Prozent der Betriebe bewerten die aktuelle Lage als „gut“, 29 Prozent sind aber dennoch auch unzufrieden.

Erwartungen: Auf die kommenden Monate schauen die Grossisten mit gewissem Optimismus. 50 Prozent der befragten Unternehmen erwarten geschäftliche Aufhellungen. 25 Prozent gehen von rückläufiger Geschäftsentwicklung aus. Für das laufende Jahr rechnen 42 Prozent der Grossisten mit einem Umsatzplus von 10 Prozent im Vergleich zu 2020.

Aktuelle Lage: Nach wie vor kann das Hotel- und Gaststättengewerbe infolge des andauernden Lockdowns der Geschäftstätigkeit entweder gar nicht oder nur mit sehr starken Einschränkungen nachgehen. Aufgrund dieser besonders starken Betroffenheit der Branche ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt: 95 Prozent der Befragten beurteilen ihre Geschäftslage als schlecht. Im Vergleich zur Vorumfrage im Frühjahr ist der Saldo damit noch einmal um zehn Punkte gesunken.

Erwartung: Die Branche setzt nun große Hoffnungen auf den Impffortschritt in der Bevölkerung und damit einhergehende Öffnungsperspektiven. 63 Prozent der befragten Leistungsträger erhoffen sich sehnlichst eine Aufhellung ihrer Geschäftslage in den kommenden Monaten. red

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