Konzept Wallenfels rüstet sich für Blackout

Rainer Glissnik
Schaut ja ganz gemütlich aus – aber in Wahrheit würde ein Stromausfall auch in Privatwohnungen äußerst unbequeme Folgen haben, dann nämlich wenn weder licht noch Heizung gehen. Foto: picture alliance/Christin Klose

Was ist, wenn ein großflächiger Stromausfall das öffentliche Leben lahmlegt? Die Stadt hat ein Konzept erarbeiten lassen und reagiert darauf.

 
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Es ist ein Szenario, das sich eigentlich keiner vorstellen will und mit dem sich dennoch die Kommunen auseinandersetzen müssen: Ein längerer, großflächiger Stromausfall legt das öffentliche Leben lahm. Es gibt keinen Strom in den Wohnungen mehr, keine Heizung, Supermärkte können nicht öffnen, Aufzüge bleiben stecken, Pumpwerke laufen nicht, es gibt weder Handy- noch Telefonnetz. Nicht einmal Ampeln funktionieren mehr. In Wallenfels arbeiten die Verantwortlichen bereits seit März daran, sich auf einen derartigen Blackout vorzubereiten, um das Allerschlimmste abwenden zu können.

„Wir müssen unsere kritische Infrastruktur – insbesondere Wasserversorgung und Abwasserentsorgung – sicherstellen“, betonte dann auch Bürgermeister Jens Korn in der jüngsten Stadtratssitzung am Montag. Nun liege es am Stadtrat, die entsprechenden Entscheidungen zu treffen.

Leitfaden für den Ernstfall

Zuvor hatte in der Sitzung der Kommandant der Wallenfelser Feuerwehr, Ronny Reuther, ein Blackout-Konzept für die Stadt Wallenfels vorgestellt, das unter anderem mit der Wasserwacht, dem THW und Rathausmitarbeitern erarbeitet worden war. Wie Reuther erklärte, habe man sich zunächst gefragt, wo es besonders kritisch werden würde, wenn der Strom ausfällt. Man müsse wissen, wo dann Gefahr für Leib und Leben und wo eine Gefahr für die Umwelt bestehe. Demnach müssten vor allem Alten- und Pflegeheime sowie Schulgebäude, Trinkwasseranlagen, Abwasserversorgung und Kläranlage weiterlaufen. „Wir haben eine Priorisierung vorgenommen und können Handlungsempfehlungen für Betreiber kritischer Infrastruktur geben“, betonte er und verwies in diesem Zusammenhang auf eine Checkliste und einen Leitfaden, den man bereits erarbeitet habe.

Schichtdienst bei der Feuerwehr

Wie er weiter erläuterte, seinen auch die Feuerwehrhäuser als kritische Infrastruktur anzusehen. Man rechne aber damit, dass die Hilfskräfte – die Wallenfelser Feuerwehren haben 168 Aktive in ihren Reihen – in einem Schichtdienst und mit Unterstützung von Gruppen aus der Bevölkerung die Anforderungen eines Blackouts bewältigen könnten. So hätte etwa bereits der Frankenwaldverein und die „Bärenstarke Typen“ ihre Mithilfe angeboten. Zudem verfügten die Wallenfelser Feuerwehren über vier, bald fünf Stromerzeuger und das Feuerwehrhaus in Wallenfels habe eine eigene Notstromeinspeisung. Auch einige Firmen hätten Notstromaggregate, ebenso sei das Senioren- und Pflegeheim der Caritas in Wallenfels mit fünf Aggregaten hervorragend ausgestattet. Er wies aber darauf hin, dass die Kläranlage über kein derartige Versorgungsmöglichkeit verfüge. Zudem müsse sichergestellt sein, dass die Dieseltankstelle im Bauhof voll ist.

Wärmestuben

Was die Versorgung der Privathaushalte angeht, stellte er klar, dass man hier nicht einspringen könne. Allerdings wolle er auch die Bürger davor warnen, Notstromaggregate einfach so im Baumarkt zu kaufen. Er selbst habe sich ein teures Markenprodukt angeschafft und wäre damit „fast abgebrannt“. Stadträtin Tina Müller-Gei hatte dann noch eine wichtige Anregung: Es gebe Arzneimittel, die gekühlt werden müssten. Stadtrat Andreas Buckreus schlug vor, Wärmestuben anzubieten, die mit Holzofen beheizt werden können. Der Stadtrat stimmte dem zu und will nun eine Liste erstellen lassen. Bereits angedacht ist dafür das Flößerhaus mit seinem Kachelofen.

Wie Reuther weiter ausführte, habe sich im Laufe der Konzepterstellung auch der Landkreis eingebracht. So habe er in Aussicht gestellt, Anlaufstellen mit überörtlicher Funktion einzurichten. Allerdings werde wohl daraus nun nichts. Wie er mitteilte, habe der Landkreis vergangene Woche per E-Mail von diesen Plänen distanziert. Nun wolle man sich im Ernstfall nur um Funk und Spritversorgung kümmern. „Das reicht nicht“, kritisierte Reuther dies.

Keine Panikmache

Jens Korn dankte im Anschluss dem Kommandanten und der Arbeitsgruppe für ihren Einsatz. Wallenfels sei damit in Sachen Blackout-Konzept ganz weit vorn, so Korn. „Wichtig ist, dass dies keine Panikmache ist, sondern eine Vorbereitung auf eine Situation, auf die wir schon längst hätten vorbereitet sein müssen.“ Die Wallenfelser beschlossen dann auch, drei weitere Notstromaggregate anzuschaffen.

Das Bayernwerk indes beschäftigte sich eingehend mit der Gasmangellage. Der Netzbetreiber habe bereits einen Stresstest durchgeführt, wobei verschiedene Szenarien durchgespielt wurden, hieß es. Demnach könnten 5,6 Gigawatt in diesem Winter fehlen, wohl 1,6 Gigawattstunden müssten zugekauft werden. Allerdings wisse man, dass dies ein Ding der Unmöglichkeit sei.

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