Konzert in Sankt Laurentius Blasmusik erfüllt das Kirchenschiff

Rudolf Hein

Trotz WM war die Pfarrkirche Sankt Laurentius in Ebern so gut wie voll besetzt. Zahlreiche Bürger nutzten die Chance, sich in besinnliche Stimmung musizieren zu lassen.

 
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Die Tatsache, dass das vorweihnachtliche Konzert des Blasorchesters Ebern am Sonntag zeitgleich mit dem Finale der Fußballweltmeisterschaft stattfinden sollte, sah man in der Vorstandschaft leidenschaftslos: „Die Deutschen sind da eh nicht dabei“ – dessen war man sich schon lange vor der WM einigermaßen sicher.

Als Dirigent Falk Krause um 17 Uhr den Taktstock hob, war in Qatar gerade Anstoß zur zweiten Halbzeit, Argentinien führte 2:0. Dem Finale zum Trotz war die Laurentiuskirche fast bis auf den letzten Platz besetzt, mehr als 40 Musikerinnen und Musiker, alle aus dem Verein, saßen eng gedrängt im Altarraum.

Die musikalische Reise begann ganz entspannend an den Heilquellen im tschechischen Marienbad mit „Music for the Fountain“ des Filmkomponisten Petr Hapka, quasi zum Warmspielen für das Orchester, denn schon das zweite Stück des Abends stellte hohe musikalische Anforderungen.

Auch zur Weihnachtszeit geschieht es, dass man einem geliebten Menschen nachtrauert und sich an ihn erinnert. „The Other Side“ des holländischen Kirchenmusikers und Komponisten Stijn Roels beginnt mit einem ergreifenden Solo für Englischhorn (Solistin: Kerstin Keidel) in Moll, das sich nach und nach in ein helles Dur Thema wandelt – freudige Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse werden wachgerufen. Zum Schluss dann wieder traurige Momente in Moll. Ein weiteres Stück schien für Falk Krause einige einleitende Vorbemerkungen wert: „Voyage into the Blue“, ein Wettbewerbsstück von Naoya Wada für japanische Highschool-Blasorchester geschrieben, soll den Zuhörer auf eine Flugreise mitnehmen, „ganz ohne Flugscham und CO2 – Ausstoß“. Die Akustik des ehrwürdigen Kirchenschiffs wurde durch den fulminanten Einsatz des gesamten Orchesters bei Start und Landung arg strapaziert, konnte beim ruhigen Flug über den sternenübersäten Nachthimmel wieder all ihre Stärken ausspielen. Hollywood pur. Spätestens hier bestätigte sich die Einschätzung des ausgewiesenen Musikexperten Philipp Arnold: „Aus einer Blaskapelle ist nun endgültig ein Blasorchester geworden. Es war grandios.“

Ganz ohne Erklärungen kamen die anderen musikalischen Höhepunkte des Abends aus. Der weltberühmte „Kanon in d“ des Barockkomponisten Johann Pachelbel, eigentlich komponiert für drei Violinen und Basso Continuo, dargeboten in einer ungewohnten, aber umso hörenswerteren Fassung für zehn Holzblasinstrumente, das Traditional „Give us Peace“ mit zwei Trompetensolisten von der Orgelempore herab, dann nochmals Hollywoodfeeling vom Feinsten mit Schlittenglöckchen und voller Klanggewalt in „The Call of Christmas“ von Wim Stalman.

Kurz vor Schluss ein sehr traditionelles Weihnachtsmedley, das manch einen in der Zuhörerschaft mitsingen und mitsummen ließ, und als Finale Irving Berlins unvergleichliches und unvergessliches „I’m Dreaming of a White Christmas“.

Laut aktuellem Wetterbericht wird dieser Traum wohl auch heuer wieder ein solcher bleiben. Wie dem auch sei: Das Publikum in der Laurentiuskirche durfte ein traumhaftes Konzert erleben und honorierte dieses erfreuliche Ergebnis langer und intensiver Probenarbeit mit stehenden Ovationen.

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