Kraftakt Fasching Auch die „Würdenträger“ packen mit an

Günther Geiling
Ohne Rücksicht auf ihre „Würde“ helfen alle bei der Dekoration des Marktsaales mit (von links): Prinzenbeauftragter Kurt Schorn, Sarah Schmidtlein, das Prinzenpaar Sophia I. und Patrick I., Oli Stark sowie Matthias Sperber. Foto: Günther Geiling

Fasching braucht fleißige Hände und viele Ideen. In Rentweinsdorf beispielsweise sind rund 100 Akteure im Vorfeld und am Abend auf der Bühne nötig, damit die Show, heuer unter dem Motto „Zirkus Rentweinsdorf“, über die Bühne gehen kann.

 
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Kaum ist Weihnachten vorbei und das neue Jahr da, steht die närrische Zeit vor der Tür. Auch im Landkreis Haßberge laufen an vielen Orten die Vorbereitungen für die großen Umzüge und die Büttensitzungen. Aber bis der Elfer- oder Sechserrat mit dem Einzug der Garde das bunte Treiben eröffnen können, ist wochenlange Arbeit für die Kulisse und Vorbereitung des Programms erforderlich. Wir haben einmal beispielhaft anhand der „Rentweinsdorfer Karnevalsgesellschaft“ (RCG) verfolgt, was dabei im Vorfeld hinter oder vor den Kulissen alles beachtet werden muss.

Der Rentweinsdorfer Fasching geht auf das Jahr 1989 zurück, als von dem damaligen Bürgermeister Willi Schönmann angeregt wurde, im neuen Marktsaal eine solche Veranstaltung zu organisieren. Dort war auf der Bühne aber nicht Platz für einen großen Elferrat und so entschloss man sich für einen Sechserrat, in dem die verschiedenen Gemeindeteile vertreten sein sollten. „Dass die wenigsten von diesen Ausgeguckten überhaupt ein Feeling zum Fasching hatten, war in Franken verständlich. Sie saßen etwas hilflos auf ihren Stühlen und nickten auch schon mal ein“, kann man dazu in der Chronik lesen.

Auch heute gibt es noch den „Sechserrat“, der nun aus Matthias Sperber aus Rentweinsdorf und Matthias Sperber aus Sendelbach, Steffen Neubauer, Kurt Schorn, Oli Stark und Sarah Schmidtlein besteht. Auf ihm ruht natürlich die Hauptverantwortung und Regie führt dabei Oli Stark, der auch die Büttensitzungen moderieren wird. Jeder „Sechserrat“ ist für eine besondere Aufgabe zuständig und da fällt der Blick doch auf Sarah Schmidtlein als einziger Frau. Von Gleichberechtigung also noch keine Rede und Sarah Schmidtlein meint dazu: „Ich fühle mich in dieser Männerrunde durchaus wohl und wir haben ja den Altweiberfasching, wo wir Frauen im Mittelpunkt stehen und die Männer aus dem Sechserrat alles organisieren und uns bewirten müssen.“

Der Faschingsauftakt war schon mit dem Rathaus-Sturm am 11. November erfolgt, wo das Prinzenpaar das Zepter im „Regierungsgebäude“ übernommen hat. Im Vorfeld war hier „Prinzenpaar-Beauftragter“ Kurt Schorn gefordert, ein Paar zu finden. Niemand außer ihm weiß bis zu diesem Abend, wer auf den Thron gehoben wird. Er teilte dann mit, welche Mühe es ihm wieder bereitet hat, ein Prinzenpaar aus dem Hut zu zaubern.

Tatsächlich hatte er das diesjährige Prinzenpaar schon für die Session 2020 gewinnen können. „Die beiden haben nun in einer Warteschleife zwei Jahre dicht gehalten“ lüftete er ein kleines Geheimnis auch ihrer Freundschaft. Nicht immer war es so leicht, ein Prinzenpaar zu finden. 1992 wurde auch erst kurz vorher ein Prinzenpaar bestimmt und mit Ludwig Bock aus Salmsdorf schlüpfte ausgerechnet ein Mann in die Rolle und Kleidung der Prinzessin, mit Georg Schlömer als Prinz. Sie waren also ihrer Zeit weit voraus.

Weit vor diesem Termin begannen im September schon die Probenabende der beiden Jugendgarde und der Prinzengarde mit ihren Trainerinnen Franziska Sperber und Lena Stark und dabei ist diesmal auch eine Kindertanzgruppe. Ein Hingucker für die Gäste soll natürlich die Bühne sein, die jedes Jahr ein Aussehen erhält, das mit dem Motto des Abends übereinstimmen soll. Und dieses Motto heißt diesmal „Zirkus Rentweinsdorf – Manege frei für Narretei“. Niemand bekommt das Bühnenbild bis zur Büttensitzung zu Gesicht und auch von den Büttenrednern erfährt man nicht, was sie damit verbinden. Ja, nicht einmal die Dame und Herren des Sechserrates sind hier eingeweiht. „Zaungästen“ läuft höchstenfalls bei Nachfrage ein Grinsen übers Gesicht.

Was das wohl zu bedeuten hat, „Zirkus Rentweinsdorf“? Kann man hier einige Themen aus dem Marktgemeinderat vermuten, wie etwa Photovoltaikanlagen, Bürgerbegehren, Tag- und Nacht-Markt und anderes mehr? Schließlich ist dies durch die zweijährige Pause mit der Coronapandemie die erste Büttensitzung nach der Kommunalwahl. Oder, was wird sonst aus dem Gemeindeleben auf die Schippe genommen?

Schweigen von allen Seiten und die Spannung bleibt erhalten. Auf jeden Fall hat man in Rentweinsdorf keine Probleme mit Büttenrednern und die werden sicherlich auch genug Stoff für ihre Reden gefunden haben. Im Marktsaal wird es auf jeden Fall rund gehen und dies ist schon seit Wochen der Fall, denn er soll ja auch äußerlich bereits für das richtige Faschingsambiente sorgen. Das Bühnenbild ist dabei immer entsprechend dem Motto ein besonderes Highlight und dafür sorgen Frederik Schorn und Christiana Forman. Vier Wochen lang gestalten und pinseln sie, was das Zeug hält. Dabei sind sie manchmal auch über Helfer wie das Prinzenpaar froh. Auf den Leitern klettern die „Elektriker“, die für die Bühnenbeleuchtung, aber auch für eine besondere Illumination im Saal sorgen wollen.

Und schon der Eingangsbereich wird umgestaltet, denn es kommt ja auf den ersten Eindruck an. „Für diese Büttensitzungen sind 100 Akteure im Vorfeld und am Abend auf der Bühne nötig und ohne so viele freiwillige Helfer würde ein solches Faschingsevent überhaupt nicht stattfinden können. Dazu kommen noch rund 30 Helfer am Abend in der Küche, hinter der Theke und beim Bedienen“, betont Oli Stark und lobt den Zusammenhalt und das Engagement einer tollen Gruppe.

Die aktiven Faschingsnarren von Rentweinsdorf fiebern dem Auftritt bei den beiden Büttensitzungen am 3. und 4. Februar entgegen. Karten sind erhältlich beim Bäcker am Rathaus. Darüber hinaus laufen noch die Vorbereitungen für den „Altweiberfasching“ am Donnerstag 16. Februar ab 20 Uhr im Marktsaal. Hie gibt es natürlich Regeln wie den Zutritt für Frauen, die sich aber trotzdem an den schönen Beinen von drei Männerballetts aus Rentweinsdorf, Ebern und Mürsbach erfreuen wollen. Ein DJ wird für den Tanzrhythmus sorgen und zur „Happy Hour“ gibt es Würfelspiele an der Bar. Die Rentweinsdorfer Narren werden sich mit ihrem Prinzenpaar aber auch in umliegenden Gemeinden sehen lassen, wie bei den Umzügen in Ebern, Baunach und in Ermershausen. Noch mehr Termine hat das Prinzenpaar Patrick I., und Sophia I. zu absolvieren, die auch andere Einrichtungen wie das Altenheim in Ebern oder den Kinderfasching in Rentweinsdorf mitgestalten werden, bevor der Fasching dann wieder eingegraben wird.

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