Krankenhaus Ebern Ausbau statt Aus als Alternative

Wohin geht der Weg für das Krankenhaus in Ebern? Foto: Rudolf Hein/NP Archiv

Auch örtliche Vertreter unterstützen die Online-Petition gegen die „Teilschließung“ des Eberner Krankenhauses. Und: Sie bringen Alternativen ins Gespräch.

 
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Ebern - Fünf Jahre ist es ziemlich genau her, da überreichten die Hebammen des Haßfurter Krankenhauses knapp 22 000 Unterschriften gegen eine Schließung der Geburtsstation an Landrat Wilhelm Schneider. 4739 davon stammten aus einer Online-Petition. Und auch wenn es nicht nur die Unterschriften waren, die letztlich für den Fortbestand der Geburtshilfe verantwortlich zeichneten, so setzten sie doch ein deutliches Zeichen.

Noch nicht ganz so viele Unterschriften hat eine weitere Petition, die seit gut einer Woche läuft. Mit der Petition (https://weact.campact.de/petitions/keine-teilschliessung-der-hassberge-klinik-ebern) werden die verantwortlichen Verwaltungsräte und Kreisräte im Landkreis Haßberge aufgefordert, die Teilschließung am Krankenhaus Ebern abzuwenden, wie es heißt (die Neue Presse berichtete in der Montagsausgabe).

Initiator ist der ehemalige Sulzbach-Rosenberger Klinikvorstand Klaus Emmerich aus Himmelkron von der Aktionsgruppe „Schluss mit Kliniksterben in Bayern“. Lokale Unterstützer hat Emmerich im Pfarrweisacher Gemeinderat Klaus Dünisch und dem Eberner Klaus Junge gefunden. In einer Pressemitteilung erläutern sie ihre Befürchtungen und Argumente – und führen Alternativen zum bisherigen „Umstrukturierungs-Konzept“ der Haßberg-Kliniken an, das vorsieht, die chirurgische Station in Ebern zu schließen und dafür 30 nichtmedizinische Kurzzeitpflegeplätze zu etablieren. Stattdessen will die Aktionsgruppe erreichen, dass „nicht nur die stationäre chirurgische Grundversorgung, sondern auch die umfassende notfallambulante Versorgung der Region Ebern nachts und am Wochenende sichergestellt bleibt“.

Eine solche Alternative könne darin bestehen, weitere stationäre Leistungsangebote auszubauen, um die Klinik für Patienten und für das Klinikpersonal- ob Ärzteschaft oder Pflegekräfte – noch attraktiver zu gestalten, „sie so in eine sichere Zukunft zu führen und die wohnortnahe klinische Versorgung zu sichern“, wie es heißt.

Auch die Einrichtung einer neuen Notfallversorgung, Notfallstufe 1, könne helfen, das Krankenhaus Ebern auf lange Sicht stabil zu halten und gegen Strukturvorgaben des Bundesgesundheitsministeriums abzusichern: „Es gibt Beispiele, dass dies auch bei kleinen Krankenhäusern gelingen kann“, so wörtlich. Sollte dagegen das Leistungsspektrum am Standort Ebern wie vorgesehen gekürzt werden, drohe mittelfristig sogar das vollständige „Aus“ des Standorts Ebern als Krankenhaus, wie die Initiatoren der Petition eindringlich warnen. Denn: Mit dem Ende der chirurgischen Station würde das Krankenhaus Ebern einen beträchtlichen Teil seiner Patienten und damit tragende Umsatzerlöse bei etwa gleich bleibenden Fixkosten verlieren, so die Argumentation. Zudem stelle die Verlagerung von Betten kein nachhaltiges Instrument zum Abbau der anfallenden Defizite dar. „Also ein betriebswirtschaftliches Nullsummenspiel zu Lasten der Bevölkerung im nördlichen und östlichen Landkreis Haßberge“, wie die Initiatoren schreiben.

„Hervorgehoben werden muss in jedem Fall die über die Grenzen des Regierungsbezirks Unterfranken hinausreichende Bedeutung des Klinikstandorts Ebern für die medizinische Daseinsvorsorge unserer nahen Nachbarn in den oberfränkischen Landkreisen Bamberg und Coburg“, heißt es weiter. Die Menschen im Eberner Großraum würden hinter ihrem Krankenhaus stehen und auch hinter den rund 1,3 Millionen Mehrausgaben, die das Eberner Krankenhaus laut Vorstand Wilfried Neubauer anlässlich der digitalen Info-Veranstaltung vor zwei Wochen jährlich benötigt. „Sicherlich kein unerträglich großer Batzen Geld für den Landkreis Haßberge, angesichts der Ausgaben für andere Zwecke“, wie die Unterzeichner anmerken. Anhand des GKV-Kliniksimulators (www.gkv-kliniksimulator.de) errechnen die Initiatoren, dass bei einem befürchteten mittelfristigen „Aus“ des Eberner Krankenhauses rund 8000 Bürger mehr als 30 Minuten Fahrtzeit benötigen, um ein Krankenhaus der Grundversorgung zu erreichen. Am Rande: Bei einer Aufgabe des Haßfurter Hauses wären es gut 5600 Bürger.

Das neue Konzept der Haßberg-Kliniken für die sogenannte „Umstrukturierung“ des Krankenhausstandortes Ebern erscheint den Initiatoren der Online-Petition dagegen zum heutigen Tag wenig schlüssig. „Weder scheint uns geklärt, weshalb die Bettenverlagerung aus der stationären Chirurgie von Ebern nach Haßfurt für weniger Defizit bei den Haßberg-Kliniken insgesamt sorgen soll, noch zeichnet sich die angestrebte Wirtschaftlichkeit der künftig neuen Kurzzeitpflege im Krankenhaus Ebern ab“, heißt es.

Zudem müsste der künftige Träger der Kurzzeitpflege erst noch einen Versorgungsauftrag mit den Pflegekassenverbänden abschließen. In der Informationsveranstaltung vom 26. Mai seien dazu nur vage Überlegungen angestellt worden, nämlich gegebenenfalls eine Tochtergesellschaft der Haßberg-Kliniken zu gründen, die als Trägerin der Kurzzeitpflege auftreten soll. Auch hier drohe ein Defizit wegen nur 30 Pflegebetten, denn jede Pflegeeinrichtung brauche zwingend eine Heimleitung und eine Pflegedienstleitung – was sich bei 30 Betten in Ebern nicht rechne.

Kritisch sehe man auch eine Verwendung des Begriffs „Altersmedizin“ für den verbleibenden Teil des Krankenhauses Ebern. Die Aktionsgruppe befürchtet, dass das in Ebern verbleibende rein internistische Behandlungsspektrum voraussichtlich defizitär abschließen und vermutlich bald wieder eingestellt werde.

Zum Dienstagmittag hatte die Online-Petition knapp 2500 Unterschriften erreicht. Wie Initiator Klaus Emmerich am Dienstag mitteilte, hängt die Übergabe der Unterschriften vom weiteren Verlauf ab: „Sollte die tägliche Unterschriftenzahl kontinuierlich zurückgehen, werden wir bald übergeben, sollte sie sich durch Bekanntgabe steigern, warten wir noch ab.“

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