Bleibt festzuhalten, dass die Patienten im normalen ärztlichen Alltag auch oft mit ihren Testergebnissen allein gelassen werden. Denn sonst würden im Buchhandel nicht all die Ratgeber verkauft werden, in denen der Leser etwas über seine Laborwerte erfahren kann. Außerdem bieten einige Selbsttest-Anbieter mittlerweile eine – wenn auch in der Regel gesondert kostenpflichtige – Hotline an, auf der sich der Kunde über die Bedeutung seiner auffälligen Laborwerte erkundigen kann. Die Hormon-Selbsttests verstärken allerdings einen Trend, den nicht wenige Kritiker als Problem der Medizin sehen: Dass nämlich Laborwerte einseitig und vorschnell mit gesundheitlichen Problemen in Zusammenhang gebracht werden. So glauben derzeit viele Menschen, dass sie unter Hashimoto, einer Unterfunktion der Schilddrüse und einem entsprechenden Hormondefizit leiden würden. Der Grund: Sie fühlen sich müde und unkonzentriert, leiden möglicherweise auch unter Haarausfall und Übergewicht. Das könne zwar, wie Felix Beuschlein vom Universitätsspital Zürich erläutert, die Folge eines Thyroxinmangels sein. „Doch letztendlich sind es allesamt unspezifische Symptome, die auch bei vielen anderen Krankheiten auftreten.“ Da müsse man also diagnostisch mehr in die Tiefe gehen, warnt der Schweizer Endokrinologe.