Kreis Haßberge Erste Impfdosen treffen bei Hausärzten ein

Von Christian Schuster
Astrazeneca-Impfdosen. Foto: dpa

Einige wenige  Praxen im Kreis Haßberge haben  bereits  Corona-Impfstoffe erhalten. Nach den Feiertagen sollen  weitere  Bestellungen eintreffen. Doch Viele Fragen bleiben offen.

 
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Kreis Haßberge - Es sind zunächst nur einige wenige Impfdosen aber es ist ein Anfang: Am Montag sind erste Corona-Impfstoffe an Hausarztpraxen im Kreis Haßberge geliefert worden. Das bestätigte Dr. Armin Behdjati-Lindner, einer der beiden ärztlichen Leiter der Impfzentren des Landkreises, während einer Videokonferenz zum aktuellen Stand der Impfkampagne am Montag. Dass sich Bürger nun für einen Impftermin flächendeckend an ihre Ärztinnen und Ärzte des Vertrauens wenden können und die Impfkampagne auch im Landkreis auf das zweite große Standbein gestellt wird, wird sich allerdings noch bis nach Ostern ziehen. Trotz dem offiziellen Impfbeginn in Hausarztpraxen am Mittwoch sollen Termine nach wie vor hauptsächlich in den Impfzentren vereinbart werden. Bisher seien es nur eine Handvoll ausgesuchte Praxen, die zwischen 10 und 20 Dosen des Impfstoffs Astrazeneca erhalten hätten. Erst nach den  Feiertagen könnten alle weitere  Vakzine bestellen, auch von anderen Herstellern.

„Über die Abläufe ist bisher noch nicht so viel bekannt“, räumte auch Dr. Christina Bendig, selbst Hausärztin in Hofheim  und  ebenfalls ärztliche Leiterin der Impfzentren, ein. Klar sei, dass die Impfungen von Hausärzten parallel zur Verabreichung der Vakzine in den Impfzentren verlaufe. Patienten müssten sich jetzt erst einmal bei ihren Ärzten „schlau machen“, ob eine Impfung dort überhaupt möglich sei. Sei dies der Fall, könnten Termine dann direkt über die Praxen ausgemacht werden. Insgesamt hätten sich von den rund 60 Hausärzten im Landkreis Haßberge mehr als die Hälfte zu einer Beteiligung an den Corona-Impfungen bereit erklärt, fügte  Behdjati-Lindner an.  Welche Praxen dies genau seien, könne er derzeit noch nicht sagen. Und auch in welcher Menge die Impfdosen in den nächsten Wochen an die rund 1500 bayerischen Arztpraxen ausgeliefert würden, sei noch nicht absehbar.

Es bleiben also am Montag zunächst noch einige Fragen offen. Dabei hatten die Organisatoren der Impfzentren im Kreis Haßberge –   darunter auch Vertreter des Betreibers BRK, der Apotheker und der Kreisverwaltung, gemeinsam mit Landrat Wilhelm Schneider und Vertretern der Gesundheitsregion plus  – zu einem offenen Informationsabend eingeladen, um den Landkreisbürgern Fragen zu beantworten. Ein Angebot, das gut angenommen wurde. Immerhin rund  100 Zuhörer hatten sich in die Videokonferenz eingewählt und sich teils auch zu Wort gemeldet.

Die beiden ärztlichen Leiter gaben  zunächst einen kurzen Abriss über den aktuellen Stand der Impfungen und die Situation in den beiden Impfzentren in Hofheim und Zeil. Seit dem Beginn der Impfungen Ende Dezember seien inzwischen die Priorisierungsgruppe 1 mit den Hochrisikopatienten vor allem in den Pflegeheimen bis auf wenige Einzelpersonen durchgeimpft. Aktuell liege der Fokus der mobilen Impfteams auf den Menschen, die zuhause gepflegt werden und ein Impfzentrum nicht aufsuchen können. Auch die Hausärzte sollen nun an dieser Stelle einbezogen werden. Laut den offiziellen Zahlen des Landratsamtes von Ende vergangener Woche haben rund 8800 Menschen eine Erstimpfung erhalten, rund 4400 bereits die Zweitimpfung.

Die gute Nachricht sei laut Daniel Schirmer, einem der beiden Leiter der Impfzentren seitens des Roten Kreuzes: „Wir haben noch nicht eine Impfdose weggeworfen. Alles, was geliefert wurde, ist zu 100 Prozent verimpft.“ Dabei gebe es durchaus geplatzte Termine, etwa wenn sich Menschen in Quarantäne begeben müssten, auf Reha gingen  oder in den zwei Wochen vor der Impfung bereits eine andere erhalten hätten. Letzteres komme kurioserweise häufiger vor. Über Wartelisten würden jedoch Mitarbeiter von Rettungsdiensten oder Klinikpersonal nachgerückt. Täglich konnte so auch bereits mehrfach die maximale Auslastung von  360 Impfungen pro Tag erreicht werden.

Insgesamt wurden laut Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Bayern zuletzt bis zu 40 000 Menschen täglich gegen Corona geimpft. Bis Ende April solle diese Zahl jedoch auf 50 000 erhöht werden. Durch die Hausärzte soll die Zahl mit weiteren 70 000 allerdings mehr als verdoppelt werden, wie Andre Kuhn, Verwaltungsleiter der Impfzentren am Landratsamt Haßberge, mitteilte. Die Beteiligung der Hausärzte gilt damit als Turbo für die Impfstrategie in Deutschland.

Allerdings würden Hausärzte nicht alle Impfstoffe verabreichen, schränkte Medizinerin Christina Bendig ein. Moderna würde in den Praxen nicht verimpft. Durch die kurze Lagerungszeit von fünf Tagen, nachdem das Vakzin die Tiefkühlung von -70 Grad verlassen habe, sei der Aufwand bei Transport und Aufbewahrung zu groß. Die Anderen Wirkstoffe seien inzwischen zum Teil bis zu mehrere Monate in einem normalen Kühlschrank haltbar ohne ihre Wirksamkeit zu verlieren. Neben der Menge sei aber auch unklar, welche Impfstoffe konkret in den Praxen ankämen. Laut Daniel Schirmer wisse man auch in den Impfzentren erst 24 Stunden zuvor, welche Stoffe ankämen. „Wir harren der Dinge, die da kommen“, konnte Bendig lediglich kommentieren.

Was anscheinend viele der Zuhörer beschäftigte, war die Frage der Priorisierung. Immer wieder würden Bürger nach einer Registrierung die Mitarbeiter des Bürgertelefons im Landratsamt fragen, wann sie einen Termin bekämen. Verwaltungsleiter André Kuhn konnt auch hier jedoch nur bedingt Auskunft geben. Die Priorisierung sei vom Bund vorgegeben und die Termine würden von einem Algorithmus vergeben. Und den kenne er auch nicht. Allerdings würde es innerhalb der einzelnen Gruppen keine „Unterpriorisierungen“ geben. Letztlich bleibe den angemeldeten Bürgern nur das Warten – oder eben ab jetzt die Möglichkeit, sich parallel dazu beim Hausarzt zu melden. Wer über den Hausarzt jedoch einen Termin erhalte, solle das Konto auf dem Portal jedoch löschen, um andere Impfwillige nicht zu blockieren.

Deutschlandweit soll die Impf-Kampagne ab dem 14. April mit weiteren Lieferungen deutlich breiter aufgestellt werden. Im Kreis Haßberge sei man jedoch schon jetzt bereit, betonte Landrat Wilhelm Schneider. „Die Infrastruktur steht für die Zeit, in der sich jeder impfen lassen kann, der das auch möchte“, versicherte er und warb noch einmal für eine Registrierung. Nur durch eine hohe Impfquote könne die Pandemie „erträglich gestaltet werden“. Und um den Sorgen der Landkreisbürger zu begegnen, sind weitere Formate wie die Fragerunde am vergangenen Montag angedacht.

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