Kreis Haßberge Tierschützer befreien 27 Katzen

Bei Britta Merkel und ihrem Team im Tierheim Haßberge haben die Foto: /Tierschutzinitiative Haßberge e.V.

Erneut befreien Tierschützer in den Haßbergen etliche verwahrloste Kreaturen. 27 Katzen, viele davon bereits krank, holten sie aus einer Zweizimmerwohnung. Wenn Tierliebe krankhaft ist.

 
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Knetzgau/ Kreis Haßberge - Es reißt einfach nicht ab: Wieder steht die Tierschutzinitiative (TI) Haßberge vor einer Mammutaufgabe. Nachdem die Tierschützer erst im Januar auf einen Schlag 40 Maine-Coon-Katzen aus unsachgemäßer Haltung befreien und im Juni sage und schreibe 70 Meerschweinchen aus einem einzigen Haushalt retten mussten, kamen nun auf einen Schlag 27 Katzen ins Tierheim nach Zell bei Knetzgau.

Und wieder war es ein Einsatz, der die erfahrenen Mitarbeiter sprachlos gemacht hat. Schon die Befreiung der Meerschweinchen war an die Grenzen des Vorstellbaren gegangen. Zwischen den 70 auf engstem Raum lebenden Tieren hatten bereits 20 tote Meerschweinchen gelegen, andere Tiere hatten sich bereits angenagt.

Nun ein weiteres Schreckensbild, das sich den Tierschützern bot, als sie eine zu räumende Wohnung im Landkreis betraten. Tierheimleiterin Britta Merkel ist nach ihren über 30 Jahren Berufserfahrung bereits einiges gewohnt, doch auch sie sagt: „So etwas habe ich noch nicht gesehen.“ Zwischen Bergen von Müll, Unrat und Kot hätten die Tierschützer mit Vertretern der Behörden 27 völlig verwahrlosten Katzen in der Zweizimmerwohnung eingefangen. Zwischen alten und kranken Tieren hatten sich laut Tierschutzinitiative auch fünf Welpen verschiedenen Alters befunden. Da die Welpen von mindestens drei verschiedenen Müttern stammten, hätten die Tierschützer das traurige Schicksal der Wurfgeschwister erahnen können.

„Wir sind sehr traurig, dass unser Landkreis doch sehr auffällig ist, was Animal Hoarding betrifft“, sagt Britta Merkel, die mit Tierschutz-Kollegen aus ganz Bayern in ständigem Austausch steht. Der englische Begriff steht in etwa für „Tiersammel-Sucht“: Menschen halten dabei Tiere in so großer Anzahl, dass sie diese gar nicht mehr angemessen versorgen können. „Es fehlt an Futter, Wasser, Hygiene, Pflege und tierärztlicher Betreuung“, umschreibt es der Deutsche Tierschutzbund: „Die Halter erkennen nicht, dass es den Tieren in ihrer Obhut schlecht geht.“

Für Aufsehen in der Region hatte vor einigen Jahren ein Fall gesorgt, bei dem das Haßfurter Veterinäramt in einem Haushalt in der Gemeinde Rauhenebrach 141 Katzen zählte. Etliche darunter waren bereits krank, die hygienischen Umstände beschrieben die Behördenvertreter als katastrophal. Wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz war die Halterin zu einer Geldstrafe von 1000 Euro verurteilt worden.

Im vergangenen Jahr hat der deutsche Tierschutzbund insgesamt 59 Fälle von – bekannt gewordenem – Animal Hoarding erfasst. Die Zahl der „gehorteten“ Tiere betrug 3630. Seit Beginn der umfangreichen Fallsammlungen im Jahr 2012 waren laut Tierschutzbund bisher mehr als 26 000 Tiere betroffen.

Wie so oft erhielt die Tierschutzinitiative Haßberge e.V. zuverlässige Unterstützung von den Kollegen vom Tierheim Schwebheim. Diese haben nach Absprache zehn Katzen übernommen. Ohne dieses gute Netzwerk könnten die Tierschützer diese Ausnahmesituationen kaum meistern. Auch die TI hatte zum Jahreswechsel ihre Hilfe angeboten, als Behörden im Landkreis Rhön-Grabfeld mit einem Fall von Animal Hoarding zu kämpfen hatten: 15 Katzen und ein Pferd fanden Zuflucht in den Haßbergen, weitere 100 Katzen, drei Hunde und zahlreiche Vögel wurden auf andere Tierheime verteilt.

Die 27 verwahrlosten Katzen, die aus unhaltbaren Zuständen im Tierheim in Zell nun Rettung und Unterschlupf gefunden haben, sind auf dem Weg der Besserung. „Mittlerweile sind die verängstigten Zeitgenossen tierärztlich versorgt und suchen dringend ihre eigenen Herzensmenschen“, teilen die Tierschützer mit. Die kleinen Geschöpfe würden nun „ihre“ Menschen brauchen, „die mit viel Verständnis, Liebe und Geduld den wunderschönen Samtpfoten die Möglichkeit geben, Vertrauen zu fassen“. Die nötige volle Aufmerksamkeit sei aber natürlich nur in einem „richtigen“ Zuhause möglich.

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