Kreiserntedankfest Landwirte lassen Dampf ab

Hans Haberzettl

Bauernverbands-Kreisobmann Martin Flurschütz nimmt am Sonntag vor gut 300 Besuchern kein Blatt vor den Mund und weist auf die Sorgen und Nöte seines Berufstandes hin.

Beim gestrigen Kreiserntedankfest auf dem Außengelände der Alten Schäferei in Ahorn, das vom Bauernverband Coburg ausgerichtet wurde, trugen Mädchen und Jungen des örtlichen Kindergarten zur feierlichen Ausgestaltung bei. Foto: Hans Haberzettl

Ahorn – Das diesjährige Kreiserntedankfest der Geschäftsstelle Coburg des Bayerischen Bauernverbandes fand am Sonntag im Außenbereich der „Alten Schäferei“ in Ahorn statt. Im Mittelpunkt stand ein Festgottesdienst, der von Pfarrer Rolf Gorny abgehalten und vom örtlichen Posaunenchor sowie Mädchen und Jungen des Kindergartens Pusteblume feierlich ausgestattet wurde. -

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Sorgen und Nöte

Bauernverbands-Kreisobmann Martin Flurschütz nahm in seinen Ausführungen anschließend vor zirka 300 Besuchern kein Blatt vor den Mund, was die Sorgen und Nöte seines Berufsstandes betrifft. „Wir sind der Garant für den inneren Frieden hier in Ahorn, in Bayern, in Deutschland und der EU. Hunger ist woanders auf der Welt oft Auslöser für Krieg und Vertreibung. Das alles findet, Gott sei Dank, nicht bei uns statt. Wir produzieren Nahrungsmittel für unsere Bevölkerung. Wir sorgen dafür, dass alle satt werden“, gab er zu erkennen.

„Schlag ins Gesicht“

„Wie ein Schlag ins Gesicht ist es bei meinem Berufskollegen angekommen, als dieser Tage die Nahrungsmittel als Preistreiber in den Fokus der Berichterstattung in den Medien gestellt wurde, vor allem Fleisch und Gemüse. Das kann nicht unwidersprochen bleiben, Es wurden enorme Anstrengungen für das sogenannte Tierwohl unternommen, Höhere Kosten nahmen die Landwirte in Kauf in der Hoffnung auf halbwegs faire Honorierung. Wir durften für diese Auflagen zum Beispiel weniger Tiere halten und sollten einen Zuschlag erhalten“, kritisierte er.

Das ist aber laut Flurschütz von Seiten der Discounter nicht passiert. „Wenn man es knallhart betrachtet, dann kommt es uns wie eine riesengroße Verarsche daher. Der Erzeugerpreis für Schweinefleisch war selten so niedrig wie jetzt. Mindestens ein Drittel unserer Landwirte will in den nächsten fünf Jahren aussteigen. Es ist zu befürchten, dass euer Brät für die Currywurst dann aus China kommt.“

Fehlendes Saatgut

Moniert wurden des weiteren Verschlechterungen beim Pflanzenanbau durch verminderte Düngung, fehlendes Saatgut für das nächste Jahr sowie für die Forstwirte. Flurschütz forderte in diesem Zusammenhang mehr Wertschätzung von der Politik ein, von den Marktpartnern und von der Gesellschaft. Trotz aller Kritik lobte er die guten Produktionsbedingungen in Deutschland im Bezug auf die Böden und die Witterung, die Vermarktung, die Stabilität und eine funktionierende Infrastruktur.

Pfarrer Rolf Gorny beleuchtete in seiner Lesung aus dem Evangelium Lukas 12, 15 bis 20, das Gleichnis vom reichen Bauern. Dieser hat stets an sich selbst und die Mehrung seines Reichtums gedacht und vergaß, andere daran teilhaben zu lassen. Nach seinem Tod vermochte er aber nichts mitzunehmen. „Jesus erzählt von einer anderen Welt, in der wir frei sind, erlöst von der Versuchung nach immer mehr, immer besser, immer günstiger“, erläuterte der Geistliche. Die Bitten aus dem „Vater unser“ nahm er zum Anlass, diese von Vorschulkindern im Vorfeld bildlich darstellen zu lassen, vor dem mit Gaben für das Erntedankfest von Christine Treiber von den Landfrauen bestückten Altar zu präsentieren und mit passendem Liedgut zu untermalen.