Krieg in der Ukraine Kriegsflüchtlinge kommen in Coburg an

Wolfgang Braunschmidt

Im Landkreis und in der Stadt sind am Freitag die ersten Menschen aus der Ukraine eingetroffen. Sie waren zunächst im Ankerzentrum Bamberg betreut worden.

 
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Daniel Göring, Ulrike Stadter, Martina Berger und Landrat Sebastian Straubel (von links) koordinieren die Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine im Landkreis Coburg. Über eine Internetseite können sich Geflüchtete und Helfer informieren. Foto: Neue Presse/Daniel Vogl

Zur Ruhe kommen, ausschlafen: Das möchten die Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind und jetzt im Coburger Land eine Bleibe gefunden haben, berichten Martina Berger, Ulrike Stadter, Daniel Göring und Sebastian Straubel am Freitagnachmittag im Landratsamt. Sie haben 15 Frauen sowie fünf Kinder empfangen, die über das Wochenende in einem Hotel im Landkreis unterkommen und am Montag in private Unterkünfte einziehen können. Ein Hund ist auch dabei, „geimpft und gechipt“, wie Ulrike Stadter sagt. „Für die Kinder haben wir Spielekisten organisiert, Süßigkeiten und vieles andere mehr, eben alles, was eine Familie benötigt“, erklärt Landrat Straubel sichtlich bewegt. „Die Leute sind glücklich, hier angekommen zu sein“, ergänzt Stadter.

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Schreckliche Bilder

Sebastian Straubel spricht von „schrecklichen Bildern, die uns tagtäglich aus der Ukraine erreichen“. Und die sicher auch die Menschen im Kopf haben, die vor Bomben, Granaten und Gewehrkugeln aus ihrem Heimatland geflohen sind. „Keiner von uns konnte sich vorstellen, dass wir uns heute über Krieg in Europa unterhalten müssen“, so der Landrat.

Umso wichtiger sei es, den Menschen auf der Flucht zu helfen. Die Bereitschaft dazu sei im Coburger Land groß. „Das ist ein gutes und vor allem wichtiges Signal, mit dem wir den Ukrainerinnen und Ukrainern zeigen, dass wir zusammenstehen und füreinander da sind“, betont Straubel. Er danke allen, die Wohnungen zur Verfügung stellen und Hilfsangebote unterbreiten. „Wichtig ist nun, dass wir weiterhin Zusammenhalt zeigen, dass wir die hier angekommenen Flüchtlinge gut aufnehmen.“ Man stehe solidarisch an der Seite der ukrainischen Bevölkerung.

Das außergewöhnliche Engagement der Coburger ist für den Landrat nicht neu. „Wir haben das schon in der Flüchtlingswelle 2015 erlebt, dann in der Corona-Pandemie“ – und jetzt, im Ukraine-Krieg, wieder. „Das ist großartig.“ Die Hilfe reicht von der Bereitstellung von Wohnungen bis zu Angeboten, bei Einkäufen, Behördengängen und Fahrten oder beim Dolmetschen zu helfen.

Info-Mappen

Die Flüchtlinge erhielten bei ihrer Ankunft am Freitag im Landkreis nicht nur ein kleines Handgeld, sondern auch von Mitarbeitern des Landratsamts zusammengestellte Informationsmappen in deutscher und ukrainischer Sprache. Zudem hat das Landratsamt Coburg unter der Adresse www.landkreis-coburg.de/ukrainehilfe eine Internetseite eingerichtet. Hier sind alle im Landkreis laufenden Hilfsaktionen zusammengefasst.

Eine Besonderheit ist ein über die Internetseite erreichbarer digitaler „Wünschebaum“. Hier können Geflüchtete einen Wunsch eintragen, den dann Bürgerinnen und Bürger erfüllen können, indem sie ein Kontaktformular absenden.

Auf der Internet-Seite wird ab Anfang nächster Woche eine Übersicht zu finden sein, welche Sachspenden die Ukraine-Flüchtlinge in der Region benötigen und wo diese abgegeben werden können. „Dies dient dazu, nicht unkontrolliert Sachspenden abzugeben, sondern wirklich bedarfsgerechte Unterstützung zu leisten“, erklärt Corinna Rösler, Pressesprecherin des Landratsamts. Melden können sich im Coburger Land lebende Ukrainer, beispielsweise für Dolmetscher-Dienste, und ehrenamtliche Helfer. Damit könne das Landratsamt die angebotene Unterstützung koordinieren.

Ankunft in der Stadt

In der Stadt Coburg sind am Freitag 42 erwachsene und minderjährige Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen, teilte Pressesprecher Louay Yassin mit. Sie wurden vorerst „in geeigneten Unterkünften untergebracht“. Anschließend verteilt die Stadtverwaltung die Familien auf Wohnungen, von denen einige schon im Vorfeld der Ankunft von Bürgern gemeldet worden sind.

Die Stadt, so Louay Yassin, bitte Coburger, „die Flüchtlinge in Ruhe ankommen zu lassen. Alle haben die Schrecken des Krieges und eine anstrengende Flucht hinter sich.“ Für ihr Wohl sei vorerst gesorgt. Wer helfen wolle, könne dies über die Internetseite www.coburg.de/coburghilft melden.

Die Stadt und der Landkreis erwarten, dass in Kürze weitere Flüchtlinge über das Ankerzentrum Bamberg ins Coburger Land kommen. Wie viele das sein werden, kann Landrat Sebastian Straubel nicht einschätzen. „Die Lage in der Ukraine ändert sich täglich“, gesicherte Prognosen seien da unmöglich.

Die Hälfte der Geflüchteten, die am Freitag im Landkreis ankamen, waren gegen Corona geimpft, hauptsächlich Erwachsene. Impfangebote für die Ukrainerinnen und Ukrainer gebe es im Impfzentrum von Stadt und Landkreis Coburg, sagte Landrat Straubel auf Nachfrage. Louay Yassin bittet darum, Flüchtlinge, die über Verwandte oder Bekannte in die Region gekommen sind, über das Ankerzentrum Bamberg anzumelden.