Deutschland habe bereits wichtige Unterstützung geleistet und die Angehörigen mit großer Sympathie umarmt. Doch müssten alle mehr tun. Deutschland sei einflussreich, vor allem bei Katar, das wiederum eine wichtige Rolle für die Hamas spiele. "Das wichtigste Ziel ist jetzt, Deutschland zu drängen, Katar zu drängen und die Hamas zu drängen, damit die Hamas einen Kompromiss schließt", sagte Alon Gat.
"Jede Geisel hat ihre eigene Sanduhr"
Katar, Ägypten und die Türkei hätten Einfluss auf die Hamas, und das seien alles Länder, zu denen Deutschland enge Beziehungen unterhalte, sagte Melody Sucharewicz, die die Aktion der Angehörigen in Deutschland betreut. "Katar hat milliardengroße Investments in deutschen Großunternehmen, die Beziehungen sind sehr eng, es gibt Gasabkommen", sagte sie. "Und da liegt es natürlich nahe, dass Deutschland genau diese enge, auch auf Interessen basierte Beziehung nutzt, um Druck auszuüben."
Naama Weinbergs Cousin wurde 99 Tage nach seiner Entführung von seinem Bewacher ermordet. "Wir stehen heute hier vor der Sanduhr, um daran zu erinnern, dass jede einzelne der Geiseln ihre eigene Sanduhr hat", sagte die junge Frau. "Wir bitten um Hilfe und erinnern alle daran, dass keine weitere Geisel in die Situation kommt, dass ihre Zeit abläuft."
Ein paar Meter entfernt von der Sanduhr stand der bayerische Tourist Hans-Jürgen Drasdo und betrachtete die Szene nachdenklich. Eine Position beziehen wolle er nicht, sagte Drasdo, aber seine Meinung sei die: "Ich bin eigentlich überzeugter Pazifist. Am Ende jeder kriegerischen Handlung waren Verhandlungen, und ich habe das Gefühl, dass man einen Weg finden muss zueinander."