Was passierte in den ersten Stunden nach Inkrafttreten der Waffenruhe?
Bisher halten sich beide Seiten an die Vereinbarung. Die israelische Armee meldete die letzten Raketenangriffe auf den Norden des Landes, mehrere Stunden bevor die Waffenruhe um 4.00 Uhr Ortszeit (3.00 Uhr MEZ) in Kraft trat. Am Morgen blieb es auf beiden Seiten zunächst ruhig.
Im Libanon waren kurz nach Inkrafttreten der Feuerpause im Raum der libanesischen Hauptstadt Beirut Freudenschüsse zu hören. Tausende Menschen machten sich seit den frühen Morgenstunden in vollgepackten Autos auf den Weg zurück in den Südlibanon, der in den letzten Wochen und Monaten unter massivem Beschuss der israelischen Armee stand. Auf sozialen Medien und im arabischen Fernsehen waren lange Staus auf den Straßen in Richtung Süden zu sehen.
Die libanesische Armee rief die Bewohner südlicher Ort jedoch zu Geduld auf. Sie sollten mit ihrer Rückkehr bis zum Abzug der israelischen Streitkräfte gemäß der Feuerpausen-Vereinbarung warten. Ein israelischer Militärsprecher hatte zuvor bereits auf X geschrieben, Bewohner von Gegenden, für die es Aufforderungen zur Evakuierung gegeben habe, dürften vorerst nicht in ihre Dörfer zurückkehren.
Gibt es nun Frieden in der gesamten Region?
Nein. Der Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen, der an den Süden Israels grenzt, geht weiter. Auslöser war der beispiellose Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel. Die Hisbollah griff zur Unterstützung der Hamas ihrerseits Israel an. Mit der Vereinbarung hat sie ihren Konflikt mit Israel nun vom Krieg in Gaza entkoppelt. Zuvor hatte die Miliz noch erklärt, eine Waffenruhe gebe es erst bei einem Ende des Gaza-Kriegs. Die Hamas erklärte sich nach der Einigung zwischen Israel und der Hisbollah erneut grundsätzlich bereit für ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen - beharrt aber zugleich auf Bedingungen, die Israel nicht akzeptiert.
Die von der Hamas unabhängige Einigung bedeutet vor allem eine vorläufige und indirekte Einigung zwischen Israel und dem Iran, dem wichtigsten Unterstützer der Hisbollah. Ihren Konflikt haben die beiden Erzfeinde damit aber keineswegs gelöst. Unklar ist auch, wie Israel sich zur Hisbollah und der Region insgesamt nach dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump im Januar verhalten wird. In dessen Amtszeit wird das Ende der 60-Tage-Frist des ausgehandelten Abkommens fallen. Wie sich die Lage dann entwickelt, lässt sich nur vermuten.