Waasner: „Als überzeugte Europäer müssen wir gemeinsam dafür eintreten, dass Europa geeint und stabil bleibt. Aber die EU muss sich auch reformieren und weiterentwickeln - und sie muss Lösungen für die wirtschaftspolitischen Probleme der Gegenwart bereitstellen.“ Es gelte, sich in einer neuen globalen Weltordnung gut aufzustellen. Denn die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Europa gerate im globalen Wettbewerb immer stärker unter Druck.
Der Ankündigung Hahns, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit in den Vordergrund der nächsten Legislaturperiode zu stellen, konnten die Anwesenden deshalb nur zustimmen. Gerade in Sachen Bürokratie könne er den Unmut der Unternehmen verstehen, sagte Hahn. „Wir haben eine Manie entwickelt, dass alles in einen Report münden muss. Davon müssen wir loskommen“, sagte er. Das Prinzip „one in, one out“ - kommt ein neues Gesetz, muss ein anderes dafür weichen - versuche man zu praktizieren, nicht immer gelinge es jedoch. Hahn selbst befürwortet es, Gesetze mit einem „Ablaufdatum“ zu versehen, zu dem überprüft werden müsse, ob die Regelung noch sinnhaft und notwendig sei.
Zu lange habe Europa sich in einer dreifachen Komfortzone bewegt, so Hahn: billige Energie aus dem Osten, vor allem aus Russland; billige Technologie aus Fernost; Sicherheitsgarantien aus den USA. Keine dieser Sicherheiten gebe es noch. „Darauf müssen wir eine Antwort finden. Aus meiner Sicht muss diese lauten: verstärkte Souveränität. De-Risking, aber keine Abkopplung.“ Dazu sei Europas Wirtschaft zu eng mit der Weltwirtschaft verflochten. Weg müsse Europa jedoch von einer zu starken Abhängigkeit von einzelnen Märkten und Ländern.
IHK-Präsident Dr. Michael Waasner hofft nach der Europawahl im Juni auf eine stärker auf Unternehmen ausgerichtete Politik der EU. Ob es gelingen wird, eine funktionierende pro-europäische Mehrheit zu erhalten, das könne jeder Wähler und jede Wählerin bei der Europawahl ein Stück weit selbst mit beeinflussen.