Kritik der IG Metall Coburg „Brose setzt Alte und Kranke unter Druck“

Brose plane am Standort Coburg den Bereich Qualität Service aufgeben, teilt die IG Metall Coburg mit. Foto:  

Der Automobilzulieferer plane, den Bereich Qualität Service aufzugeben, heißt es. 40 Mitarbeiter kümmern sich dort um Nacharbeiten der Produktion. Der Großteil von ihnen ist demnach schwerbehindert.

 
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Coburg - „Brose setzt Alte und Kranke unter Druck“ – so überschreibt die IG Metall Coburg eine aktuelle Mitteilung, in der sie die Schließung einer Abteilung des Automobilzulieferers öffentlich macht. Laut Nicole Ehrsam, Politische Sekretärin der IG Metall Coburg soll die Brose-Abteilung Qualität Service (QU Service) mit etwa 40 Mitarbeitern zum 31. März 2021 aus Kostengründen aufgegeben werden. Bei den Beschäftigten handele es sich fast ausschließlich um schwerbehinderte oder leistungsgeminderte Mitarbeiter, die die Nacharbeit für die Produktion übernehmen. „Ein Teil der Arbeitsplätze wird vom Inklusionsamt gefördert,“ weiß die Gewerkschaftssekretärin.

„Seit Jahren stehen vor allem die Werker bei Brose massiv unter Druck. Sie mussten in den letzten Jahren immer wieder Einschnitte in Kauf nehmen, um die Produktion am Standort Coburg zu halten.“, so Nicole Ehrsam weiter.

2018 hätten die Betriebsparteien eine Standortsicherung zum Erhalt von 500 Arbeitsplätzen vereinbaren können, die bis Ende 2024 betriebsbedingte Kündigungen bei Brose in Coburg ausschließt. „Leider aber auch mit vielen finanziellen Einschnitten für die Mitarbeiter, vor allem in der Produktion. Dass jetzt die schwächsten Mitarbeiter die Zeche zahlen sollen, ist definitiv nicht fair. Auch der Betriebsrat sprach sich bereits deutlich gegen die bevorstehende Maßnahme aus“, heißt es von der IG Metall Coburg.

Laut Gewerkschaft hat die Geschäftsführung den Betriebsrat und die Schwerbehindertenvertretung Mitte Februar über die Schließung der Abteilung informiert. Die Mehrkosten im QU Service von etwa 500 000 Euro pro Jahr wären aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr tragbar. Wie hoch die Kosten wären, wenn alle Nacharbeiten extern vergeben werden, lässt sich jedoch nicht genau beziffern. Außerdem wird auf Grund der Baumaßnahmen am Standort Coburg, das Gebäude 22, in dem sich der QU Service befindet, zum Ende dieses Jahres abgerissen. „Was aus den Beschäftigten werden soll, ist unklar. Der Einsatz in der körperlich anspruchsvollen Produktion ist sicher nicht möglich. Den Vorschlag, die Abteilung komplett an einen anderen Standort in Coburg oder Umgebung zu verlegen, kommt für den Arbeitgeber nicht in Frage“, so die IG Metall.

Nicole Ehrsam fordert den Arbeitgeber zum Einlenken auf. ,,Die soziale Verantwortung eines Familienunternehmens verlangt es, den Mitarbeitern, die sich über Jahrzehnte für das Unternehmen aufgeopfert haben, trotz Einschränkungen eine berufliche Perspektive zu geben.“

Das sagt Brose:

Die Firma Brose bezieht auf Anfrage der Neuen Presse zu den Vorwürfen der IG Metall wie folgt Stellung: „Brose ergreift am Standort Coburg eine Vielzahl von Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Fertigung zu verbessern. Im Rahmen organisatorischer Veränderungen im Werk Coburg ist vorgesehen, die Mitarbeiter von Qualität Service in einen Fertigungsbereich am Standort zu integrieren und somit weiterhin bei Brose zu beschäftigen. Dieses Vorgehen steht in keinem Zusammenhang mit den möglichen Erweiterungsvorhaben unseres Unternehmens in Coburg. Die rund 40 Mitarbeiter von Qualität Service erledigen Sortier- und Qualitätsarbeiten, zudem fertigen sie Musterteile und Kleinstserien“.

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