Kronach Bilder, so intensiv wie das Leben

Sabine Raithel
In den unterschiedlichen Phasen seines Schaffens greift Hermann Rudorf mal mehr, mal weniger zu Farbe, malt figürlich, dann wieder vollkommen abstrakt. Hier eine Arbeit aus dem Jahr 1989 (Ausschnitt). Foto: Sabine Raithel

Der aus Hof stammende Künstler Hermann Rudorf war 2005 zu Gast im Kronacher Kunstverein. In seinem Werk begibt er sich auf die Suche nach Klarheit und Sinn.

 
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Kronach - Hermann Rudorf wurde 1956 in Hof/Saale geboren und gehört zu dem kleinen Kreis herausragender, regionaler Künstler, denen der Sprung ins internationale Kunst-Business erfolgreich geglückt ist. Er studierte Malerei bei Ernst Weil, Helmut Sturm und Allen Jones in Nürnberg und Berlin und war Meisterschüler der Hochschule der Künste Berlin.

Seit 1980 werden seine Werke bundesweit in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt. Heute sind Rudorfs Arbeiten auf nationalen und internationalen Kunstmessen vertreten und Bestandteil privater sowie öffentlicher Sammlungen. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin.

"Lapidar" bedeutet im eigentlichen Sinne so viel wie "überraschend kurz und knapp - aber treffend". "Lapidar" war auch das Motto des Werkzyklus, den der Künstler im Kronacher Kunstverein, im Jahr 2005, vorstellte. Rudorf hatte sich hier - wie schon in anderen Schaffensperioden - mit den Mitteln der Malerei auf Sinnsuche begeben.

Rudorf will tief und klar sehen - und er will verstehen. Er geht den Dingen auf den Grund, um dann ihre einfache Wahrheit zu entschlüsseln. "Es sind für mich eher ernste Bilder, die sich mit Existentiellem befassen. Mit der Ohnmacht des Menschen in einer komplexen Welt und der Sehnsucht, sich Klarheit über die wirklich wesentlichen Dinge des Lebens zu verschaffen. Es ist mein Beitrag zu einer Besinnung auf das Eingebundensein des Menschen in die Natur und eine klare Absage an oberflächliche Betrachtungsweisen, die sich auch im Kunstbetrieb breitmachen", so Hermann Rudorf bei seinem Besuch in Kronach.

Obwohl die Bilder Hermann Rudorfs niemals modisch sind, sondern über den Zeitgeist hinaus Bestand haben, so greifen sie meist Themen auf, die den Künstler, aber auch die Gesellschaft, aktuell beschäftigen. So zum Beispiel die Sehnsucht nach dem Einfachen, Guten und Echten, nach Qualität und Einzigartigkeit; heute würde man sagen nach dem Nachhaltigen, jenseits von Konsumterror, Wachstumsspirale und Leistungsdruck.

Fernöstliche Philosophien seien ihm nicht fern, konstatiert Rudorf. Das heißt für ihn, die Sehenseindrücke so lange zu speichern und ins Meditative fluten zu lassen, bis sie sich zum Bild verdichten und dann gleichsam in einem Zug entladen. Diese Entladung wird durch die Art beziehungsweise Dynamik der Pinselführung deutlich - das typische Kennzeichen in Rudorfs Malerei. Der Betrachter wird geradezu in seine Bilder hineingezogen, in diesen einen atmosphärischen Moment, der je nach Stimmung anregend oder beruhigend ausfallen kann. Der Blick wird in die Tiefe gelockt und tastet sich langsam durch die verschiedenen Ebenen vorwärts.

Rudorfs Maltechnik folgt einer Logik, nach der ein einmal gesetzter Strich alles andere nach sich zieht und den Bildaufbau vorbestimmt. Der Strich ist das Herzstück seiner Malerei. Mit ihm gibt Hermann Rudorf der Farbe eine Struktur und macht sie zu Linie, Fläche, Raum oder Skulptur.

Kantig gezogen, endet er vielfach im Endlosen. Mit ihm staffelt der Maler gekonnt den Bildraum. Im Auf und Ab des Pinselstrichs verbinden sich Landschaft und Gegenstand zu einem harmonischen Sujet, bilden Verwischungen und klar umrissene Formen eine Einheit. Dynamik und Statik können sich nebeneinander behaupten. Der Strich ist die kleinste Bildeinheit, dem Rudorf malerisch absolut alles zu entlocken vermag.

Betrachtet man das Werk Hermann Rudorfs in den vergangenen Jahrzehnten, so findet man da ein Feuerwerk an Farben, ebenso wie Monochromes, Figürliches wie Abstraktes, die ganz großen Emotionen ebenso wie die stillen, meditativen Momente, Vorstöße nach Außen und den Rückzug nach Innen. Seine Bilder sind wie das Leben. Sie wollen bewusst wahrgenommen werden.

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