Kronach Die Ära der grauen Mönche

Gerd Fleischmann
Kloster Langheim entwickelte sich nach der Gründung im Jahr 1132 schnell zu einem geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum der Region Foto: /Gerd Fleischmann

Das Kloster Langheim bei Lichtenfels prägte über Jahrhunderte die Region. Eng verbunden war es auch mit dem Frankenwald. Mittelpunkt war hier Teuschnitz.

 
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Kronach - Nur wenige Kilometer westlich von Lichtenfels, im Leuchsenbachtal, gründete im Jahr 1132 Bischof Otto I. die Zisterzienserabtei Langheim. Das Kloster entwickelte sich zu einem geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum. Die noch bestehenden Gebäude barocker Herkunft sowie die weltbekannte Basilika Vierzehnheiligen, eine der schönsten Wallfahrtskirchen Deutschlands, lassen die einstige Größe und Bedeutung des Klosters erahnen.

Eng verbunden war Langheim mit dem Frankenwald. Die „grauen Mönche“ haben in diesem einst unwirtlichen Gebiet wertvolle Kulturarbeit geleistet. Vier Äbte des Klosters stammen aus Kronach. Langheim hatte seinen Aufschwung vor allem Bischof Otto II. (1177-1196) zu verdanken. Der Nachfolger des Klostergründers ist als größter Wohltäter zu bezeichnen. Ihm verdankt Langheim neben Hochstadt weite Teile im Frankenwald, die eine eigene Territoriumsbildung erlaubte. Der Mittelpunkt war Teuschnitz. Die Kolonisierung des Frankenwaldes war dem Bischof ein großes Anliegen. Die Schenkung Ottos II. von 1187 umfasste zwei aneinandergrenzende Waldgebiete: den Wald „Winthagen“ im Umkreis von Windheim und die „Oedung Tuschice“ im Umkreis Teuschnitz.

Bereits 1180 übertrug der Bischof seinem Lieblingskloster die drei alten Dörfer Pascik (Posseck), Richcendorf (Reisendorf), abgegangener Ort östlich von Neukenroth und Richs (Reitsch). 1980, also 800 Jahre später, nahm die ehemals selbstständige Gemeinde Reitsch die erste urkundliche Erwähnung zum Anlass, ein großes Jubiläumsfest zu begehen. Welche Bedeutung Bischof Otto II. Teuschnitz beimaß, geht daraus hervor, dass er diese klösterliche Außenstelle zwischen 1190 und 1192 zur Pfarrei erhoben hatte.

Im Frankenwald, insbesondere um Teuschnitz und Windheim, erhielt Langheim ein ausgedehntes Gelände. Daraus ergab sich die Möglichkeit, kolonisatorische Fähigkeiten zu beweisen. Zur Zeit der Erwerbung bestand der urwaldähnliche Frankenwald größtenteils aus Laubbäumen. Eiche, Ahorn, Ulme, Linde, Esche und Buche dominierten. Erst nach 1500 wurde die Fichte mehr und mehr heimisch, insbesondere wegen der aufkommenden Flößerei.

Trotz zähen Fleißes und der harten Arbeit der Klosterinsassen geriet Langheim gegen Ende des 14. Jahrhunderts in eine wirtschaftliche Krise. Von 1346 bis 1348 wütete die Pest. Auch Langheim blieb von dieser schrecklichen Seuche nicht verschont. Das hatte erhebliche Konsequenzen: Eine gründliche Bewirtschaftung des Ackerlandes war unmöglich geworden. Dazu kamen Preisverfall und allgemeine Geldentwertung.

Bereits am 25. August 1380 übergaben Abt Heinrich IX. und sein Konvent die gesamte wirtschaftliche Verwaltung des Klosters mit allen Einkünften dem Bischof Lamprecht von Brunn und seinem Kapitel. Die Verhandlungen erstreckten sich über acht Jahre. Am 18. September 1388 war es so weit: Der Verkauf des „Eigens zu Teuschnitz“ um 8000 Gulden war perfekt und wurde beurkundet. Es war ein beachtlicher, mit der Hochgerichtsbarkeit ausgestatteter Besitz. Dazu zählten der Markt Teuschnitz, die Dörfer Wickendorf, Marienroth, Posseck, Gifting, Effelter, Tschirn, Rappoltengrün, Reichenbach, Haßlach/Teuschnitz, Steinbach, Windheim, Kehlbach, Buchbach, Hirschfeld, Förtschendorf, Heinersberg, Wolfersdorf, Reitsch, Größau, Eila, Brauersdorf, Reisendorf bei Neukenroth, Premersdorf (später Stockheim) sowie mehrere abgegangene Siedlungen.

Die stattliche Befestigung Kronachs sowie die sprichwörtliche Verteidigungsbereitschaft scheinen bei den Äbten von Langheim einen guten Eindruck hinterlassen zu haben. Abt Mauritius Knauer schrieb am 15. Januar 1656 an Bürgermeister und Rat zu „Cronach“: Er sehe sich mit seinem Prior (Stellvertreter) und Konvent genötigt, wegen immer noch außerhalb des Heiligen Römischen Reiches bestehender Kriegsgefahr sich zeitig nach einem gesicherten Rückzugsort umzusehen, wozu ihm die Stadt Cronach am tauglichsten erscheine.

Im Jahre 1663 kam eine Lehenschaft in Kronach zustande. Der „Langheimer Hof“ in der Lucas-Cranach-Straße wurde Sitz des klösterlichen Kastenamtes für umliegende Güter. Unter anderem fungierte Hannß Niclauß Sünder Mahler, Kronachs Bürgermeister, als Obleikastner.

Tüchtige Äbte hat Langheim hervorgebracht. Der „Hundertjährige Kalender“ ist ein Werk von Mauritius Knauer. Immerhin stellte Kronach vier Äbte. Es sind dies Alberich Semmelmann (1664-1677), Thomas Wagner (1677-1689), Malachias Limmer (1751-1744) sowie Candidus Hemmerlein (1791-1803). Mit dem katastrophalen Brand am 7. Mai 1802 hatten die Mönche einen schweren Rückschlag zu verkraften. Ein Großteil Langheims wurde eingeäschert. Trotzdem bemühte sich Abt Hemmerlein energisch um die Wiederherstellung des Klosters. Die Säkularisation im Jahre 1803 versetzte Langheim den Todesstoß. Hemmerlein, der letzte Abt, verstarb am 21. März 1814. In der Lichtenfelser Stadtpfarrkirche erinnert eine Gedenktafel an sein Wirken.

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