Kronach Digitalfunk macht Helfern viel Arbeit

Von Gabriele Fölsche

Der Digitalfunk soll die Arbeit von Helfern und Rettern erleichtern. Doch der Aufwand für die Umrüstung ist hoch. Das Kronacher Rote Kreuz schiebt deshalb schon jetzt Sonderschichten.

 
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Kronach - Ab dem kommenden Jahr werden sich Behörden und Hilfsorganisationen über den Digitalfunk BOS verständigen. Die neue Technik soll erhebliche Vorteile bieten, die Umrüstung ist jedoch eine ziemliche Herausforderung für Rettungsorganisationen wie der Feuerwehr und dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Beim BRK-Kreisverband in Kronach sind derzeit gleich drei Fachleute der Firma Wrede-Nachrichtensysteme mit der Umrüstung der 30 Fahrzeuge im Ehrenamt beschäftigt.

Im Armaturenbrett klafft ein großes Loch. Der Dachhimmel ist freigelegt und die Fahrzeugverkleidung demontiert, um die benötigten Kabel zu verlegen. "Zwei Fahrzeuge werden täglich umgerüstet", erläutert der Ehrenamtsmanager des Kronacher Roten Kreuzes, Ralf Schmidt. Noch zwei Wochen haben die Fachleute zu tun. Dann sind die Rettungswagen für die Zukunft ausgestattet. Jeweils zwei mobile und ein fest installiertes Gerät gehören dann zur Ausstattung jedes Fahrzeuges.

Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Denn die Haupt- und Ehrenamtlichen sind bereits seit einem Jahr mit den Vorbereitungen beschäftigt. "Es war ein großer administrativer Aufwand. Denn die Geräte mussten selbst beschafft werden. Zudem galt es zu prüfen, welches Fahrzeug mit welchem Gerät bestückt werden kann, um gefördert zu werden. Darum hat sich im Verband Michael Neubauer verdient gemacht", informiert Ralf Schmidt. Er erläutert, dass die Umrüstung zu 80 Prozent vom Staat gefördert wird. Trotzdem bleiben dem Kreisverband erhebliche Kosten. Nämlich insgesamt 40 000 Euro. "Vier eigene Helfer-vor-Ort Fahrzeuge müssen wir aus eigenen finanziellen Mitteln mit dem neuen Kommunikationssystem bestücken", sagt der 39-Jährige.

Zudem laufen beim BRK-Kreisverband Kronach noch weitere 14 Rettungsdienstfahrzeuge, deren Kostenträger die Krankenkassen sind: "Diese werden in Funkwerkstätten in Nürnberg und München umgerüstet." Dennoch sieht der Ehrenamtsmanager die Vorteile der neuen Technologie: "Zum einen ist es die Abhörsicherheit, eine verbesserte Sprachqualität zudem die Vernetzung mit Behörden, Entsendungsstellen und anderen Rettungsorganisationen ", sagt Schmidt.

Seit dem 1. August läuft bereits eine Testphase mit dem Digitalfunk. "Für den Landkreis Kronach bedeutet die neue Technik bereits einen besseren Empfang in verschiedenen Ortsteilen. Wir hatten mit dem analogen System mit unter Schwierigkeiten. Wie zum Beispiel in Steinwiesen, Nordhalben, Ludwigsstadt oder Förtschendorf. Diese sind jetzt behoben", freut sich Schmidt, der erläutert, dass im Einsatz mitunter weitere Rettungskräfte gerufen werden müssen oder mit Kliniken kommuniziert wird. "Vorher musste man des Öfteren aufs Handy ausweichen", sagt er. Und weiter: "Zudem benötigen wir nun vor Ort nur noch ein Funkgerät, mit dem die Leitstelle erreicht werden- und mit dem an der Einsatzstelle auch intern kommuniziert werden kann. Vorher brauchten wir dazu zwei verschiedene Geräte."

Neu ist auch der flexible Zusammenschluss von Funkteilnehmern verschiedener BOS (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) in Kommunikations-Gruppen zur reibungsloser Absprache in Großschadenslagen. Das dient der besseren Einsatzsteuerung durch GPS-Ortung und Datenübertragung. "Behörden und Hilfsorganisationen nutzen nun ein Netz. Das heißt, grundsätzlich kommunizieren wir im Verband. Unsere Frequenz kann aber im Bedarfsfall auch von Polizei oder Behörden freigeschaltet werden, so dass direkte Verbindung entsteht", sagt Schmidt.

Zugleich besteht nun die Möglichkeit mit weiteren Rettungsorganisationen auf Bezirks- oder Landesebene in Kontakt zu sein. "Das ist bei Großschadensereignissen oder überregionalen Hilfseinsätzen sehr hilfreich und wichtig", sagt der 39-Jährige. Auf die rund 200 Festangestellten und Ehrenamtlichen des BRK kommt nun noch eine Schulung zu. Sebastian Blasczyk vom BRK ist einer der Multiplikatoren: "Die Helfer müssen nach einer Onlineschulung die auch zwei Tests beinhalten, sich nun jeweils an einem Wochenende in der neuen Technologie unterrichten lassen, nur dann ist es ihnen gestattet, den neuen Digitalfunk zu bedienen", sagt er.

Trotz erheblicher Mühen um die Umrüstung der rund 200 Feuerwehrfahrzeuge begrüßt auch Kreisbrandrat Joachim Ranzenberger die neue Technik. "Das analoge System ist veraltet und im Landkreis gab es Ecken, wo kein Funkkontakt bestand. Die bessere Erreichbarkeit hat sich im Probebetrieb bestätigt", sagt er. Als Herausforderung sieht der Kronacher Kreisbrandrat die Umstellung der Funkwecker und Sirenen. Dennoch blickt er positiv nach vorn: "In den 70er-Jahren gab es bei der Umstellung auf den analogen Funk auch Probleme, die sich aber alle lösen ließen."

Die bessere Erreichbarkeit hat sich im Probebetrieb bestätigt.

Kreisbrandrat Joachim Ranzenberger

über den neuen Digitalfunk

Was "digital" bedeutet

Der Begriff "digital" stammt von dem lateinischen digitus (Finger). In der Technik sind mit "digital" diskrete, also feste Signalzustände gemeint, im Gegensatz zu analogen Signalen, die beliebige Werte annehmen können. Entgegen der weit verbreiteten Ansicht bedeutet "digital" nicht nur "0" und "1". Diese zwei Zustände werden dual genannt.

Quelle: www.digitaler-bos-funk.de

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