Kronach Ehrentitel zum Abschied

Heike Schülein
Den ausgeschiedenen Kronacher Stadtratsmitglieder wurde bei ihrer offiziellen Verabschiedung Anerkennung für ihre Leistungen gezollt. Das Bild zeigt (von links) Bürgermeisterin Angela Hofmann, Edgar Dunst, Altbürgermeister Wolfgang Beiergrößlein, Angela Degen-Madaus, Barbara Bayer, Wolfgang Hümmer, Johannes Zwingmann und Jens Schick. Foto: Heike Schülein Quelle: Unbekannt

Große Ehre für den ehemaligen Kronacher Rathauschef Wolfgang Beiergrößlein. Am Freitag wird er feierlich zum Altbürgermeister ernannt.

 
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Kronach - Es waren b ewegende Momente bei der Feierstunde im Zeughaussaal der Festung Rosenberg: Als Wolfgang Beiergrößlein unter Standing Ovation die Ernennung-Urkunde zum Altbürgermeister überreicht wurde, bekam er kurzzeitig feuchte Augen und auch seine Stimme war in seiner Ansprache das ein oder andere Mal etwas belegt.

Langes Engagement

Verabschiedet wurden Johannes Zwingmann (ab 3. Juni 2019 Ortssprecher von Gundelsdorf), Jens Schick (FW, ab 20.Juli 2015: nachgerückt für Philipp Mahr), Angela Degen-Madaus (FL, ab 1. Mai 2014), Barbara Bayer (FW, ab 1. Mai 2008), Edgar Dunst (SPD, 1. Mai 1990 - 30. April 2014, ab 13. März 2017: Nachrücker für Sven Schuster), Wolfgang Hümmer (CSU, ab 1. Mai 1984). Nicht anwesend waren Thilo Moosmann (SPD) sowie Bernd Korb und Hans Georg Simon (beide FW).


"Nun, den Bürgern helfen so man kann, so fängt die eigene Freude eines Bürgermeisters an" - In diesem Sinne habe er in seiner Amtszeit versucht die vielfältigen Aufgaben und Entscheidungen pflichtbewusst und verantwortungsvoll vorzubereiten, wahrzunehmen und mit dem Stadtrat zum Wohle der Stadt zu entscheiden. Leicht sei dies zu Beginn seiner Amtszeit 2008 nicht immer gewesen, so Beiergrößlein. "Der schmale Grat zwischen Stabilisierung der Finanzen und Weiterentwicklung der Stadt war nicht immer leicht", räumte er ein. Bezeichnenderweise stehe der Tag seiner Verabschiedung - ob Absicht oder nicht - im Kalender als "Weltspartag". Viele schwere Entscheidungen haben man treffen müssen - auch Themen mit emotionaler Sprengkraft wie die Zusammenlegung der Grundschul-Standorte. Dennoch habe man dies gemeinschaftlich gut gemeistert. "Meine Arbeit hat sehr viel Spaß gemacht. Es war mir eine Freude, mit vielen Mitstreitern diese Stadt ein Stück ihres traditionsreichen Weges zu führen", versicherte Beiergrößlein.

Die Finanzierung sei Dreh- und Angelpunkt in der Situation der Stadt. Wünschenswertes müsse vom Machbaren getrennt; Projekte finanziert und in einem genehmigungsfähigen Haushalt festgelegt werden. All diejenigen, die immer wieder darauf hinwiesen, was in den letzten Jahren nicht gemacht worden sei, müssten Ross und Reiter nennen, welche Projekte in den letzten Jahren dafür hätten nicht angegangen werden sollen.

Über die heutige Auszeichnung freue er sich außerordentlich. Er werde diesen Ehrentitel mit Stolz, aber vor allem mit Bescheidenheit und Demut tragen. Bürgermeister zu sein, sei keine One-Man-Show. Die Ernennung möchte er daher nicht nur auf seine Person beziehen, sondern mit allen teilen, die an der positiven Entwicklung der Stadt mitgewirkt und ihn unterstützt hätten. Kronach gehöre zu seinem Leben. "Und o den Alt-Bürgermeister - do wär ich mich schon dro gewöhna", scherzte er.

Eingangs hatte Bürgermeisterin Angela Hofmann (CSU) die Corona-bedingt nur kleine Anzahl an Gästen willkommen geheißen. In herzlichen Worten würdigte sie die Verdienste ihres Vorgängers in seiner zwölfjährigen Amtszeit als Bürgermeister wie auch bereits zuvor als 3. Bürgermeister sowie Mitglied des Stadtrats, in den er 1996 erstmals gewählt worden war. Solange seien sie auch politische Weggefährten. Die Zusammenarbeit sei stets freundschaftlich-konstruktiv gewesen. "Wir haben uns immer vertraut und aufeinander verlassen", stellte sie heraus. Beiergrößlein schätze sie als kompromissbereiten, offenen, gesprächsbereiten und humorvollen Menschen. Er habe eine gute Arbeitsatmosphäre im Gremium geschaffen - als Basis, auch schwierige Projekte mutig und aktiv angehen zu können. Beispielsweise habe er den städtischen Haushalt konsolidiert, die Säureharzdeponie saniert, den Bau des Feuerwehrgerätehauses verwirklicht und den Festspielbetrieb neu ausgerichtet. Wesentlich investiert habe er in die Schulen und Kindergärten. "Die Pflichtaufgaben waren dir sehr wichtig", lobte sie. Ohne ihn hätte die Firma Loewe 2014 nicht neu anfangen können, wofür Beiergrößlein den Anstoß gegeben habe. Trotz seiner Sparsamkeit habe er Investitionen von über 60 Millionen Euro getätigt und dabei 20 Millionen Euro Fördermittel nach Kronach geholt.

In Würdigung seiner Verdienste um die Stadt verlieh sie ihm die Ehrenbezeichnung Altbürgermeister. Die entsprechende Urkunde war von der Kronacher Künstlerin Mirjam Gwosdek aufwendig von Hand gestaltet worden. Zudem wurde er mit einem Gutschein für einen Aufenthalt für zwei Personen in einem Jufa-Hotel nach Wahl beschenkt.

"Stadtentwicklung ist ein ständiger Prozess - und Sie kennen Kronach so gut wie niemand anders", würdigte die Bürgermeisterin die Leistungen derer, die im Mai aus dem Stadtrat ausgeschieden waren. Kronach verfüge über ein Riesenpotenzial. Die Stadt zu gestalten, sei eine herausfordernde Arbeit und mit Mühe verbunden. Es mache aber auch unwahrscheinlich viel Freude. Die Aufgaben eines Stadtrates seien umfangreich. Für die inhaltliche Projektarbeit gelte es, Sachverhalte zu prüfen, über Sitzungsunterlagen zu brüten, an Fraktions- und Ausschusssitzungen teilzunehmen, sich einzulesen, umfassend zu informieren, zu diskutieren und debattieren - und schließlich mit Sachverstand und gesundem Menschenverstand zu einem Ergebnis zu kommen. Stadträte vermittelten Bürgeranliegen und nähmen viele Verpflichtungen und Repräsentationsaufgaben war, wobei sie mit den Bürgern ins Gespräch kämen und oft auch unverblümte Rückmeldung erhielten. Dies sei auch richtig; mache man doch Politik für die Bürger der Stadt. Im Mai wurden neun neue Mitglieder im Gremium begrüßt, ebenso viel seien demnach auch ausgeschieden. Ihnen allen dankte die Bürgermeisterin für die freundschaftliche und sachliche Zusammenarbeit.

In sehr persönlicher Weise stellte Hofmann deren Engagement heraus. Besonders würdigte sie den jahrzehntelangen Einsatz von Edgar Dunst und Wolfgang Hümmer, die 27 beziehungsweise 36 Jahre im Stadtrat vertreten waren und von deren Erfahrungsschatz Jüngere profitiert hätten. Hümmer beispielsweise habe mit drei verschiedenen Bürgermeistern zusammengearbeitet.

Zwingmann wurde mit einem Kronacher Stadtlesebuch bedacht; die Stadträte mit jeweils einer Dankurkunde sowie einem Kronacher Stadtwappen. Dunst und Hümmer durften sich zusätzlich über einen Geschenkgutschein freuen. Sie trugen sich zum Abschied ebenso ins Goldene Buch der Stadt Kronach ein wie auch Altbürgermeister Wolfgang Beiergrößlein.

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