Zum Auftakt am Donnerstag fährt auch ein guter Bekannter des Freischießens auf den Schützenplatz. Ludwig Müller von "Eis Müller Nürnberg" kann Kronach während der Freischießen-Zeit nicht einfach streichen. "Meine Frau und ich verbringen jetzt unseren Urlaub hier in Kronach in unserem Wohnwagen", erklärt er seine besondere Beziehung zur Lucas-Cranach-Stadt. Bis vergangenen Montag hatte er zwei Geschäfte in Nürnberg geöffnet, um über die Runden zu kommen. Die wurden jetzt für die Urlaubszeit zugemacht. "Bis Ende August machen wir Sommerpause", sagt er.
Die Brüder Lorenz Müller und Ludwig Müller hatten von ihrem Vater Ludwig Müller senior jeder einen eigenen "Nürnberger Eispalast" bekommen. Das Geschäft des schon verstorbenen Ludwig Müller wird von dessen Ehefrau Hilda Müller und den drei Söhnen Lorenz, Ludwig und Andreas Müller betrieben. Schwester Angelika Schweitzer steht beim Freischießen mit ihrem Knusperhaus gegenüber des Autoscooters.
Die familiären Beziehungen der Familien Müller in den Kronacher Raum sind sehr intensiv. Großvater Ludwig Müller senior lernte einst beim Schützentanz seine Frau Agnes kennen. So entstand die Verwandtschaft zu Johannisthal. Die Oma hatte elf Geschwister, was für eine große Schar an Verwandten im Johannisthaler Bereich sorgte.
Dies sollte nicht alles bleiben, Amor schlug erneut zu: Alljährlich arbeiten viele junge Johannisthalerinnen während des Freischießens im "Eispalast" mit. Das war schon früher so. Auch Mutter Hilda aus Johannisthal kam einst in das Geschäft, um sich etwas dazuzuverdienen. Lorenz Müller lernte hier seine Frau kennen und so ist Johannisthal ein weiteres Mal mit der Familie "Eis-Müller" verbunden.
Auch ohne Freischießen nutzt Ludwig Müller die Zeit, sich mit Freunden und der Verwandtschaft in Johannisthal zu treffen. Wozu er sonst ja wenig Zeit hatte.
"Wir in Nürnberg sind viele Kollegen. Wir stehen jetzt oft bei Baumärkten mit Süßigkeiten und kleinen Imbissen. Es ist halt nichts Halbes und nichts Ganzes. Es ist nicht unser geregeltes Leben. Und es ist halt kein Volksfest", bedauert er die boronabedingten Absagen der großen Volksfeste in diesem Jahr. Die großen Fahrgeschäfte haben seiner Meinung nach die größten Probleme: "Für viele ist es existenzbedrohend", sagt er. Ludwig Müller befürchtet zudem, dass es gerade viele kleinere Schausteller nicht überleben werden. "Hoffen wir, dass es nächstes Jahr wieder läuft wie gewohnt", sagt er und eine gewisse Skepsis schwingt mit. "Man muss es so hinnehmen wie es ist, es bleibt nichts anderes übrig."