Er hat getrunken. Jeden Tag trinkt Yimenu Yibekal Alkohol – wenn er sein Medikament nicht nimmt. „Ich kann sonst nicht schlafen“, sagt der Äthiopier, blickt auf die weiß-blaue Schachtel Antidepressiva in seiner Hand. Vor ihm auf dem Weg des Flüchtlingsheims an der Ludwigstädter Straße in Kronach steht ein Dreirad. Grüner Plastiksitz und -lenker, roter Kunststoffrahmen: Seine Tochter Wengel fährt damit an sonnigen Tagen, wie diesem Freitag, die Pflastersteine zwischen den holzverschalten grauen Häusern auf und ab – vorbei an der ausgebrannten Wohnung, in der vor zweieinhalb Wochen Yibekals beste Freundin verblutete.