Kronach Gemeinsam für Lear-Beschäftigte

Karl-Heinz Hofmann
Tom Sauer führte musikalisch durch den Arbeitnehmerempfang. Foto: Hofmann

Der DGB beschwört auf dem Marienplatz einmal mehr Solidarität. Dabei ruft man auch auf, für den Erhalt der Arbeitsplätze beim Autozulieferer in Kronach zu kämpfen.

 
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Kronach - Der Arbeitnehmerempfang des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) findet traditionell am Vorabend des 1. Mai in der ehemaligen Synagoge Kronach statt. Aufgrund der Pandemie wich man heuer aber erstmals auf den Marienplatz aus. Außergewöhnlich war dann auch das dortige große Polizeiaufgebot. Alle Teilnehmer verhielten sich aber diszipliniert. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Tom Sauer.

Der DGB-Kreisvorsitzende, Wolfgang Schmitt, begrüßte unter anderem Kronachs Bürgermeisterin Angela Hofmann, Regionsgeschäftsführer des DGB Oberfranken, Mathias Eckardt, den Betriebsseelsorger Eckhard Joey Schneider und die Betriebsratsvorsitzenden Alexandra Barnickel von Rebhan FPS Kunststoff-Verpackungen aus Stockheim, Wolfgang Säum von W. Schillig aus Ebersdorf-Frohnlach sowie Annemarie Müller von Lear Corporation Kronach.

Gegen Krisenfinanzierung

Die drei Betriebsräte nahmen unter dem Motto „Solidarität ist Zukunft“ zu aktuellen Tarifverhandlungen und erfolgreich durchgesetzten Lohnerhöhungen Stellung. Annemarie Müller wies insbesondere auf den Kampf um die Arbeitsplätze in ihrem Unternehmen hin und dankte für den Rückhalt aus der Bevölkerung. Dies mache Mut und motiviere die Beschäftigten, für den Erhalt der Arbeitsplätze zu kämpfen.

Mathias Eckardt hob hervor, dass sich die Gewerkschaften mit aller Deutlichkeit gegen eine Krisenfinanzierung durch Anhebung des Renteneintrittsalters wehren würden. Denn die Krise habe die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter geöffnet. Während Großaktionäre nicht mehr wüssten, wo sie ihr Geld noch renditekräftig anlegen sollen, wüssten viele Arbeitnehmer nicht mehr, wie sie mit ihrem Einkommen sich und ihre Familie durch die Pandemie brächten. „Corona hat aber auch gezeigt, welche Kraft und Zugewandtheit in uns steckt. Die Krise hat viel Solidarität hervorgerufen“, so Eckardt. Er wünsche sich, dass dies auch noch nach Corona anhalte. Ausdrücklich bedauerte er die Entwicklung bei der Firma Lear. Nach Loewe sei dies der zweite Tiefschlag in Kronach. Zwar habe sich sehr viel Positives in der Kreisstadt getan, etwa im Hinblick auf die Hochschule. „Aber all das reicht nicht, wenn andererseits die industrielle Basis mit ihren Ausbildungsmöglichkeiten wegbricht. Es lohnt sich, alle Kraft aufzuwenden, um gegen Entlassungen bei Lear zu kämpfen“, so Eckardt.

„Nur Solidarität kann unsere Zukunft sichern“, meinte auch Betriebsseelsorger Eckhard Joey Schneider. Das gelte vor allem in Betrieben, in denen die Betriebsrätearbeit immer mehr unter Druck stünde. In vielen Betrieben im Landkreis gebe es keine Tarifbindung mehr, gewerkschaftliche Mitgliedschaft sei keine Selbstverständlichkeit. Stammbelegschaften würden gegen Leiharbeiter ausgespielt, so der Betriebsseelsorger. Man dürfe nicht nur Solidarität für die Zukunft beschwören, sondern müsse sie in der Gegenwart leben, forderte Schneider.

Nach Corona stark belastet

DGB-Kreisvorsitzender Schmitt erinnerte daran, dass man vergangenes Jahr diese Traditionsveranstaltung ganz der Pandemie opferte und ausfallen lassen musste. Dieses Jahr habe man neuen Mut gefasst. Man trete mit dieser Kundgebung für eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft ein. Schmitt meinte, man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass Arbeitnehmer auch nach Corona stark belastet würden. Insofern seien Gewerkschaften und Solidarität so wichtig wie nie.

Bürgermeisterin Angela Hofmann bezeichnete den Zusammenhalt und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Stadt als wichtigen Standortfaktor. Die Stadt habe derzeit besonders die Beschäftigten bei Lear, im Einzelhandel und der Gastronomie im Blick. Um solidarisch zu handeln, brauche es Verständnis. Sie appellierte, Solidarität und Fairness weiterzugeben. Die Stadt Kronach und der Stadtrat kämpfe solidarisch mit den Beschäftigten und der Gewerkschaft um den Erhalt der Arbeitsplätze bei der Firma Lear.

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