Kronach Gemeinsamer Kampf um Lear-Arbeitsplätze

Die Kronacher SPD, der Betriebsrat und die IG Metall fordern ein breites Bündnis für den Erhalt der Produktion in Kronach. Auf dem Spiel stehen mehr als 400 Jobs.

 
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Mehr als 400 Arbeitsplätze sollen am Lear-Standort in Kronach wegfallen. Dagegen regt sich Widerstand. Foto: Rainer Glissnik

Kronach - Die SPD-Stadtratsfraktion regt eine gemeinsame Initiative zum Erhalt der Lear-Fertigung in Kronach an. Das Unternehmen will die Produktion von Licht und Audio Modulen am Standort bis Ende 2025 einstellen (NP vom Freitag). Davon sollen mehr als 300, laut der Gewerkschaft IG Metall sogar mehr als 400 Mitarbeiter betroffen sein.

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„Gemeinsamkeit macht stark – für Lear am Standort Kronach! Damit müssen wir möglichst viel Druck aufbauen, die Arbeitsplätze von Kronach doch nicht abzuziehen“, schlug SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Völkl am Freitag vor, schnell und mit einer möglichst großen Zahl von Unterstützern aktiv zu werden. Mitmachen sollten neben Stadt und Landkreis Kronach weitere Gemeinden, die Abgeordneten, Gewerkschaften und Vertreter aus der Wirtschaft wie der IHK. Auch wenn es sicherlich nicht einfach sei, den amerikanischen Konzern von seinen Plänen abzubringen, so müsse jede Chance genutzt werden. Dafür solle die Initiative das Gespräch mit Lear suchen, um die Arbeitsplätze in Kronach zu erhalten. Schließlich sei das Werk hervorragend in Schuss und die Region biete qualifizierte, motivierte und zuverlässige Arbeitskräfte, so Völkl.

Auch wenn bestehende Produkte aus Kostengründen verlagert werden sollten: Laut Völkl müsse Lear überzeugt werden, neue, innovative Produkte nach Kronach zu verlagern. Gerade im Segment von Elektronik und Innenausstattung/Sitzsysteme gebe es derzeit in der Automobilindustrie eine intensive Weiterentwicklung und große Chancen für die Zulieferindustrie. Diese solle Lear auch vom Standort Kronach aus nutzen und erschließen.

Für ein breites Bündnis

Die Anregung der SPD stößt bei der IG Metall-Geschäftsstelle Coburg auf viel Zustimmung. „Für den Erhalt der Arbeitsplätze hoffen wir auf ein breites Bündnis in der Region aus Politik, Kommunen, Wirtschaft und Gesellschaft“, heißt es in einer Pressemitteilung vom Freitag. Die Schließung des Produktions-Standorts Kronach würde das Aus für mehr als 400 Beschäftigte bedeuten. Laut der politischen Sekretärin Nicole Ehrsam hat die Sparte Audio und Licht im Lear-Konzern seit Jahren ein eher stiefmütterliches Dasein geführt. Seit Längerem bemängelten die Betriebsräte vor Ort, dass sich das lokale Management, aber auch die zuständigen Headquarters in Spanien und USA nicht genug für den Fortbestand der Produktion am Standort Kronach einsetzen würden, sondern eher noch Unterstützung für andere Standorte lieferten.

Seit Anfang 2020 habe man versucht, die Audio- und Licht-Sparte durch einen Verkauf aus dem Konzern zu lösen. Ehrsam: „Nach dem Scheitern des Verkaufs Anfang Januar schwante den Betriebsräten schon Böses. Doch dass die komplette Produktion bis spätestens Ende 2025 geschlossen werden soll, ist ein Paukenschlag, auch für den gebeutelten Kronacher Industriestandort.“

„Wir sind unfassbar enttäuscht und wütend, gerade auch auf das Management“, beschrieb am Freitag Betriebsratsvorsitzende Manuela Walther die Stimmung. „Der Betriebsrat wird für den Standorterhalt kämpfen.“ Es komme zwar immer wieder zu Neuanläufen, aber nicht in Deutschland, sondern in Low-Cost-Countries wie Marokko oder Mexiko. Besonders bitter sei die Tatsache, dass Aufträge in greifbarer Nähe wären, die die Produktion über 2025 hinaus sicherstellen könnten, der Lear-Konzern aber kein Interesse an diesen gewinnbringenden Aufträgen mehr habe. Sie begrüßte den SPD-Aufruf : „Wir sind dankbar für Ihre Initiative um den Erhalt der Arbeitsplätze bei Lear in Kronach. Wir sind dankbar für Ihre Initiative um den Erhalt der Arbeitsplätze bei Lear in Kronach. Eine Welle der Solidarität seitens umliegender Betriebe ,der IG Metall Coburg,Vertretern aus Politik und Wirtschaft stärkt uns als Arbeitnehmervertreter bei Lear den Rücken und lässt uns in dieser Zeit nicht im Regen stehen.“

Nicole Ehrsam ist entsetzt über das Gebaren des Arbeitgebers. „Ein modernes, hochtechnologisches Unternehmen mit sehr flexiblen Facharbeitern, das auch noch profitabel arbeitet, einfach so vor die Wand zu fahren, ist völlig unverständlich.“

Der Betriebsrat und die IG Metall kündigten an, mit dem Arbeitgeber Verhandlungen aufzunehmen. Eine offizielle Stellungnahme der Geschäftsleitung lag den Gewerkschaftern am Freitag nicht vor.

CSU will sich für zukunftsfähige Lösungen einsetzen

Mit großer Sorge blickt auch der CSU- Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner auf die jüngsten Entwicklungen bei der Lear-Niederlassung in Kronach. Er will die betroffenen Beschäftigten nicht im Regen stehen lassen, sondern sich gemeinsam mit Landrat Klaus Löffler und der Kronacher Bürgermeisterin Angela Hofmann für zukunftsfähige Lösungen einsetzen: „Es muss noch einmal auf den Prüfstand kommen, ob es tatsächlich keine Alternativen zur Einstellung der Produktion gibt. Mein Ziel ist, eine alternative Lösung zu finden. Kommt es zu Entlassungen, muss es möglichst sozial verträgliche Angebote für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben“, wir Baumgärtner am Freitag in einer Pressemitteilung zitiert. Er habe bereits mit Vertretern der Geschäftsleitung am Standort Kronach und des Betriebsrats bei Lear Kontakt aufgenommen. „Ich werde ein Gespräch mit allen Beteiligten und Vertretern der Staatsregierung organisieren“, erklärt er. Für die Kronacher Bürgermeisterin Angela Hofmann ist klar: „Der Lear-Standort mit seinen 300 Arbeitsplätzen in der Produktion ist für unsere Stadt und die ganze Region enorm wichtig“. Und Landrat Klaus Löffler pflichtet ihr bei: „Damit unser Landkreis eine gute Zukunft hat, müssen wir um jeden Arbeitsplatz kämpfen“.