Kronach Goldstücke vom Rhein-Ufer

Peter Müller
Das Coburger Kammertrio mit (von links) Andreas Hilf, Antonio Grimaldi und Edgar Eichstätter luden im Kronacher Kreiskulturraum zu einem romantischen und leidenschaftlichen Musik-Abend ein. Foto: Peter Müller Quelle: Unbekannt

Das "Coburger Kammertrio" präsentiert in Kronachs vhs-Musikring Raritäten aus der Kammermusik. Eine Werbung für Konzerte in Corona-Zeiten.

 
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Kronach - Großes Interesse hat dem ersten Konzert des "vhs-Musikrings" im Kronacher Kreiskulturraum gegolten. Mit Ulrike Hünefeld an der Spitze hatte er sich aufgemacht, die strengen Vorschriften in Corona-Zeiten mit vielen Helfern der Berufsfachschule für Musik zu bewältigen, um Künstlern und Publikum wieder Raum für Kunstgenuss zu schaffen. Das Konzert am Samstag war Beweis und Werbung für eine risikofreie Möglichkeit, vielen Künstlern und dem Publikum wieder Luft zu schaffen, um ihr Leben zu bereichern. Auch das Warten von Musikfreunden auf Rückgabekarten war gelegentlich erfolgreich.

Die drei Musiker des "Coburger Kammertrios" - Edgar Eichstätter an der Klarinette, Andreas Hilf an der Viola und Antonio Grimaldi am Flügel - , die sich seit 2010 dem Repertoire für diese seltene Kammermusikbesetzung widmen, hatten Raritäten aus Romantik und Klassik mitgebracht. In ihrer Märchenhaftigkeit oder Dramatik verzauberten und begeisterten sie die über den ganzen Kreiskulturraum verteilten Besucher.

Mit den verheißungsvollen "Märchenerzählungen" von Robert Schumann nahm ein intensives, gefühlvolles Konzert seinen Anfang. Schumann blickt in seinem späten Erinnerungswerk in vier Sonatensätzen auf sein Leben zurück. Elegische Melancholie wechselt mit lebhaften, dramatischen Erfahrungen der Hoffnung, des stolzen Erfolges und der Kraft. Das pralle Leben, das in drängenden Momenten der Solisten oder im Rhythmus eines Ländlers aufscheint, bleibt dennoch immer in der Reflexion hinter einem Schleier des Zweifels und zarter Tristesse.

In großen melodischen Linien berauscht Max Bruch mit drei von acht Stücken, die er für seinen Sohn, einem bekannten Klarinettisten, 1908 geschrieben hatte. Rhapsodische Themen vereinen sich zu einer dichten, intensiven Klangsymphonie, die - in der Auswahl des Trios - ihren heimlichen Höhepunkt in einer "Rumänischen Melodie" findet, die dem Hörer direkt in den Bauch geht und den Kopf verwirrt. Starke Gefühle durch die sonore Lage der Viola und der Klarinette, zu denen das Klavier "tonangebend" ist.

Da in Corona-Zeiten Pausen abgeschafft sind, mussten sich die Musiker wie das Publikum für die Würdigung des Jubilars 2020, Ludwig van Beethoven, dessen Feier man sich Anfang des Jahres noch ganz anders vorgestellt hatte, musikalisch neu ausrichten. Auch Beethoven war ein Kind des Rheins. Als ein rares Rheingoldstück fanden die Musiker sein Arrangement eines Septetts, das für sie als "Trio in Es-Dur" wie erfunden erschien. Es zeigt sich als sehr variables Divertimento mit sinfonischen Ambitionen. Ausgehend von einem kräftigen, aber statischen Thema und einem Thema, das Bewegung und Veränderung verspricht, entscheidet sich der revolutionäre Komponist für Sturm und Drang. Doch das bewegende Moment ist eine zarte Melodie, kein Sturm, volkstümlich liebliche Versöhnung. Bevor Beethoven diese Idee im abschließenden Satz erneut aufgreift, indem er ein tiefsinniges sinfonisches Motiv vorstellt, dann aber verwirft und freudiges und temporeiches Musizieren dagegensetzt, lässt er Klarinette und Viola wunderbar in pastoraler Atmosphäre singen und tanzen, sich variationsreich in einem Reigen drehen und an musikalischen Scherzen erfreuen. Eine spritzig-witzige Vorgabe für temporeiche präzise Freude an tänzerischer Leichtigkeit und rhythmisch bewegter Musikalität.

Die Musiker wie die Besucher verfielen ganz diesem ansteckenden Gefühl, der Freude an Melodie und Rhythmus. Mit seinem begeisterten Applaus forderte das Publikum ein Da-Capo, in dem sich zum Schluss das Trio in unterschiedlicher Geschwindigkeit selbst übertraf und so für noch mehr Freude sorgte. Ein romantischer und leidenschaftlicher Musik-Abend, der für ein Mehr an Konzerten auch in ländlichen Regionen stand.

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