Kronach Hospizverein stellt sich neu auf

Maria Löffler
Christian Kaufmann ist seit Kurzem neuer Koordinator beim Kronacher Hospizverein. Foto: /Maria Löffler

Die Begleitung Sterbender wird in Zeiten von Corona noch schwieriger. Das hält die Ehrenamtlichen inKronach nicht davon ab, es dennoch zu tun – mit einem neuen Koordinator.

 
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Kronach - „Wir erfinden das Sterben nicht neu, denn wir wissen auch nicht, wie es geht. Es gibt kein Patentrezept. Sterben wurde in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr aus dem Leben herausgenommen, deshalb haben wir den Tod vergessen.“ Worte aus dem Mund des neuen Koordinators des Kronacher Hospizvereins, Christian Kaufmann. Er wünscht sich, das Endliche in die Gesellschaft zurückzutransportieren, damit das Sterben nicht mehr anonym geschieht.

Ein paar Fakten über sich verrät er ebenfalls: „Ich bin 42 Jahre alt und wohne in Rödental.“ Vor 25 Jahren habe er seine Ausbildung als Krankenpfleger abgeschlossen und sei während seiner ganzen Laufbahn auch immer mit dem Thema Sterben in Berührung gekommen. Und auch damit, dass es „menschenwürdig“ sein sollte. Und er berichtet von Situationen, bei denen ein Sterbender im Stationsbad des Krankenhauses untergebracht worden sei. „Dann machte man das Licht aus und früh war der Betreffende tot.“ Eine solche Situation mag man sich heute kaum noch vorstellen, aber genau diese Umstände hätten dazu geführt, Menschen für die Hospizarbeit zu gewinnen. Er argumentiert: „Sterbebegleitung ist Lebensbegleitung.“

Nun sei er in Kronach angekommen, fühle sich „freundlich und freudig aufgenommen“. Seine Aufgabe beschreibt er mit der Vernetzung zwischen dem Ehrenamt und der Zusammenarbeit mit Pflegediensten, Therapeuten, Ärzten und den betroffenen Familien. „Es geht darum, dass in bestimmten Situationen jemand da ist, der die Lage von außen neutral, distanziert und professionell betrachtet.“

Weg zu einem friedlichen Ende

Damit meint Kaufmann die Hospizmitarbeiter, die als Sterbebegleiter einen Weg mitgehen, der zwar nicht zu einem glücklichen, aber vielleicht zu einem friedlichen Ende führen kann. „Es entwickeln sich Freundschaften, die manchmal sehr lange halten. Und man kümmert sich oft nicht nur um den Sterbenden, sondern um seine Familie. Dazu braucht es Sensibilität und Einfühlungsvermögen. Man muss es ja auch aushalten können. Am Ende hat es einfach etwas mit Menschlichkeit zu tun.“

Und dann kommt Christian Kaufmann unweigerlich auch auf das Thema Corona zu sprechen, das „eine ganz neue Verabschiedungskultur geschaffen hat“. Corona mache körperliche Zuwendung wie ein Streicheln der Hand oder auch einmal eine Umarmung fast gänzlich unmöglich, aber gerade das sei einer der wichtigesten Bestandteile der Sterbebegleitung. „Wir bieten Trost, Mitgefühl und Empathie, aber das alles kann gerade leider nur verbal stattfinden.“

Kaufmann spricht auch davon, dass es kein „Patentrezept“ gäbe fürs Zuhausesterben. „Manchmal geht das ja auch gar nicht,“ räumt er ein und ergänzt: „Aber wir geben Angebote an die Hand, tun, was in unserer Macht steht.“ Und es käme auch schon mal vor, dass man von den Sterbebegleitern verlange, ihre Identität zu verschleiern, oder eben einen anderen Grund für die Betreuung anzugeben. „Das tun wir auf keinen Fall. Man muss sich auf uns einlassen, sonst funktioniert das nicht.“ Anders umgehen könne man vielleicht mit dem Thema: „Das Hospizauto nicht direkt vor der Haustür zu parken wegen der Nachbarn.“ Hierfür habe er durchaus Verständnis, das sei kein großer Akt.

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