Kronach Immer mehr Wertstoffe landen im Container

Karl-Heinz Hofmann

Der Trend zeichnete sich bereits 2019 ab. Corona befeuert ihn nochmal: Viele Kronacher nutzten offenbar die Zeit, um alte Geräte auszumustern, wie im Abfallwirtschaft- und Umweltausschusses des Landkreises zu hören war.

 
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Die Abfallwirtschaft im Landkreis Kronach hat gerade in Corona-Zeiten besondere Herausforderungen zu meistern. In den Wertstoffhöfen nahmen die Annahmen auch von Elektroteilen drastisch zu. Der Sperrmüll hat eine Abholfrist schon bis Mitte August bei sofortiger Anmeldung. Foto: Karl-Heinz Hofmann Quelle: Unbekannt

Kronach - Unter Leitung von Landrat Klaus Löffler hat am Dienstag die erste Sitzung des Abfallwirtschaft- und Umweltausschusses des Landkreises Kronach im Feuerwehr- und Atemschutzzentrum Kronach stattgefunden. Von den zehn ordentlichen Mitgliedern des Gremiums konnte der Vorsitzende sieben Neue begrüßen.

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Die Abfallbilanz

Die vorgestellte Abfallbilanz für 2019 weist ein Gesamtabfallaufkommen von circa 37 500 Tonnen auf. Diese setzt sich aus 23 300 Tonnen Wertstoffe und 14 200 Tonnen Restabfall (12 000 Tonnen Hausmüll, 2200 Tonnen Sperrmüll), zusammen. Unter Wertstoffe werden 2100 Tonnen Glas, 5000 Tonnen Papier, 150 Tonnen Metall, 12 000 Tonnen Grüngut, 250 Tonnen Holz, 1650 Tonnen Leichtverpackungen und 2150 Tonnen sonstiger Müll aufgeführt.

Dies war Anlass genug, um die neu vom Kreistag in den Ausschuss berufenen Mitglieder umfassend und ausführlich über die Aufgaben der Abteilung Abfallwirtschaft im Landratsamt zu informieren. Zusätzlich wird man am 2. Oktober eine Klausurtagung abhalten und auch die verschiedenen Stationen im Zusammenhang mit Abfallentsorgung besuchen.

"Wir habe es mit einem außerordentlich wichtigen Ausschuss des Kreistags zu tun, der sich mit der komplexen Aufgabenstellung der Abfallwirtschaft zu befassen hat. Die Abteilung befasst sich nicht nur mit der Entsorgung, sondern auch mit Bereichen wie Abfallvermeidung, Bürgerinformation, Öffentlichkeitsarbeit, Gebührenkalkulation und Abrechnung", so der Landrat. Der Bürgerservice stehe dabei immer im Vordergrund.

Löffler stellte im Anschluss den Neuen Sachgebietsleiterin Susanne Knauer-Marx und deren Stellvertreter Thomas Mattes vor. In der über dreistündigen Sitzung führte Mattes dann die Kreisräte in die Thematik ausführlich ein. Kern der abfallwirtschaftlichen Aktivitäten sei die fünfstufige Abfallhierarchie und deren Umsetzung innerhalb bestehender Strukturen. Die grundsätzliche Stufenfolge besteht aus Abfallvermeidung, Wiederverwendung, Recycling, sonstiger Verwertung von Abfällen und schließlich der Abfallbeseitigung. Neben den ökologischen Auswirkungen würden auch technische, wirtschaftliche und soziale Folgen berücksichtigt. Allerdings räumt Mattes ein, die Ökologie habe oft keine Chance gegen "Ökonomie und Wirtschaft". Es bedürfe großer Anstrengungen in Logistik und Organisation, um alles in richtigen Bahnen zu lenken. Dazu stehe für die Abfallwirtschaft die Gewährleistung einer geordneten Abfallentsorgung in Zusammenarbeit mit beauftragten Unternehmen sowie die Erledigung der Anliegen von Bürgern. Dazu zählten Beratung, Bearbeitung von Beschwerden, Änderungen für die Gebührenrechnung bis zum Betrieb der zugehörigen Einrichtungen. Derzeit gibt es im Landkreis zwölf Wertstoffhöfe, neun Kompostplätze und eine Bauschuttdeponie. Dazu kommen Sperrmüllabholung und Problemmüllsammlung. Im Mittelpunkt stünden dabei die Dienstleistung für den Kunden und verantwortungsvoller Umgang mit den Abfallgebühren. Eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den politischen Gremien bilde die entscheidende Grundlage für notwendige konzeptionelle Entscheidungen, wie sie des Öfteren auch durch Gesetzesänderung erforderlich würden.

Knauer-Marx berichtete im Anschluss über Einnahmen und Ausgaben aus der Betriebsabrechnung. In der Abfallwirtschaft wurde demnach ein Überschuss von 115 881 Euro erwirtschaftet. Das Aufkommen an Abfallentsorgungsgebühren belief sich 2019 auf 4,559 Millionen Euro, damit liegen die Gebühreneinnahmen circa 100 000 Euro über dem Haushaltsansatz. "Insgesamt schließt die Abfallwirtschaft mit Bauschutt mit 5 192 384 Euro Einnahmen und mit 5 036 503 Euro Ausgaben ab", so Knauer-Marx. Was auffalle, sei die immer intensivere Nutzung der Wertstoffhöfe, die Einnahmen hätten hier 2019 bei rund 112 000 Euro gelegen. Dagegen habe man einen Einnahmeeinbruch bei Papiererlösen verbucht, die sich auf nur rund 197 000 Euro eingependelt hätten. Im Haushaltsansatz habe man hier mit 260 000 Euro gerechnet. "Es ist deutlich, dass Abfuhrkosten und Verbrennungsgebühren beim Müllheizkraftwerk, die der Zweckverband der Abfallwirtschaft als Betreiber festsetzt, großen Einfluss auf die Gebührenhöhe haben. Die zum 1. Januar 2019 vorgenommene Neukalkulation der Gebühren war mit dem Ziel einer Gebührenstabilität bis 2021 verbunden. Ebenfalls sind die Verbrennungsgebühren im Interesse der Verbandsmitglieder mit einer Stabilität von mindestens vier Jahren kalkuliert", so die Abteilungsleiterin. Dennoch sehen die Verantwortlichen am Landratsamt weiterhin bestehende Unsicherheitsfaktoren. So sei aufgrund der Entwicklungen am Abfallmarkt (fehlende Anlagen, Kapazitätsprobleme, höhere technische und fachliche Anforderungen an die Anlagen) mit geringeren Verwertungserlösen und steigenden Verwertungs- und Entsorgungskosten zu rechnen. Dazu kämen noch unvorhergesehene Entwicklungen wie derzeit die Corona-Pandemie. Außerdem liefen immer noch Verhandlungen mit den Dualen Systemen, die zu erzielenden Ergebnisse kämen den Gebührenzahlern zugute. Andererseits erwarte man aber Preissteigerungen bei der Inanspruchnahme der Leistungen bei beauftragten Dritten. Für die Überwachung und Rekultivierung der ehemaligen Bauschuttdeponien würden im Kalkulationszeitraum bis 2021 erhebliche zusätzliche Aufwendungen anfallen, die ebenfalls gebührenfinanziert werden müssen.

Die Corona- Pandemie brachte neben der Notwendigkeit, die Entsorgungssicherheit aufrechtzuerhalten, auch noch eine extreme Zunahme an Wertstoffen. Landrat Löffler dankte allen Mitarbeitern für ihr Engagement. Sie seien in den vergangenen Monaten bis an die Grenzen gefordert worden. Dennoch hätte man die bisherige Phase ohne Einschränkungen gemeistert.